Moers Museum zeigt Spielzeug aus dem Kaiserreich

Moers · Die neue Sonderausstellung im Grafschafter Museum zeigt, wie sich der Erste Weltkrieg in den Kinderzimmern widerspiegelte.

 Sarah Breuer (oben) hat die Ausstellung konzipiert. Zu sehen sind Panzer, aber auch ein Spiel, bei dem Kinder Zeppeline abschießen konnten (unten).

Sarah Breuer (oben) hat die Ausstellung konzipiert. Zu sehen sind Panzer, aber auch ein Spiel, bei dem Kinder Zeppeline abschießen konnten (unten).

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Auf der Treppe zum Dachboden des Grafschafter Museums stehen Heerscharen von Soldaten - im Miniaturformat. Und der Stellungskrieg auf dem Schlachtfeld ist bis ins letzte Detail nachgestellt. Die Figuren standen im Deutschen Kaiserreich in vielen Kinderzimmern neben Pickelhaube und Uniform. "Der Erste Weltkrieg war nicht nur Kampf um Territorien, sondern auch um Meinungen", betont Museumsleiterin Diana Finkele. Propaganda wütete nicht nur auf den Straßen. "Es wurde auch im Kinderzimmer mobil gemacht." Und davon erzählt die neue Sonderausstellung im Grafschafter Museum: "Kriegsspiel. Der Erste Weltkrieg im Kinderzimmer" wird am Sonntag, 18. Oktober, eröffnet. Konzipiert wurde die Ausstellung von Volontärin Sarah Breuer, die nach dem Studium den praktischen Teil der Museumsausbildung in Moerser Schloss absolviert.

Schon 1903 erschien ein Würfelpuzzle in den Spielzeugläden, das den Titel "Weltkrieg" trug und mit Kriegsmotiven versehen war. "Die Liebe zum Militär war damals allgegenwärtig", erzählt Kuratorin Sarah Breuer. Und wer etwas auf sich hielt, strebte eine Karriere im Militär an. Spielzeug sollte die Kinder für den Krieg einnehmen - natürlich nach Geschlechtern getrennt. Während Mädchen Else Urys "Nesthäkchen " lasen und Pulswärmer für die Truppen strickten, spielten die Jungen die Dardanellenschlacht nach, schlüpften in die Rollen der deutschen und türkischen Soldaten und kämpften gegen das englische und französische Militär. "Die Spielemacher und Verleger von Brettspielen hatten den Kriegsverlauf genau im Blick: Große Schlachten und Schauplätze wollten sie möglichst zeitnah auf den Spielzeugmarkt bringen", berichtet Kuratorin Sarah Breuer.

Moers: Museum zeigt Spielzeug aus dem Kaiserreich
Foto: K. Dieker

Sie hat die Sonderausstellung auf dem Dachboden des Museums aufgebaut. Dort, wo sich die Spielzeugabteilung regulär befindet. Die Puppenstuben sind hinter gelben Stellwänden verschwunden. Die Ausstellung ist Teil einer Reihe von Moerser Aktionen rund um "100 Jahre Erster Weltkrieg". Volkshochschule, Stadtarchiv und Grafschafter Museum beleuchteten den Krieg, der als die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" in die Geschichtsbücher Einzug hielt, schon aus verschiedenen Perspektiven. Das Museum zeigte im Schloss 3D-Aufnahmen aus den Schützengräben und erinnerte an das Schicksal des Malers Adalbert Wimmenauer aus Moers.

Die neue Ausstellung zeigt die Durchdringung des Kinderalltags mit Kriegspropaganda. Der Struwwelpeter wird im Kaiserreich zum Bombenpeter. Sarah Breuer möchte aber auch die Veränderung aufzeigen, dass Kindheit nun als Lebensabschnitt wahrgenommen wird. Zahlreiche Leihgeber wie das Museum Voswinkelshof in Dinslaken, die Sammler Marc Kniffka, Dieter Mensenkamp und Rudolf Rühle stellten das Spielzeug zu Verfügung. Zu sehen sind Zinn- und Pappsoldaten, Brettspiele und Quartette, Kinderbücher, Matrosenanzüge und Baukästen.

 Oben: Ein Feldlazarett mit Priester. Unten: Ein Artillerie-Spiel.

Oben: Ein Feldlazarett mit Priester. Unten: Ein Artillerie-Spiel.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)
Moers: Museum zeigt Spielzeug aus dem Kaiserreich
Foto: Dieker, Klaus (kdi)
Moers: Museum zeigt Spielzeug aus dem Kaiserreich
Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Die Kuratorin hat aber auch eine Kinderstube und ein Schulklassenzimmer aus der Zeit eingerichtet. Zur Ausstellung gibt es ein Rahmenprogramm mit Vorträgen, Lesungen und öffentlichen Führungen. Mehr dazu unter www.grafschafter-museum.de

(RP)
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