Moers Moerser unterstützt VHS in Afghanistan

Moers · Karl-Heinz Theußen, Geschäftsführer des SCI, betreut Projekte, die jungen Afghanen den Berufseinstieg erleichtern.

 Ein Erwachsenenbildungszentrum in Masar-e-Sharif. Insgesamt 200.000 Menschen lernen in den afghanischen Volkshochschulen.

Ein Erwachsenenbildungszentrum in Masar-e-Sharif. Insgesamt 200.000 Menschen lernen in den afghanischen Volkshochschulen.

Foto: Karl-Heinz Theußen

Insgesamt 117.000 Flüchtlinge sind im Januar und Februar nach Deutschland eingereist, rund zehn Prozent von ihnen kamen aus Afghanistan. Karl-Heinz Theußen, Geschäftsführer des SCI Moers, kann es gut verstehen, dass es viele Afghanen nach Europa zieht. "Es ist menschlich nachvollziehbar." Die "Bleibeperspektive" für die Menschen in ihrer Heimat sei bescheiden. "Das Land ist geprägt durch Unsicherheit, Korruption und massive wirtschaftliche Probleme."

Seit 2005 ist Theußen regelmäßiger Gast in dem asiatischen Land. Gerade ist er von einem einwöchigen Aufenthalt zurückgekehrt. Der Moerser ist Vorsitzender des in Bonn ansässigen Ost-West-Instituts, eines Vereins, der Projekte des Deutschen Volkshochschulverbands International (DVV) in Afghanistan unterstützt. Theußen bringt sich mit seinem Fachwissen zur beruflichen und sozialen Integration ein - Bereiche, die zur täglichen Arbeit des SCI Moers gehören.

"Die Jugend in Afghanistan ist sehr bildungshungrig", sagt Theußen. Rund 200.000 Menschen hätten Kurse beim afghanischen Pendant zur Volkshochschule belegt, die 2005 mit Hilfe des DVV gegründet wurde. Andererseits bleibe einem Drittel der Kinder die Möglichkeit verwehrt, überhaupt eine Schule zu besuchen. Wer eine Ausbildung oder ein Studium absolviert, habe schlechte Aussichten, eine Stelle zu finden. Die Arbeitslosigkeit sei hoch und steige weiter. Eine verheerende Entwicklung in einem Land, in dem zwei Drittel der Menschen unter 25 Jahre alt sind.

Der DVV und seine Unterstützer - wie Theußen - wollen den jungen Afghanen den Berufseinstieg erleichtern. In Masar-e-Sharif im Nordes Landes ging es zuletzt um einen Weiterbildungskurs für Hochschulabsolventen. Praktika sollen ihnen helfen, Stellen zu finden. Der DVV entwarf das Konzept, die örtliche Industrie- und Handelskammer knüpfte Kontakte zu Betrieben. "Wir möchten das Projekt nach Kabul und in andere Städte übertragen."

Aus Sicht des deutschen Asylrechts gilt Afghanistan als "sicheres Herkunftsland". Andererseits warne das Auswärtige Amt vor Reisen in das Land, sagt Theußen. Mit Anschlägen der Taliban und anderer Gruppen müsse ständig gerechnet werden. "Kidnapping ist ein großes Problem." Die Gesellschaft für Internationale stelle für ausländische Gäste gepanzerte Fahrzeuge zur Verfügung. "Ständig wird man per Mail oder SMS über die Sicherheitslage informiert."

Es gebe in Afghanistan Kampagnen, mit denen für einen Verbleib der Menschen im Land geworben werde. Diese aber verpufften weitgehend, sagt Karl-Heinz Theußen. Er hat mit Familien gesprochen, die nach Europa flüchten wollten. "Viele verkaufen ihr Hab und Gut, um die Flucht zu finanzieren." 10.000 Dollar müssten für die Reise über Iran und Türkei nach Europa organisiert werden. Familien, die sich sonst mit Einkommen von 100 Euro monatlich durchschlagen müssen, können soviel Geld kaum aufbringen. "Viele, die nach Deutschland kommen, sind nicht die Ärmsten der Armen", sagt denn auch Theußen.

Moersern, die mehr über die Arbeit des DVV erfahren möchten, legt Theußen die Ausstellung "Neue Lebenschancen für junge Menschen - VHS vor Ort in Afghanistan" ans Herz. Sie wird am Dienstag, 15. März, 18 Uhr im Hanns-Dieter-Hüsch-Bildungszentrum eröffnet. Wolfgang Schur vom DVV führt in die Ausstellung ein. Zuvor erläutert Prof. Dr. Jochen Hippler, Experte für Afghanistan, die Situation im Land.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort