Moers Polizei verstärkt Kräfte für Karneval

Moers · Aufgrund der Vorkommnisse in der Kölner Silvesternacht will die Kreispolizei Wesel an den tollen Tagen mehr Personal einsetzen. Im Vorfeld informieren Mitarbeiter der Stadt in Flüchtlingsheimen über niederheinisches Brauchtum.

Moers: Polizei verstärkt Kräfte für Karneval 2016
Foto: Kress, Hans-Ulrich (huk)

Hans Kitzhofer, Präsident des Kulturausschusses Grafschafter Karneval, kann es kaum abwarten, bis sich der erste von insgesamt 30 Wagen am Samstagnachmittag um 13.30 Uhr ab Hochheide zum Moerser Nelkensamstagszug in Bewegung setzt. Für Kitzhofer ein Zug wie jeder andere - vielleicht mit zwei kleinen Unterscheiden: Der Zug rollt erst um 13.30 Uhr an, und eine Tribüne fehlt dieses Mal. Risiken aufgrund der Übergriffe junger Nordafrikaner in der Kölner Silvesternacht sieht Kitzhofer nicht: "Schon allein weil es hier ein Zug ist und keine Menschenmenge, die sich auf einem Platz versammelt."

Die Kreispolizei in Wesel ist dagegen in Alarmbereitschaft: "Aufgrund der Vorfälle in Köln haben wir unser Einsatzkonzept überarbeitet und werden mit wesentlich verstärkten Kräften auftreten", berichtet Hans-Georg Schroer, Leiter der Direktion Gefahrenabwehr. "Wir werden möglichst an jeder Ecke Beamte postiert haben und darüber hinaus auch Kräfte im Hintergrund bereit halten." Zudem werden sich auch Zivilfahnder unter die Menschenmenge mischen.

So dürfte der Moerser Nelkensamstagszug in diesem Jahr von einem bislang nicht da gewesenen Aufgebot an Ordnern und Sicherheitskräften eskortiert werden. Zu den 350 Zugbegleitern, die der Kulturausschuss Grafschafter Karneval bereit stellt, kommen noch einmal 50 städtische Bedienstete, die vor allem das Glasverbot überwachen sollen und 20 Mitarbeiter des Jugendamtes, die ein Auge auf alkoholisierte Minderjährige haben sollen.

In diesen Tagen haben die Mitarbeiter von Jugendamtsleiterin Verena Breuer aber auch präventive Aufgaben zu bewältigen: Sie sind in den Flüchtlingsheimen unterwegs, um Neuankömmlinge mit deutschen Karnevalssitten vertraut zu machen. So solle unter anderem verhindert werden, dass Flüchtlinge sich erschrecken, wenn sie Verkleidete oder Menschen mit Spielzeugwaffen sehen. Amar Azzoug kann darüber nur der Kopf schütteln. Gerade ist der Chef des Moerser Bunten Tischs von einem Urlaub in seinem Heimatland Algerien zurückgekehrt. "Das ist zwar gut gemeint", sagt er, "aber auch ziemlich übertrieben. Denn zum einen sind die Flüchtlinge in der Regel gut informiert. Zum anderen wird zum Beispiel in sämtlichen Maghreb-Staaten Karneval gefeiert. Das ist eine afrikanische Tradition. Nur die Kostüme sehen ein wenig anders aus." Laut Kölner Polizei kamen die meisten der Tatverdächtigen aus Marokko, Tunesien oder Algerien. Auch in Moers leben viele Menschen aus diesen Ländern. "Man kann aber nicht alle jungen Leute aus diesen Ländern mit ein paar kriminellen Idioten in einen Topf werfen", sagt Azzoug.

Konkrete Hinweise auf eine besondere Gefahrenlage gibt es ohnehin nicht. Längs des Zugweges liegt die zentrale Landesnotunterkunft Justus-von-Liebig-Schule. Die allerdings ist derzeit praktisch leer. Auch in der im gleichen Gebäude untergebrachten städtischen Einrichtung leben nur noch wenige Menschen. Aus Sicht der Stadt stellen denn auch nicht Menschen fremder Herkunft, sondern Menschen mit Glasflaschen das größte Sicherheitsproblem beim diesjährigen Zug. Entsprechend scharf soll die Einhaltung des Verbots überwacht werden. "Davon erhoffen wir uns zudem eine soziale Kontrolle", sagte ein Sprecher der Stadt.

Auf eine Forderung der Knappschaft habe man sich allerdings nicht einlassen können. Die habe einen besonderen Schutz für ihr Gebäude gefordert. In den knappschaftseigenen Grünanlagen pflegen sich nämlich regelmäßig Zugbesucher zu erleichtern. Das allerdings dürfte eher eine Frage des Anstands als eine der Sicherheit sein.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort