Moers Lesevorbilder begeistern Jungen für Bücher

Moers · Maria ist elf und schwer verliebt in Olle. Wenn er doch nur einmal seine dicken Brillengläser abnehmen, sie anschauen und vielleicht sogar küssen würde! Doch Olle interessiert sich mehr für den Dreieckssatz des Pythagoras als für seine gleichaltrige, etwas verrückte Klassenkameradin, und so bleibt Maria nichts anderes übrig, als Olle zu entführen und den lang ersehnten Kuss von ihm zu erpressen.

 Lehrer Sebastian Mecklenburg zeigt, wie schön Vorlesen ist.

Lehrer Sebastian Mecklenburg zeigt, wie schön Vorlesen ist.

Foto: Dieker

Was dabei geschah, und ob Maria am Ende erfolgreich war, erfuhren am Mittwochzwischen 9.10 und 9.40 Uhr rund 20 Sechstklässler des Moerser Gymnasiums Adolfinums aus dem Mund von Christoph Fleischhauer. Der Moerser Bürgermeister war neben dem Enni-Aufsichtsratsvorsitzenden Hans-Gerd Rötters einer der beiden prominenten Vorleser des diesjährigen Vorlesemarathons für Jungen der Jahrgangsklassen fünf, sechs und sieben. "Wir machen das jetzt schon zum achten Mal und freuen uns immer wieder über besondere Vorleser", erklärte Deutschlehrerin Barbara Reiss, die den Vorlesemarathon auch diesmal wieder mit ihrer Kollegin Dina Mecklenburg gemeinsam organisiert hatte.

Dass as Ganze nur für Jungen stattfinde, so erklärte sie weiter, habe seine Ursache darin, dass die schuleigene Bücherei sehr viel mehr von Mädchen als von Jungen genutzt werde, und weil die Elternschaft ganz allgemein großen Wert auf lesefördernde Aktionen an der Schule lege. "Da sind uns solche Lesevorbilder wie Herr Fleischhauer und Herr Rötters natürlich sehr willkommen."

Das galt in diesem Fall offenbar auch für die 20 Schüler der Klassen sechs a und b, die sich kurz vor dem Ende der ersten Lesung mit Schulleiter Hans van Stephoudt vor der bis dahin noch geschlossen Bibliothekstür versammelt hatten und dort schon mal vom Moerser Bürgermeister mit einem kameradschaftlichen Händedruck und der Frage "Na, seid ihr schon neugierig?" begrüßt wurden. "Ich gehöre selber zu den Glücklichen, die abends vorm Schlafengehen von ihren Eltern Geschichten vorgelesen bekommen haben", erinnerte er sich dabei in einem Gespräch mit Barbara Reiss. "Zum Beispiel aus Astrid Lindgrens 'Wir Kinder aus Büllerbü'. Und ich selber habe meinen Söhnen ebenfalls regelmäßig vorgelesen. Allerdings etwas Neueres, wie die "Abenteuer von Käpt'n Blaubär." All das habe dazu geführt, dass er noch heute mit viel Begeisterung lese, zurzeit vor allen Krimis.

Das passte, denn Olles Entführung durch seine verliebte Klassenkameradin Maria war irgendwie ja auch ein kleiner Krimi, den Christoph Fleischhauer dann, wie zu erwarten war, mit entsprechend geübter Vorlesestimme und Mimik so gekonnt vortrug, dass seine jungen Zuhörer währenddessen mucksmäuschenstill auf ihren Stühlen saßen und sich nur bei besonders witzigen Passagen hin und wieder verstohlen angrinsten. Die übrigen Vorleser des Jungen-Vorlesemarathons am Moerser Adolfinum Gymnasiums rekrutierten sich bis auf Fleischhauer und den um 11.45 Uhr angekündigten zweiten Promi-Vorleser Hans-Gerd Rötters auch diesmal wieder aus Vorbildgründen aus der männlichen Lehrerschaft der Schule.

(lang)
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