Serie "die Gesundmacher" Das Wundzentrum am Krankenhaus Bethanien "Mein Leben ist jetzt in der Verlängerung"

Moers · Jörg Filges ist passionierter Handball-Schiedsrichter. Als es nach einer Bypass-OP zu Komplikationen kam, war nicht nur die Sportlerkarriere, sondern auch sein Leben in Gefahr. Das im Aufbau befindliche Bethanien-Wundzentrum machte ihn wieder fit.

 Pflegetherapeut Hubert Wachs (li.) und Professor Robert Hierner (re.) untersuchen Jörg Filges.

Pflegetherapeut Hubert Wachs (li.) und Professor Robert Hierner (re.) untersuchen Jörg Filges.

Foto: Klaus Dieker

MOERS So lange wie Jörg Filges zurückdenken kann, ist er vom Handballsport begeistert. Ob als Spieler, Trainer oder Funktionär - sein Leben lang galt seine größte Leidenschaft dem Mannschaftssport. Auch als Schiedsrichter hat der Moerser eine beachtliche Karriere hinter sich gebracht, fuhr früher durch die halbe Bundesrepublik, um Handballspiele zu leiten. Und auch heute ist der 74-Jährige noch als Unparteiischer aktiv. Doch diese Tatsache ist schon ein kleines Wunder, denn vor zwölf Monaten ging es ihm gesundheitlich alles andere als gut. "Ich stand kurz vor einem Herzinfarkt und bekam in Duisburg drei Bypässe gelegt. Danach wurde ich nach Bethanien verlegt und nach drei Tagen entlassen - alles schien gut." Doch nach weiteren vier Tagen bekam Filges plötzlich Schüttelfrost und begab sich wieder ins Krankenhaus. "Es gab Probleme mit der Wundheilung an der frisch operierten Narbe, ich hatte mir einen Keim eingefangen."

Sofort kümmerte man sich im Wundzentrum des Krankenhauses Bethanien um seinen Fall. "Nach solchen Operationen kommt es in fünf Prozent der Fälle zu Wundheilungsstörungen, die dringend behandelt werden müssen", weiß der Sektionsleiter der plastischen Chirurgie, Professor Dr. Robert Hierner. "Man muss sich vorstellen, dass diese Patienten mit der Zeit ein faustgroßes Loch in der Brust haben, eine offene Wunde, die einfach nicht zuheilt." In einer solchen Situation kommt es zunächst darauf an, die Wunde mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln keimfrei zu bekommen. Dabei helfen spezielle Wundverbände - aber auch eine spezielle Ernährung für den Patienten, die das Immunsystem stärkt.

Chronische Wunden, die einfach nicht heilen wollen, sind gar nicht so selten im Krankenhaus. Sie sind das Spezialgebiet nicht nur von Prof. Hierner sondern auch von Wundmanager Hubert Wachs. Gemeinsam bauen der Arzt und der Pflegeexperte derzeit an Bethanien ein zertifiziertes Wundzentrum auf, in dem Patienten wie Jörg Filges auf dem neuesten Stand von Pflege und Medizin behandelt werden. "Chronische Wunden sind gut behandelbar, wenn alle Beteiligten eng zusammenarbeiten. Da gehören auch die niedergelassenen Ärzte und ambulanten Pflegedienste mit ins Boot. Das wollen wir erreichen", erklären Hierner und Wachs.

Ihr Ziel ist das Gütesiegel der "Initiative Chronische Wunden" (ICW). In der ICW haben sich bundesweit Wundexperten aus Medizin und Pflege für die bestmögliche Behandlung zusammengeschlossen. "Da geht es auch um den ganzheitlichen Ansatz der Patientenbetreuung. Denn viele ältere Menschen schämen sich für ihre nicht heilenden Wunden. Weil solche Wunden zum Teil stark riechen, gehen sie nicht mehr vor die Tür. Diesen Menschen wollen und können wir helfen", sagt Pflegetherapeut Hubert Wachs, der selbst eine spezielle Weiterbildung der ICW für die Behandlung chronischer Wunden absolviert hat.

Druckgeschwüre, diabetische Füße und "offene Beine" sind die drei am häufigsten auftretenden Arten chronischer Wunden. "Bei deren Behandlung und Pflege verfügen wir in Bethanien schon seit Jahren über viel Erfahrung. Diabetes- und Ernährungsberatung begleiten und komplettieren die professionelle Versorgung", berichtet Wachs. Im Wundzentrum sollen die nicht heilenden "Problemwunden" optimal werden, weil alle Behandler inner- und außerhalb des Krankenhauses sich noch besser miteinander vernetzen und absprechen. In spätestens zwei Jahren soll das Zentrum zertifiziert sein, sagen Prof. Robert Hierner und Hubert Wachs.

Was das für die Patienten bedeutet, konnte Jörg Filges schon jetzt erleben: Das faustgroße Loch in seinem Brustkorb hat Hierner bei einer Operation geschlossen. Ein vom Rücken auf das Brustkorb-Loch transplantierter Muskel rettete ihm das Leben. Längst pfeift der Trainer wieder Handballspiele und fühlt sich auch sonst topfit. "Es ist toll, dass ich wieder als Schiedsrichter aktiv sein kann. Mein Leben ist in die Verlängerung gegangen", sagt er. "Wenn man von den Spezialisten in Bethanien behandelt werden kann, braucht man keine Lebensversicherung mehr."

(RP)
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