Moers Acht Geigerinnen proben in der Residenz

Moers · Die Moerser Stadtmusikerin Carolin Pook eröffnet am Freitag mit "Pezzettino 8" das Moers Festival. Dafür hat sie sich ein internationales Ensemble zusammen gestellt. Die Proben finden seit Montag in der Residenz in Moers statt.

 Das Wohnzimmer in der Residenz ist leer geräumt: Seit Montag probt Carolin Pook (rechts) mit ihren sieben Kolleginnen aus aller Welt das Stück "Pezzettino 8", mit dem das Moers Festival am Freitag, 13. März, eröffnet wird.

Das Wohnzimmer in der Residenz ist leer geräumt: Seit Montag probt Carolin Pook (rechts) mit ihren sieben Kolleginnen aus aller Welt das Stück "Pezzettino 8", mit dem das Moers Festival am Freitag, 13. März, eröffnet wird.

Foto: Klaus Dieker

Die Couch musste acht Notenständern weichen. Sie steht jetzt im Flur der Residenz an der Kleinen Allee 10 in Moers. Auch der Flügel wird nicht gebraucht. Er dient zurzeit als Ablage für Handtaschen und Handys. Die Moerser Stadtmusikerin Carolin Pook probt im leer geräumten Wohnzimmer der Residenz das Stück, mit dem sie am Freitag, 13. Mai, das Moers Festival eröffnen wird. "Pezzettino 8" lautet der Titel der Komposition, es wird eine Uraufführung. "Ich habe gerade eine super Idee", wirft Pook mitten im Spiel ein: "Ich spiele immer auf die Eins eine lange Note." Die Stadtmusikerin hat für das Konzert ein internationales Ensemble gebildet: Ihre Mitspielerinnen stammen unter anderem aus Italien, Japan, Frankreich, Israel, Spanien, Island sowie Deutschland. Und sie sind Geigerinnen, die auf internationalen Bühnen unterwegs sind.

Carolin Pook hat sich für das Eröffnungskonzert etwas Besonderes ausgedacht: "Pezzettino 8", was so viel wie Schnipsel und Puzzelteil heißt, ist eine etwa 40-minütige Musik für Geigen und Schlagzeugelemente aller Art. Die erste Probe am Montag war zugleich auch in Teilen das erste Zusammenspiel der Musikerinnen überhaupt. Zum Ensemble gehören Hannah Weirich, Yael Barolsky, Sabine Akiko Ahrendt, Loa Rubio, Irene Kepl, Zuzana Leharová und Una Sveinbjarnardóttir. Sie haben sich auf Anhieb verstanden, musikalisch und privat, obwohl nicht alle eingeladenen Violinistinnen im Bereich der improvisierten Musik unterwegs sind.

Als Carolin Pook sie einlud, mit ihr in Moers zu arbeiten, hat keine der Musikerinnen gezögert. "Obwohl sie ja alle auch noch eigene berufliche Verpflichtungen haben", betont die Moerser Stadtmusikerin, die seit Januar als Botschafterin der improvisierten Musik in der Grafenstadt lebt und arbeitet. "Ich würde selbst dann sofort Ja sagen, wenn Du mich nachts um drei Uhr anrufen würde", erklärt eine ihrer Mitspielerinnen während einer Pause im angrenzenden Garten. Kurz darauf herrscht im Wohnzimmer der Residenz eine äußerst konzentrierte Atmosphäre. Den Blick auf die Notenblätter gerichtet, entfaltet sich bald eine ansteigende Klangkulisse.

Immer wieder zückt eine der Musikerinnen den Bleistift, um sich Notizen zu machen. "Die Komposition entwickelt sich im Zusammenspiel weiter", erzählt Pook und ist begeistert. "Es sind ganz tolle Musikerinnen." Die Stadtmusikerin hat eine klare Vorstellung, die sie den anderen in der Probe gut vermitteln kann. "Aber ich lasse mich gerne auch inspirieren." Viel möchte Pook eigentlich nicht über "Pezzettino 8" verraten, sondern lieber die Zuhörer in der Festivalhalle am Solimare überraschen. Ein Geheimnis hat sie beim Probenbesuch der RP aber gelüftet: Die Schlagzeugelemente, die die Musikerinnen mit den Füßen bedienen werden, sind selbst konzipiert und zusammen gebaut: "Jens Franken hat mir geholfen, denn ich hätte gar nicht die Werkzeuge und die Zeit gehabt, um die Instrumente zu bauen." Und deshalb sei der Moerser für sie ein "Geschenk des Himmels" gewesen, lobt Carolin Pook.

Die Schlagzeugelemente sind aus einem Sammelsurium von Gegenständen gefertigt: "Das Tablett haben wir bei Ikea gefunden", erzählt die Stadtmusikerin lächelnd. "Und das rote dort drüben ist ein umfunktionierter Kinderschrank." Alle selbst gebauten Instrumenten bestehen entweder aus Pappe, Holz oder Metall, die im Konzert als Fußmaschinen eingesetzt werden. "Zuerst wollte ich eine Base Drum präparieren", erzählt die in New York lebende Künstlerin. Doch dann sei ihr klar geworden, dass "Pezzettino 8" experimenteller sein muss. Die selbst gebauten Schlagzeuge werden ganz sicher für einen Überraschungseffekt sorgen.

(RP)
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