Moers Moerser auf Kunstreise in Surinam

Moers · Ein im Kapellener Seewerk entstandenes Projekt war in der Hauptstadt des Landes zu sehen. Zwei Kunstwerke bleiben dort auf Dauer.

 Links: Kulturminister Stanley Sidoel nimmt Platz auf dem "Thron", flankiert von Frank Merks (links) und Anatol Herzfeld. Rechts: die "Demokratie".

Links: Kulturminister Stanley Sidoel nimmt Platz auf dem "Thron", flankiert von Frank Merks (links) und Anatol Herzfeld. Rechts: die "Demokratie".

Foto: Petri

Surinam? "Wir wussten zunächst gar nicht, wo das liegt", sagt Frank Merks. Inzwischen weiß der im Moerser Seewerk arbeitende Künstler dies sehr genau: Es handelt sich um das ehemalige Niederländisch-Guyana im Norden Südamerikas. Merks hat sich nicht nur intensiv mit dem Land befasst, sondern es jüngst zusammen mit Angelika Petri, Leiterin des Seewerks, dem Künstler Anatol Herzfeld und einigen anderen Personen besucht und dort eigene Arbeiten ausgestellt. Eine besondere Ehrung wurde den Gästen zuteil: Eine Arbeit von Merks, "Thron", bleibt auf besonderen Wunsch des Kulturministers Stanley Sidoel im Präsidentenpalast des Landes. Und eine Arbeit von Anatol, "Demokratie", wird künftig im Parlament von Surinam stehen.

Am Anfang, vor zwei Jahren, stand die Idee für ein Kunstprojekt, "Reise nach Surinam". Den Anlass bot die Begeisterung der Künstler für ein besonderes Holz namens Walaba. Es stammt aus einem Wald in Surinam, der vor 60 Jahren durch einen Stausee geflutet wurde. Das Holz ist in aller Welt begehrt als hochwertiger Werkstoff für Terrassen. Merks und Herzfeld hatten es durch den Korschenbroicher Importeur Stephan von Schreitter kennengelernt.

Anhand von Filmen und Büchern informierten sich Merks, Herzfeld und Petri über Surinam. Und die Künstler machten sich ans Werk. Es entstanden Bilder, vor allem aber Skulpturen aus dem Walabaholz, darunter der "Thron" und die "Demokratie". Beide Arbeiten spielen an auf die Geschichte und Politik des Landes, das heute eine parlamentarische Demokratie ist. Es war lange Zeit eine Kolonie, deren Wohlstand auf Sklavenarbeit beruhte. Erst 1975 wurde Surinam unabhängig, 1980 kam es zum Militärputsch und einer Diktatur, es gab lange, blutige Kämpfe zwischen den Machthabern und Oppositionellen. "Es ist der Thron der Menschen von Surinam", sagt Merks über seine Arbeit. "Wer sich da reinsetzt, ist ein ,König'". Anatol Herzfelds "Demokratie" ist auch eine Art Sinnbild der Gewaltenteilung: Auf einem dreieckigen Tisch liegen drei Metallkugeln, die sich anstoßen lassen - sie stehen die Legislative, Exekutive und Jurisdiktion. Im August 2015 wurden die Arbeiten der "Reise nach Surinam" im Seewerk ausgestellt, später waren sie im Museum Bochum zu sehen.

Dass aus dem Kunstprojekt eine echte Reise werden würde, ist ebenfalls Stephan von Schreiter zu verdanken. Er sorgte dafür, dass die Künstler eine offizielle Einladung aus Surinam erhielten. Die Kunstwerke wurden vor Ostern von Amsterdam aus verschifft, die "Delegation" folgte per Flugzeug.

Ausgestellt wurde die Kunst in der surinamesischen Hauptstadt Paramaribo. Bei einem offiziellen Besuch zeigte sich Kulturminister Stanley Sidoel so begeistert über den "Thron", dass Frank Merks sich überreden ließ, ihm diesen für den Präsidentenpalast zu überlassen. "Er wird in dem Raum stehen, in dem Staatsgäste empfangen werden", berichtet Angelika Petri. Die "Demokratie" schenkte Herzfeld dem Parlament. Die vielen Schulklassen, die es besuchen, werden mit Hilfe der Arbeit eine Demokratie-Lehrstunde erhalten.

Besonders begeistert zeigt sich Angelika Petri auch über die Begegnungen mit Künstlern in Surinam. Aus den Kontakten möchte sie einen Austausch entwickeln. Bereits im nächsten Jahr sollen Künstler aus Surinam an den Niederrhein kommen, um im Seewerk sowie im alten Klärwerk in Neukirchen-Vluyn zu arbeiten und auszustellen.

(RP)
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