Etat gedeckelt Finanz-Experten entscheiden über das Moers-Festival

Moers · Das 1972 gegründete Moers Festival wurde in seiner wechselvollen Geschichte schon mehrfach totgesagt. Erstmals ist die finanzielle Lage so ernst, dass nicht klar ist, ob es Pfingsten stattfinden wird. Klarheit gibt es vielleicht erst am 7. März.

Moers Festival 2015: Die Bands in Aktion
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Moers Festival 2015: Die Bands in Aktion

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Foto: Dieker

In der langen Geschichte des Moers Festivals hat es das noch nie gegeben: Reiner Michalke wird als künstlerischer Leiter am Donnerstag vor der versammelten Kulturpresse das Programm des 45. Moers Festivals vorstellen, ohne zu wissen, ob das traditionsreiche Musikfest Pfingsten stattfinden wird. Es gab in den vergangenen 44 Jahren immer wieder Krisen, Spardebatten, Querelen um das Festival, der Abgesang auf die Veranstaltung wurde mehrfach angestimmt. Im nostalgischen Rückblick stellt sich die Diskussion um die Vertragsverlängerungen mit dem Festivalbegründer Burkhard Hennen, die seinerzeit in schöner Regelmäßigkeit vor dem Moers Festival ausgetragen wurden, im Vergleich zur heutigen Lage eher niedlich dar.

Die aktuelle stellt sich so da: Geschäftsführer Dirk Hohensträter prüft die finanzielle Situation. Carmen Weist, Vorsitzende des Aufsichtsrats der Moers Kultur GmbH, rechnet nicht vor dem 7. März mit einem Ergebnis, ob das 45. Moers Festival im Mai starten kann.

Moers-Festival 2018: Fotos vom 18. bis 21.5.
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Das war das Moers-Festival 2018

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Foto: Klaus Dieker/Dieker, Klaus (kdi)

Irmgard Bernrieder, die das Festival als RP-Redakteurin viele Jahre lang begleitet hatte, erinnert sich an die Anfangsjahre: Schon 1972, als es erstmals im Schlosshof stattfand, habe es keine finanzielle Sicherheit gegeben. "Burkhard Hennen hat es damals mit steigenden Kosten zu tun gehaben, die er kompensieren musste. Also hat er in den Vertragsverhandlungen mit der Stadt Moers die Daumenschrauben angelegt", erinnert Irmgard Bernrieder.

2005 verlängerte Burkhard Hennen seinen Vertrag tatsächlich nicht mehr, ab 2006 übernahm der Kölner Reiner Michalke das Ruder als Festivalchef. 2005 war auch die Moers Kultur GmbH gegründet worden. Das Moers Festival, das seit Jahren chronisch unterfinanziert ist, steht in starker Abhängigkeit zum Haushalt der Stadt Moers. Seit 2010 war das kostenintensive Festival kontinuierlich der politischen Kritik ausgesetzt. Die erste große Moerser Sparrunde, die sich deutlich auf den Etat des Festivals niederschlug, begann im selben Jahr. Die Macher des Festivals bekamen gestaffelt von Jahr zu Jahr weniger Zuschüsse. Die Folge war, dass das Festival aus Spargründen um einen Tag verkürzt werden musste. Zwei Jahre hintereinander fiel der Pfingstmontag den Spaßmaßnahmen zum Opfer. Das Zelt im Freizeitpark wurde für Veranstaltungen genutzt, die einen größeren Publikumskreis ansprechen. Die Resonanz war nicht wie erhofft.

Beinahe hätte das Festival schon 2013 zum letzten Mal stattgefunden. Die Stadt Moers, selbst Haushaltssicherungskommune, hatte ihren Zuschuss seit 2006 um mehr als die Hälfte gekürzt. Ab 2014 musste sie ihn noch einmal um 40 Prozent verringern.

Dem Moers Festival steht seitdem ein gedeckelter Etat von 336.000 Euro zur Verfügung. Im Freizeitpark hätte die Musikveranstaltung ab 2014 wegen der hohen Infrastrukturkosten nicht mehr steigen können. Der Umzug in die von Land und Bund geförderte Festivalhalle am Solimare zeichnete sich damals für die Festivalmacher und fürs Publikum wie ein Silberstreif am Horizont ab. Die Konzerthalle bot nicht nur dem Moers Festival, sondern auch Schlosstheater und Comedy Arts ein festes Dach über dem Kopf. Ein Gutachter zerstörte die Hoffnung der Verantwortlichen, mit der Vermietung der Halle Geld in die leeren Kassen der Moers Kultur GmbH zu spülen. Sie sei zwar als Kultur-, aber nicht als Eventhalle geeignet. Die laufenden Kosten der Halle werden heute auf 200.000 Euro beziffert. Und eine Lösung ist noch nicht in Sicht. Jetzt liegt es an Geschäftsführer Dirk Hohensträter zu sagen, wohin die Reise führt.

(RP)
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