Neukirchen-Vluyn Kulturhalle: Vereine wollen Taten sehen

Neukirchen-Vluyn · Zahlreiche Zuhörer in Trachten kamen gestern zur Ratssitzung. Die Vereinsmitglieder wollten ihren Unmut zum Ausdruck bringen, dass die erhoffte Brandschutzsanierung des Veranstaltungszentrums nicht voran kommt.

 In bunter Festtags-Kluft, aber in ernster Stimmung hörten die Vereinsvertreter gestern der Debatte der Ratsmitglieder zu. Eine Entscheidung zur Sanierung erlebten sie nicht – sie soll voraussichtlich in zwei Wochen fallen.

In bunter Festtags-Kluft, aber in ernster Stimmung hörten die Vereinsvertreter gestern der Debatte der Ratsmitglieder zu. Eine Entscheidung zur Sanierung erlebten sie nicht – sie soll voraussichtlich in zwei Wochen fallen.

Foto: Klaus Dieker

Auf den ersten Blick sah es nach einem heiteren Anlass aus: Viele Vereine waren gestern in ihren bunten Trachten in die Neukirchen-Vluyner Ratssitzung gekommen. Doch den Besuchern war nicht nach Späßen zumute. Sie waren gekommen, um ihren "Unmut zum Ausdruck zu bringen", wie Karl-Heinz Möhlendick erklärte.

Der Vorsitzender der Vluyner Klompenfreunde hielt im Namen der Zuhörer eine Ansprache, in der er die Ratsmitglieder aufforderte, die Sanierung der Kulturhalle so rasch wie möglich anzupacken. Das Gebäude sei für die Vereine und als Museumsstandort zu wichtig, die Schließung bedeute einen "Verlust von Lebensqualität in unserer Stadt".

Die Kulturhalle ist seit März wegen Brandschutzmängeln geschlossen. Die Lage ist verfahren, denn die Stadt hat zu wenig Geld, daher hatte Kämmerer Jörg Geulmann sich für die Verhängung einer Haushaltssperre entschieden. Bürgermeister Harald Lenßen versicherte den Zuhörern: "Wir sind uns der Wichtigkeit der Halle bewusst." Die Verwaltung habe auch mögliche Lösungen geprüft, aber noch kein Patentrezept gefunden.

Jochen Gottke, Fraktionsvize der SPD, bekam viel Applaus von den Vereinsvertretern, als er den Antrag der Sozialdemokraten vorstellte, die Sanierung trotz der heiklen finanziellen Lage der Stadt schon jetzt in die Wege zu leiten. Unterm Strich brauche man 350 000 Euro, um zumindest das Erdgeschoss Anfang 2014 wieder eröffnen zu können. Mit Einsparungen und zur Not mit einem Griff in die allgemeine Rücklage müsse das möglich gemacht werden.

Auch die Mitglieder der CDU-Fraktion möchten einen baldigen Sanierungsbeginn. Ihr Antrag lautet auf die Gründung einer Haushaltskonsolidierung-Kommission. Beide Vorschläge sind offensichtlich nicht allzu verschieden, also zeichnete sich im Lauf der Debatte ein Übereinkommen ab, in den nächsten zwei Wochen fraktionsübergreifende Gespräche zu führen und in einer Sonderratssitzung am 16. Oktober die Sanierung auf den Weg zu bringen — immer vorausgesetzt, das Ganze verstößt nicht gegen Haushaltsrecht. Genau in diesem Punkt zeigte sich Kämmerer Jörg Geulmann gestern skeptisch, und auch die Vertreter von Grünen und FDP konnten sich dem Optimismus von CDU und SPD nicht anschließen.

Auch unkonventionelle Lösungsvorschläge waren im Verlauf der Sitzung zu hören. So schlug Zuhörer Udo Laakmann vor, das Göschel-Haus neben der Kulturhalle zu verkaufen und den Erlös für die Sanierung zu verwenden. Zudem solle Bürgermeister Lenßen überlegen, ob er nicht doch schon 2014 zur Wahl antreten solle — das Geld für die Bürgermeisterwahl 2015 könne dann auch eingespart werden. Heiner Schlitzer, Fraktionsvorsitzender der Grünen, meinte, die nötige Summe könne noch schneller zusammenkommen, wenn jeder Einwohner der Stadt 50 Euro spende. Für diese Idee gab es nur einen recht dünnen Applaus.

(RP)
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