Moers Menschenkette für mehr Zivilcourage

Moers · Das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage hatte in Moers zur Demonstration aufgerufen: Fast 500 Menschen beteiligten sich am Samstag an der Aktion, um gemeinsam ein Zeichen gegen Gewalt, Fremdenhass und Vorurteile zu setzen.

Menschenkette gegen Rechtsradikalismus
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Kalt war's am Samstag in Moers. Nicht gerade das ideale Wetter für eine Open-Air-Demonstration gegen Rechts. Dennoch kamen um 12 Uhr fast 500 Menschen zu der vom Moerser "Bündnis für Toleranz und Zivilcourage" initiierten Veranstaltung, um zwischen Altmarkt und dem Synagogenbogen in der Altstadt mit einer Menschenkette für Toleranz und gegen Fremdenhass zu demonstrieren. Ursprünglich sollte die Kette schon am Widerstandsmahnmal vor dem ehemaligen Volkshochschulgebäude am Kastellplatz beginnen, doch dazu reichte die Teilnehmerzahl nicht.

Hajo Schneider, der die Demonstranten im Namen des Bündnisses auf dem Altmarkt begrüßt hatte, war dennoch zufrieden. "Ich bin beeindruckt", erklärte er nach der Aktion: "Dass bei dem Wetter trotzdem so viele Leute gekommen sind, ist schon toll." Das war es in der Tat, und alle wussten zudem, was zu tun war. Fast ohne regelnde Anweisungen reihten sich die Demonstranten Seite an Seite auf, bis die Kette ihr vorgesehenes Ziel am Synagogenbogen erreicht hatte. Viele hakten sich unter, andere nutzten als Verbindung zu ihren Nachbarn extra dafür mitgebrachte Schals.

 500 Bürger trotzten am Samstag Wind und Regen, um sich in die Menschenkette einzureihen, die am Altmarkt begann.

500 Bürger trotzten am Samstag Wind und Regen, um sich in die Menschenkette einzureihen, die am Altmarkt begann.

Foto: kdi

Dabei sah man mittendrin immer wieder bekannte Gesichter aus der Moerser Politikszene, darunter Bürgermeister Christoph Fleischhauer und den SPD Landtagsabgeordnete Ibrahim Yetim. "Ich finde es wichtig, gerade jetzt ein Zeichen gegen die leider immer stärker werdenden rechten Strömungen in unserem Land zu setzen", begründete Yetim seine Teilnahme: "Bitte betonen Sie in Ihrem Zitat das Wort 'leider'!" Ähnliche Gründe nannte auch die Fotokünstlerin Petra Klein: "Ich bin heute hier, weil ich gegen Gewalt, Hass und Vorurteile bin. Und weil ich mich als Moerser Bürgerin für ein friedliches Miteinander in unserer Stadt verantwortlich fühle." Ihr Bekenntnis hätte den Syrer Saro Jamgahian sicher sehr gefreut. Der seit sechs Monaten in Moers lebende 28-Jährige war mit seiner ehrenamtlichen Flüchtlingsbetreuerin zu der Demonstration gekommen und kommentierte die Aktion in einer Mischung aus Englisch und Gestensprache als "gut" und "Herz erwärmend". Knapp 20 Minuten verharrte die Menschenkette in demonstrativer Einheit, dann löste sie sich wieder auf, um sich auf dem Altmarkt zu versammeln, wo die Bundestagsabgeordneten Ulle Schauws (Bündnis 90/Die Grünen) und Siegmund Ehrmann (SPD) abschließende Worte sprachen. Dabei bekannten sich beide zu einem "bunten, lebendigen und toleranten Moers", oder wie es Siegmund Ehrmann speziell formulierte: "Moers ist bunt, nicht braun." Außerdem bedankten sich er und seine "grüne" Kollegin für das große Engagement der zahllosen ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer und erteilten rechten Hetzern und nationalkonservativen Populisten eine unmissverständliche Absage. Die von einer zwar deutlich sichtbaren aber dennoch unaufdringlichen Polizeipräsenz begleitete Aktion verlief bis auf einen kleinen verbalen Zwischenfall während Ehrmanns Rede friedlich. Ein Mitglied aus dem kürzlich neu gegründeten Verein "Niederrheiner für Frieden" hatte Ehrmann aus dem Hintergrund lautstark für sein Ja-Votum zum Bundeswehreinsatz in Syrien kritisiert, war dabei aber vorne an der Bühne kaum zu verstehen gewesen und fand auch sonst keine große Beachtung.

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