Moers Moers muss große Aufgaben meistern

Moers · Die Stadt steht 2016 vor großen Herausforderungen: die Integration der Flüchtlinge sowie die künftige Entwicklung der Innenstadt.

 Ist das Horten-Projekt für einen Nachfolger zu stemmen?

Ist das Horten-Projekt für einen Nachfolger zu stemmen?

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Die Stadt Moers hat bislang bei der Aufnahme von Flüchtlingen Herausragendes geleistet. Darauf kann diese Stadt stolz sein, besonders, wenn man sieht, wie die Großstädte in der Nachbarschaft mit dem Thema umgehen. Und Moers hat durchaus Grund, optimistisch dem neuen Jahr entgegenzublicken: Zahlreiche neue Wohnquartiere sind in der Planung oder befinden sich bereits im Umsetzungsstadium. Das ist auch wichtig, denn bei der Flüchtlingsarbeit muss nun der Übergang von bloßer Notversorgung - sicher, trocken, warm, satt -zu wirtschaftlicher, sozialer politischer und kultureller Integration fortgeführt werden.

Dazu müssen auch im Rathaus selbst die entsprechenden Strukturen geschaffen werden. Ohne die vielen Ehrenamtler, die sich privat oder im Rahmen von Vereinen und Verbänden organisieren wird es auch in Zukunft nicht gehen, ohne einen verlässlichen Rahmen innerhalb des Rathauses und bei den Helferprofis der Wohlfahrtsverbände aber auch nicht. Vier Bereiche sind hier besonders zu nennen: die Vermittlung sprachlicher Fertigkeiten, die eine Berufsausübung ermöglichen, die Bereitstellung von Schul- und Kita-Plätzen, die Weiterbildung und Qualifikation von erwachsenen und die städtebauliche Planung neuer Wohnviertel, mit der Ghetto-Bildungen verhindert werden.

 Viele engagieren sich in Moers in der Flüchtlingshilfe.

Viele engagieren sich in Moers in der Flüchtlingshilfe.

Foto: kdi, kan

Das alles kostet Geld. Nach den Signalen, die zuletzt aus Berlin und Düsseldorf zu hören waren, wird es daran jedoch nicht scheitern. Jedenfalls sind die Probleme, vor denen die Moerser Haushaltspolitiker bei der Planung des Etats für 2017 stehen, unabhängig von der Flüchtlingsfrage. Doch ob es gelingt, diese Einsicht den Bürgern auch politisch zu vermitteln, ist fraglich, besonders, wenn die zur Kasse gebeten werden: Mieter werden die letztjährige Erhöhung der Grundsteuer B erst in diesem Frühjahr zusammen mit der Nebenkostenabrechnung zu spüren bekommen. Wenn das dann zusammenfällt mit Diskussionen über Streichungen liebgewonnener Dienstleistungen im sozialen und kulturellen Bereich, könnte rasch eine gefährliche Gemengelage entstehen.

Zum Glück haben die im Rat vertretenen Parteien bislang weitgehend der Versuchung widerstanden, sich populistisch zu profilieren. Hoffen wir, dass es so bleibt und dass die "Küchengespräche" unter der Leitung von Bürgermeister Christoph Fleischhauer dafür den Grundstein legen. Die Umstände, unter denen die linke Ratsmehrheit im vergangenen Jahr Kämmerer Wolfgang Thoenes zum Ersten Beigeordneten kürte, erlauben zumindest Zweifel, ob das gelingen wird.

 Im Mai steht die Wiedereröffnung der Moerser Stadtkirche an.

Im Mai steht die Wiedereröffnung der Moerser Stadtkirche an.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Einige der größten Bauvorhaben der vergangenen Jahre stehen vor dem Abschluss. Im Sommer werden die ersten Wohnungen in der alten Post bezugsfertig sein. Bereits für Mai steht nach jahrelangen Renovierungsarbeiten die Wiedereröffnung der Stadtkirche an. Noch in diesem Jahr sollen Teile des Solimare nach den Umbauarbeiten laut Plan wieder genutzt werden können. Beim alten Neuen Rathaus ist mit einem baldigen Baubeginn zu rechnen. Das wird man für die Grafen-Galerie nicht behaupten können. Nach dem Tod der Chefentwicklerin Brigitte van der Jagt sind noch viele offene Fragen zu klären. In der Branche herrscht aber die Meinung, dass das Projekt für einen Nachfolger durchaus zu stemmen ist. Viel größer sind die Fragezeichen hinter der künftigen Entwicklung des Bereiches Kastellplatz und Neuer Wall. Hier hat man sich bislang ja noch nicht einmal darauf verständigen können, in welcher Weise man den inzwischen auch schon in die Jahre gekommenen Masterplan fortschreiben will.

Eine rasche Klärung der Interessenlagen wäre wünschenswert, ist aber nach den Erfahrungen der Vergangenheit nicht absehbar. So hatte etwa das Düsseldorfer Bauministerium der Stadt und evangelischen Kirchengemeinde im Frühjahr versprochen, ihr bei der Überplanung des Bereichs Tersteegenhaus zu helfen. Geschehen ist nur wenig. Hier besteht aber ebenso Handlungsbedarf wie auf der gegenüberliegenden Seite, wo endlich eine Entscheidung getroffen werden muss, ob im Weißen Haus und im Terheydenhaus eine weitere öffentliche Nutzung finanziell darstellbar ist.

Dass dergleichen in die Planung des Schlossumfeldes einerseits und der Innenstadt andererseits hineinspielt, ist klar. Es darf aber kein Vorwand dafür sein, fällige Entscheidungen vor sich her zu schieben.

(RP)
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