Moers/Kamp-Lintfort Musikalische Sternstunden

Moers/Kamp-Lintfort · Nach dem gefeierten Eröffnungskonzert ging die Erfolgsreihe im Kammermusikfest Kloster Kamp 2015 weiter. Hochkarätige Konzerte in Kamp-Lintfort, Moers und Baerl begeisterten das Publikum.

 Beim diesjährigen Kammermusikfest begeisterten die Künstler ihre Zuhörer. Auch das Trio Boris Garlitsky, Florian Peelman und Alexander Hülshoff (v.l.) bewies sein einzigartiges Niveau.

Beim diesjährigen Kammermusikfest begeisterten die Künstler ihre Zuhörer. Auch das Trio Boris Garlitsky, Florian Peelman und Alexander Hülshoff (v.l.) bewies sein einzigartiges Niveau.

Foto: Klaus Dieker

Das zwölfte Kammermusikfest Kloster Kamp scheint alle Rekorde sprengen zu wollen: Nach dem Auftakt im voll besetzten Audimax der Hochschule Rhein-Waal durften die Veranstalter sich auch an den Folgetagen über ausverkaufte Konzertsäle und Beifallsstürme des Publikums freuen.

Am zweiten Festivaltag sorgten in der Alten Schmiede der Klarinettist Thorsten Johanns, der Geiger Boris Garlistky und der Pianist Andrew Harley mit einer überwältigenden Interpretation von Aram Chatschaturjans grandiosem Klarinettentrio, einem vitalen Stück mit folkloristischen Anklängen und Tanzmelodien, für Furore. "Das war einfach der Hammer", schwärmte Organisatorin Jeannette von der Leyen. Eine Sternstunde der Kammermusik, von denen die diesjährige Festivalausgabe einige zu bieten hat.

Die Nächste gab es dann am Freitagabend im Rokokosaal Kloster Kamp. Nach Regers Streichtrio op. 77b in einer sehr gefühlvoll und erfrischend schnörkellosen Interpretation durch Kamilla Schatz (Violine), Alfredo Zamarra (Viola) und Katharina Apel (Violoncello) stand Beethovens virtuose c-Moll-Duosonate op. 30/2 auf dem Programm - ein düsteres und höchst anspruchsvolles Werk das den Interpreten alles abverlangt.

Für die Geigerin Lena Neudauer brachte sie im Kamper Konzert eine besondere Herausforderung, denn nur zwei Tage später sollte sie diese Sonate im Rheingau-Musikfestival spielen, allerdings nicht mit Christopher Hinterhuber, der ihr im Rokokosaal ein souveräner Klavierpartner war, sondern mit der Pianistin Lauma Skride. Zwei unterschiedliche Interpretationsansätze in so engem Zeitrahmen - eine immense Aufgabe, deren erste Hälfte in Kamp von der jungen Geigerin in mutiger Klarheit scheinbar mühelos bewältigt wurde.

In ruhigem Amabile-Tonfall ging es nach der Pause mit Regers Sonate op. 120/2 weiter, die ursprünglich für Klarinette und Klavier komponiert wurde und hier in der Fassung für Viola und Klavier zu hören war - gespielt von Alexander Zemtsov und Roland Krüger, was sich als künstlerischer Glücksfall erwies. Schon nach der ersten Probe zu Beginn des Festivals harmonierten die beiden so perfekt, dass die Zuhörer erstaunt fragten: "Was soll hier eigentlich noch verbessert werden?"

Ein paar kleine Details wurden im Lauf der Woche noch ausgefeilt - und wer schon immer einmal eine maßstabsetzende Interpretation dieser Reger-Sonate hören wollte, war bei diesem harmonischen Instrumentendialog im Klingenden Kloster richtig.

"Traumhaft, einfach nur traumhaft, das war mit das Beste, was ich je gehört habe!", schwelgte Besucherin Irene Postelt, die dem Festival seit Jahren die Treue hält. Auch der Bratscher Alexander Zemtsov, ein Neuling im Kamper Musikerreigen, war mehr als zufrieden: "Es war ein Genuss, mit Roland Krüger zu spielen, er ist so ein wunderbarer Pianist. Überhaupt trifft man hier so gute Musiker, das macht wirklich Spaß."

Das konnten auch die Besucher der Samstags-Soirée im Moerser Martinstift bestätigen, die einen hochromantischen Abend präsentiert bekamen: Schuberts Streichtrio D 581 mit Boris Garlitsky (Violine), Florian Peelman (Viola) und Alexander Hülshoff (Violoncello), Schumanns Fantasiestücke op. 88 mit Christopher Hinterhuber (Klavier), Kamilla Schatz (Violine) und Christopher Franzius (Violoncello) und zum Abschluss Schuberts Klaviertrio D 898 mit Andrew Harley (Klavier), Lena Neudauer (Violine) und Katharina Apel (Violoncello): Drei unterschiedliche Trios, drei großartige Interpretationen, alle verschieden und doch jede auf ihre Weise reizvoll.

(RP)
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