Moers Moerser heißen Flüchtlinge willkommen

Moers · 400 Bürger haben an der Willkommenskundgebung für Asylbewerber teilgenommen. Das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage hatte zur Demo aufgerufen. Die Veranstalter freuten sich über den großen Zuspruch.

 Gut 20 Minuten vor dem Kundgebungsstart fanden sich bereits die ersten Teilnehmer am Altmarkt ein. Und es wurden immer mehr. Die Demo endete an der Xantener Straße.

Gut 20 Minuten vor dem Kundgebungsstart fanden sich bereits die ersten Teilnehmer am Altmarkt ein. Und es wurden immer mehr. Die Demo endete an der Xantener Straße.

Foto: Klaus Dieker

Fremdenfeindlichkeit in Moers? "Das kann nicht sein", dachten bisher viele, doch dann tauchten am letzten Dienstag an der Fassade des ehemaligen Hotels "am Kamin" an der Xantener Straße aufgesprühte Hakenkreuze und ausländerfeindliche Parolen auf. In das Haus sollen demnächst 16 überwiegend syrische Flüchtlingsfamilien einziehen. Da liegt die Vermutung nahe, dass der oder die Sprayer wahrscheinlich nicht nur einfach herum schmieren wollten.

So jedenfalls sah man das beim Moerser Bündnis für Toleranz und Zivilcourage und rief deswegen die Bürger der Stadt für diesen Samstag unter dem Titel "Moers ist bunt, nicht braun" zu einer öffentlichen Willkommenskundgebung für die erwarteten Asylbewerber auf. Dazu wollte man sich um zehn Uhr zunächst auf dem Altmarkt versammeln und dann über Stein- und Homberger Straße zur zukünftigen Flüchtlingsunterkunft an der Xantener Straße laufen, wo die Demo mit einer "bunten Aktion zur Begrüßung der Flüchtlinge" enden sollte.

Und genau so geschah es. Gut 20 Minuten vor dem Kundgebungsstart fanden sich bereits die ersten Teilnehmer am Altmarkt ein. Und es wurden immer mehr. Um kurz nach zehn konnte Hans Hanke, Sprecher des Moerser Toleranz- und Zivilcourage-Bündnisses, dann schätzungsweise 400 Menschen begrüßen, darunter auch Bürgermeister Christoph Fleischhauer sowie den Moerser SPD-Landtagsabgeordneten Ibrahim Yetim und seine Kollegin, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Düsseldorfer Landtag Monika Düker. "Einige werden sich wahrscheinlich in den letzten Tagen gefragt haben, ob es denn wirklich nötig ist, wegen ein paar Hakenkreuzen, die jemand an die Wand gemalt hat, eine solche Demo zu veranstalten. Ich meine: Ja, es ist nötig, wenn man sich ansieht, was gerade in Deutschland passiert", begründete Ibrahim Yetim die Veranstaltung in seiner Eröffnungsrede: "Die Leute, die hierherkommen, haben Angst um ihr Leben und das ihrer Familien und suchen unseren Schutz, nicht unsere Ablehnung." "Ja, auch ich finde es nötig", stimmte ihm Monika Düker in der von ihr gehalten Rede zu: "Diese Menschen haben hier eine menschenwürdige Aufnahme verdient." Beide Reden dauerten zehn Minuten, dann machte sich die Menschenmenge, begleitet von mehreren Polizeikräften, auf den Weg zur Xantener Straße.

Dort hatten bereits einige Bündnis-Vertreter große Papierplakate mit der Aufschrift "Welcome" und "Bienvenue" in den unteren vier Fenstern des einstigen Hotelgebäudes befestigt, auf denen die Ankommenden dann mit bunten Filzschreibern ihre Namen und Willkommensgrüße für die in zwei bis drei Wochen erwarteten Flüchtlingsfamilien hinterlassen konnten. "Ich denke, das war eine sehr gute Kundgebung", zog Hajo Schneider, Sprecher des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage im Anschluss eine positive Bilanz. "Wir hatten ursprünglich nur 200 Teilnehmer angemeldet, und freuen uns natürlich, dass es so sehr viel mehr waren. Was mich persönlich aber besonders gefreut hat, war, dass neben den erwarteten Bekannten aus den verschiedenen Moerser Parteien auch eine große Anzahl mir unbekannter Leute mitgemacht haben."

Laut der zuletzt herausgegebenen Statistik der Uno-Flüchtlingshilfe haben im letzten Jahr knapp 500 000 Flüchtlinge in Europa einen Asylantrag gestellt, davon 110 000 in Deutschland. Die drei Länder mit den größten Flüchtlingszahlen sind Afghanistan (2,4 Mio), Syrien (2,4 Mio) und Somalia (1,1 Mio).

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