Moers Moerserin im Wahlkampf für Hillary Clinton

Moers · MOERS Beret Roots ist im Vorwahl-Stress. Ihr Ziel: Möglichst viele in Deutschland lebende Amerikaner zum Wählen motivieren. Genauer: diejenigen, die sich der Demokratischen Partei verbunden fühlen. Denn das ist für die Moerserin klar: Die demokratische Kandidatin Hillary Clinton muss und wird die amerikanischen Präsidentschaftswahlen gewinnen. "Es wird ihr sogar gelingen, einige Staaten hinter sich zu bringen, die bislang republikanisch gewählt haben, Utah zum Beispiel", ist Roots überzeugt.

 Beret Roots zeigt Anti-Donald-Trump-Plakate, mit denen sie unter anderem beim Christopher-Street-Day in Köln für Hillary Clinton als Präsidentin geworben hat.

Beret Roots zeigt Anti-Donald-Trump-Plakate, mit denen sie unter anderem beim Christopher-Street-Day in Köln für Hillary Clinton als Präsidentin geworben hat.

Foto: Klaus Dieker

Der amerikanische Wahlkampf findet auch in Deutschland statt, und Roots - 30 Jahre alt, von Beruf Psychologin - steckt mittendrin. Sie hat nicht nur eine doppelte Staatsangehörigkeit, die deutsche und die amerikanische. Sie ist auch Mitglied in zwei Parteien. Als Deutsche engagiert sie sich seit Jahren in der FDP, die sie auch im Moerser Rat vertreten hat. Als Amerikanerin ist Roots Mitglied der Democratic Party. "2008 bin ich wegen Hillary Clinton eingetreten. Sie ist eine taffe Frau, sehr reflektiert. Sie wurde lange unterschätzt." 2008, das war das Jahr, als die Ehefrau des ehemaligen Präsidenten Bill Clinton bei den parteiinternen Vorwahlen gegen Obama unterlegen war. Inzwischen ist Beret Roots zur Landesvorsitzenden der Democrats Abroad aufgestiegen, des Auslandsflügels der Partei. "Wir haben Ortsgruppen in Köln, Bonn, Münster und Bielefeld", sagt die 30-Jährige. Eine Gruppe, die das Ruhrgebiet vertreten soll, sei in Dortmund im Aufbau. Ihre Mitgliederzahlen hängen die Democrats Abroad nicht an die große Glocke. Auf jeden Fall seien die im Ausland lebenden Amerikaner wahltechnisch betrachtet eine Macht. Sechs bis acht Millionen US-Amerikaner lebten außerhalb ihres Mutterlandes. "Mehr als mancher kleine Bundesstaat Einwohner hat."

Wahlmüdigkeit gibt es auch unter Amerikanern. Hauptaufgabe der ehrenamtlichen Aktiven von Democrats Abroad ist es deshalb zurzeit, die Mitglieder zu kontaktieren und daran zu erinnern, dass ihre Stimmen bis zum Wahltag (2. November), 20 Uhr im Wahlbüro an ihrem letzten Wohnort in den USA eingetroffen sein müssen. "Das amerikanische Wahlsystem ist archaisch", bedauert Roots. Anders als in Deutschland, wo jede Staatsbürger wählen dürfe, müssen sich amerikanische Wähler zunächst als solche registrieren - und zwar bei jeder Wahl aufs Neue. Amerikaner im Ausland können eine Internetplattform dazu nutzen. Wer sich registriert und seine Wahlunterlagen bekommen hat, darf dann per Brief seine Stimme abgeben. "In manchen Staaten und Wahlbezirken ist auch eine Abstimmung per E-Mail möglich", sagt Roots. "Aber die Briefwahl ist sicherer." Sie selbst wartet noch auf ihren Wahlzettel aus Kensington in Kalifornien. Dort hat sie ihre ersten Lebensjahre bei ihrem Vater verbracht, bevor sie mit der Mutter nach Moers zog. Die weltoffene, liberale Umgebung, die sei schon als Kind in Kalifornien kennengelernt hatte, habe sie geprägt.

Als eine wichtige Plattform für ihren Wahlkampf zugunsten von Hillary Clinton nutzt Roots das Internet. "Wir machen richtig, richtig viel Facebook-Werbung." Aber die Landesvorsitzende der Democrats Abroad ist auch an Wahlkampfständen zu finden, in Düsseldorf, Köln und anderen bei Touristen beliebten Städten. "Es sind erstaunlich viele Amerikaner unterwegs." Gestern Abend nahm die Moerserin an einer Öffentlichen Diskussionsrunde unter der Moderation von Peter Klöppel (RTL) in Köln teil, unter anderem mit dem amerikanische Vizekonsul Derek Kelly und der Amerikanologin Elisabeth Schäfer-Wünsche (Uni Bonn). Gemeinsam haben sich die Gesprächsteilnehmer eine Aufzeichnung des ersten TV-Duells zwischen Hillary Clinton und ihrem republikanischen Konkurrenten Donald Trump angesehen und dieses kommentiert. Erste Reaktionen in deutschen Medien auf das TV-Duell - Clinton habe kompetent, aber etwas kühl gewirkt - findet Roots typisch: "Das wird allen Frauen vorgeworfen, die mächtig sind und für ihre Sache kämpfen."

(RP)
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