Moers Neue Darm-Spezialistin am Bethanien

Moers · Caterina Schulte-Eversum ist neue Leitende Ärztin für Proktologie im Krankenhaus Bethanien. Die 39-Jährige stellt eine "Sprachlosigkeit" bezüglich der Region um Mastdarm und After fest, die sie gerne überwinden möchte.

 Caterina Schulte-Eversum (links) und Almut Raabe, Leitende Oberärztin der Frauenklinik.

Caterina Schulte-Eversum (links) und Almut Raabe, Leitende Oberärztin der Frauenklinik.

Foto: KBM

"Ich versuche, die Menschen dort abzuholen, wo sie sich gerade befinden. Das hört sich einfach an, ist aber das Schwierigste, was es gibt", sagt Caterina Schulte-Eversum. Oder: "Jeder tickt anders. Bei dem einen Menschen kann ein lockerer Spruch Türen öffnen, bei dem anderen Ernsthaftigkeit." Sie hat nicht Kommunikationspsychologie studiert, ist aber auch Kommunikationspsychologin. Ist die promovierte Ärztin doch Proktologin und leitet seit Ende 2017 die Sektion Proktologie des Krankenhauses Bethanien, in der Mastdarm und After im Mittelpunkt stehen, über die viele Menschen nur ungern sprechen.

"Es ist eine schamhafte Region", erzählt die Düsseldorferin, die im April ihren 40. Geburtstag feiert. "Es gibt keine andere Körperregion, über die so viele Witze gemacht werden. Das liegt an der Sprachlosigkeit."

Sie will diese Sprachlosigkeit überwinden, wie Giulia Enders, die als angehende Medizinerin 2014 das Buch "Darm mit Charme" veröffentlichte, das gleich in der Bestsellerliste der Sachbücher ganz nach oben schoss. Dabei bewegt sich Caterina Schulte-Eversum auf dem schmalen Grat von Charme und Scham, wenn sie mit ihren Patienten beispielsweise über Hämorrhoiden, Stuhlinkontinenz oder Beckenbeschwerden spricht.

"Die Proktologie ist facettenreich", berichtet die Ärztin, die in Düsseldorf, Nantes und Marseille Medizin studierte, um später unter anderem in Remscheid und Wuppertal in der Unfallchirurgie und der Bauchchirurgie zu arbeiten. "Kinder und Erwachsene kommen, Männer und Frauen. Junge Frauen leiden zum Beispiel nach einer Geburt manchmal an Inkontinenz. Da spricht Frau und Mann nicht so drüber."

2012 entdeckte Caterina Schulte-Eversum die Proktologie für sich. Da arbeitete die gebürtige Bonnerin, die in Düsseldorf ihre Jugend verlebte, zwei Monate für eine Ärzteorganisation freiwillig in einem Krankenhaus in der nordindischen Stadt Bihar. "Ein junger Mann mit richtig dicken Hämorrhoiden hatte Schmerzen", blickt sie zurück. "Wir holten einen Übersetzer hinzu, der das Hindi des jungen Mannes übersetzte." Zusammen mit einem anderen Arzt operierte sie, und der Patient gesundete. Damals entschied sie, sich auf die Proktologie zu spezialisieren.

Als sie an das Petrus-Krankenhaus nach Wuppertal zurückkehrte, legte sie ihren Schwerpunkt auf die Medizin um Mastdarm und After. Im Juni 2016 wechselte sie zum Krankenhaus Bethanien, um in der Sektion Proktologie zu arbeiten, die sich durch den Leitenden Arzt Professor Dr. Ralf-Olaf Raasch im westlichen Ruhrgebiet und am Niederrhein einen Ruf aufgebaut hatte.

Im Herbst 2017 übernahm Schulte-Eversum die Leitung, als er in den Ruhestand ging. "Einige Patienten haben eine lange Leidensgeschichte", erzählt sie. "Sie merken, dass sie etwas haben. Aber sie kommen nicht, weil sie sich schämen. Dabei beißen wir nicht."

Um die Scham abzubauen, über Mastdarm und After zu sprechen, will das Krankenhaus Bethanien regelmäßig zu Informationsnachmittagen einladen. Zukünftig soll es jedes Halbjahr einen solchen Informationsnachmittag rund um die Proktologie geben.

Für Dienstag, 20. März, laden die Frauenklinik und die Proktologie des Moerser Krankenhauses Bethanien zu einem Informationsnachmittag "Inkontinenz bei Frauen und Männer" ein, der um 16 Uhr im Personalcafé beginnt.

Dr. Almut Raabe, Leitende Oberärztin der Frauenklinik, referiert zum Thema: "Hilfe bei Beckenbeschwerden und Harninkontinenz". Dr. Caterina Schulte-Eversum sprich zum Thema "Stuhlinkontinenz - Was tun?" Anschließend stellen Martina Hamann und Doris Abels, staatlich geprüfte Gymnastiklehrerinnen, Übungen zur Stärkung des Beckenbodens vor, bei dem die Besucher des Informationstages mitmachen können.

Während des Informationsnachmittages, der bis 19 Uhr dauert, haben die Besucher die Möglichkeit, individuelle Gespräche zu führen. Der Eintritt ist frei.

(got)
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