Moers Musikalische Impressionen zum Jubiläum der Reformation

Moers · Das Orchester an der Stadtkirche spielte bei seinem Konzert Musik zur Reformation. Das Publikum erlebte dabei eine Welturaufführung.

 Unter Leitung von Stefan Büscherfeld spielte das Orchester an der Stadtkirche Werke von Johann Sebastian Bach, Claes J. Biehl und Felix Mendelssohn.

Unter Leitung von Stefan Büscherfeld spielte das Orchester an der Stadtkirche Werke von Johann Sebastian Bach, Claes J. Biehl und Felix Mendelssohn.

Foto: kdi

Im Juli hatte das Orchester an der Stadtkirche Moers ein umjubeltes Konzert mit Musik aus Filmen wie "Star Wars" und "Harry Potter" gegeben. Mit einem völlig gegensätzlichen Programm kehrten die Orchestermusiker am Samstagabend in die Moerser Stadtkirche zurück. So wurden diesmal anlässlich ihres Jubiläumsjahres drei Werke gespielt, die sich der Reformation widmen. Gemeinsam mit dem Projektchor der Stadtkirche Moers eröffnete das Orchester das Konzert mit der berühmten Kantate "Ein fester Burg ist unser Gott" von Johann Sebastian Bach.

Er komponierte diese Kantate aus Anlass des Reformationsfestes zwischen 1728 und 1731 nach einem Lied von Martin Luther. Die Kantate zeugt von einem unerschütterlichen Vertrauen in Gott und den Sieg des Guten mit Jesu Hilfe. Die Sängerinnen und Sänger des Projektchores meisterten die anspruchsvollen Choräle, von denen der erste ein Musterbeispiel der Polyphonie darstellt, während die anderen beiden unisono gesungen werden, ganz hervorragend. Bei den Arien und Rezitativen zeigten sich auch die Sopranistin Evelyn Ziegler, die Altistin Cornelia Orendi, der Tenor Wolfgang Klose und der Bass Gregor Finke stimmlich von ihrer besten Seite.

Im Anschluss an die barocke Kantate erlebten das Publikum in der Stadtkirche dann eine Welturaufführung. Der in Moers geborene Komponist Claes Jasper Biehl hat sein Werk mit dem Titel "Re:formationen...Stille verwandelt..." eigens für das Orchester an der Stadtkirche komponiert. Laut Aussage des Komponisten, der bei der Premiere anwesend war und dem Publikum seine Komposition kurz erläuterte, hat er den Begriff der Reformation überaus wörtlich genommen. "Mein Stück wählt keine programmatische, sondern eine vornehmlich musikimmanente Perspektive, das heißt im Fokus steht der Aspekt abstrakten Umformierens", erklärte der Komponist. Indem musikalische Formen zerstört und neu angeordnet werden, will Claes Jasper Biehl deutlich machen, dass die Dinge immer wieder in Frage gestellt werden müssen und nichts wirklich unerschütterlich ist.

Die avantgardistische Komposition, bei der sich die Chormitglieder im Kirchenschiff verteilt hatten und ziemlich unvermittelt die Zeile "Die Urnen der Stille sind leer" aus dem Gedicht "Finsternis" von Paul Celan rezitierten, löste bei zahlreichen Konzertbesuchern, die sichtlich unruhig wurden und teilweise zu tuscheln begannen, allerdings Ratlosigkeit und Unverständnis aus. Der Applaus war dementsprechend zurückhaltend. Das ist durchaus nachvollziehbar, denn statt mit Melodiebögen wurden sie mit musikalisch ungewohnten Fragmenten konfrontiert. Ganz anders fielen die Reaktionen auf die "Reformationssymphonie" von Felix Mendelssohn Bartholdy aus, die das Orchester an der Stadtkirche zum Abschluss des Konzertes spielte.

Nachdem die letzten Töne der Symphonie, in der Mendelssohn den Bach-Choral "Ein fester Burg ist unser Gott" ebenso zitiert wie das bekannte "Dresdener Amen", verklungen waren, erhoben sich die Zuhörer von ihren Plätzen und spendeten stehend Beifall.

(cas)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort