Moers Die klanglichen Gegensätze in der Festivalhalle

Mit Jeremy Flowers "The Real Me" und dem Harold López-Nussa Trio standen am Samstagabend zwei musikalisch sehr gegensätzliche Gruppen auf der Bühne in der voll besetzten Festivalhalle.

Carla Kihlstedt gab dem Song-Zyklus von Jeremy Flower über das Älterwerden eine Stimme.

Carla Kihlstedt gab dem Song-Zyklus von Jeremy Flower über das Älterwerden eine Stimme.

Foto: Klaus Dieker

Das Projekt um den amerikanischen Komponisten und Gitarristen Jeremy Flower feierte mit dem Song-Zyklus "The Real Me" in Moers seine europäische Premiere. Die einzelnen Lieder handeln von der Erfahrung des Älterwerdens und der Erkenntnis, dass man wertvolle Lebenszeit sinnlos verschwendet hat.

Neben Jeremy Flower, der bereits Filmmusik für die Regie-Legende Francis Ford Coppola komponiert hat, besteht das Musikprojekt aus dem Bassisten Jon Evans, Schlagzeuger Matthias Bossi, Keyboarder Eliot Krimsky sowie der Sängerin und Violinistin Carla Kihlstedt, die bereits im Jahr 2010 beim Moers Festival zu Gast gewesen ist. Unterstützt wurden die Musiker am Samstagabend von Bläsern und Streichern des "EOS Chamber Orchestra". Durch das Zusammenspiel der Bandmitglieder und der Orchestermusiker ergab sich ein dichter Klangteppich aus unterschiedlichen Klangfarben.

Die sehnsuchtsvolle Stimme von Carla Kihlstedt unterstrich dabei zusätzlich den emotionalen Charakter der überaus ruhigen Kompositionen, die teilweise etwas pathetisch wirkten. Nur selten traten einzelne Instrumente solistisch in den Vordergrund, um die großflächigen Klangwelten zu durchbrechen. Da auch Takt und Rhythmus kaum wechselten, hinterließ der Zyklus auf Dauer doch einen etwas monotonen Eindruck. Davon konnte hingegen beim Auftritt des Harold López-Nussa Trios aus Kuba keine Rede sein. Das Trio besteht aus dem Pianisten Harold López-Nussa, dem Schlagzeuger Ruy Adrian López-Nussa sowie Yasser Morejon Pino am Kontrabass.

Die Kompositionen des Trios waren gekennzeichnet durch eine Vielzahl abwechslungsreicher Rhythmuswechsel, viel Raum für beeindruckende Soli und Improvisationen auf allen drei Instrumenten und eine unbändige Spielfreude, der sich die Festivalbesucher nicht entziehen konnten. Während es Harold López-Nussa bei seinen halsbrecherischen Klavierläufen kaum auf seinem Klavierhocker hielt, begeisterte sein Bruder Ruy Adrian López-Nussa mit einem fantastischen Schlagzeug-Gewitter.

(RP)
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