Moers Lammert: "Wählen macht einen Unterschied"

Moers · Der Bundestagspräsident machte gestern in Moers Wahlkampf für den CDU-Landtagskandidaten Ingo Brohl. Vor 470 Gästen erklärte Norbert Lammert, warum Wählen wichtig sei und warum CDU gewählt werde sollte.

 Norbert Lammert (Mitte) mit den Bundestagsabgeordneten Sabine Weiss (links) und Kerstin Radomski, Landtagskandidat Ingo Brohl (dunkle Brille) und Bürgermeister Christoph Fleischhauer im Autohaus Nühlen.

Norbert Lammert (Mitte) mit den Bundestagsabgeordneten Sabine Weiss (links) und Kerstin Radomski, Landtagskandidat Ingo Brohl (dunkle Brille) und Bürgermeister Christoph Fleischhauer im Autohaus Nühlen.

Foto: Klaus Dieker

Als Norbert Lammert erklärte, dass Deutschland nach dem Brexit die Führungsrolle in Europa übernehmen müsse, da donnerte es wie zur Bestätigung über dem Autohaus Nühlen. Lachen und Beifall von 470 geladenen Gästen; die Dramaturgie des Abends stimmte. Der Bundestagspräsident war nach Moers gekommen, um zwei Tage vor den Landtagswahlen Unterstützung für den Moerser Kandidaten Ingo Brohl zu demonstrieren. Der habe schon im Kindergarten seinen Erzieherinnen erklärt, warum sie CDU wählen müssen", sagte Lammert. "Das konnte ich damals noch nicht."

Mittlerweile kann er es sehr gut, wie Lammert bewies, auch wenn er er - wie er ironisch anmerkte - von Amts wegen zur Überparteilichkeit verpflichtet sei. Drum nahm er in seiner brillanten Rede auch einen Umweg. Derweil es draußen gewitterte, erklärte er zunächst, warum es grundsätzlich wichtig sei, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen. Der Wahlsieg Donald Trumps, so Lammert, wäre nicht möglich gewesen, hätten die vielen Menschen, die hinterher gegen ihn protestiert haben, gewählt. Und auch der Brexit ("eine der denkwürdigsten Fehlentscheidungen in der Geschichte Großbritanniens") wäre verhindert worden, wären nicht viele Gegner des EU-Austritts zu Hause geblieben, statt zur Wahlurne zu schreiten. "Wählen macht einen Unterschied", betonte Lammert, auch mit einem Blick in die Türkei, wo derzeit "auf legalem Weg die Abschaffung der Demokratie" stattfinde. "Das sollte deutschen Beobachtern bekannt vorkommen", schob er nach - eine offenkundige Anspielung auf die "Machtübernahme" Hitlers.

Über Deutschlands Rolle in Europa kam Lammert auf Nordrhein-Westfalen: "NRW ist in Deutschland das, was Deutschland in Europa ist: Das mit Abstand größte Land", sagte er. "Das stärkste Land ist es schon lange nicht." Damit war der aus Bochum stammende 68-Jährige auf der CDU-Wahlkampfschiene angelangt. In fast jeder Beziehung sei NRW von anderen Bundesländern abgehängt worden. Statt neue Jobs zu schaffen, sei der Strukturwandel hinausgezögert worden. Noch immer liege das Sozialprodukt in NRW fünf Prozent unter dem Wert von 2008, als die Weltfinanzkrise die Wirtschaft erschütterte. In Bayern liege es um 27 Prozent höher als damals, in Baden-Württemberg sogar um 35 Prozent. Lammert: "Die sind nicht intelligenter als wir, aber die haben die besseren Regierungen." Läge die wirtschaftliche Entwicklung in NRW auch nur im Schnitt Deutschlands, versicherte der Politiker, dann hätte das Bundesland 100.000 mehr Arbeitsstellen und verfügte über 4,5 Milliarden mehr Steuern. Aber die Lage in NRW lasse sich ändern - natürlich indem man zur Wahl geht und die Kreuzchen an den richtigen Stellen setzt.

Gegen Schluss gab's noch etwas zum Nachdenken: Es sei "eine der dämlichsten Einbildungen, dass Mehrheiten sich einbilden, das Vorhandensein ihrer Mehrheit sei der Nachweis der Richtigkeit ihrer Meinung", sagte Norbert Lammert. Applaus.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort