Moers Künstlerische Entdeckungsreise

Moers · Die jährliche Ausstellung des "Seewerks" kann in den kommenden sechs Wochen bestaunt werden. Installation auch auf "Nepix Kull".

 Künstler Anatol Herzfeld erläutert Hans-Gerd Rötters und Frank Merks (v.l.) die Werke, die bald mit auf die Reise nach Surinam gehen werden.

Künstler Anatol Herzfeld erläutert Hans-Gerd Rötters und Frank Merks (v.l.) die Werke, die bald mit auf die Reise nach Surinam gehen werden.

Foto: Klaus Dieker

Bei einer Vernissage auf der Kulturinsel "Nepix Kull" im Moerser Schlosspark gelang es den Veranstaltern am Samstag auf beeindruckende Weise, das Kunstwerk "Trauer-Weide" der koreanischen Künstlerin Mikyang Pae den Anwesenden nahe zu bringen. Die Künstlerin erinnert damit an das Leid Hunderttausender Koreanerinnen, die im Zweiten Weltkrieg für japanische Bordelle verschleppt wurden. Die "Tränenbänder" in der Weide, die Weiblichkeitssymbole aus rotem Holz und das uralte Symbol des Pentagramms für das Weibliche sprechen aber auch von Unterdrückung und Ausbeutung. Das wurde auch durch die experimentelle Gesangsperformance von Mascha Corman verdeutlicht, die das Leid der Frauen und Mädchen auch akustisch greifbar machte.

Mikyung Pae findet den Ort im Park sehr passend für ihre Installation, denn nicht nur die Trauerweide, sondern auch die Insellage sowie das Wasser als Erinnerung an die Tränen würden die Aussage des Kunstwerks unterstreichen. Sie wünsche sich, dass die Menschen an diesem öffentlichen Ort miteinander ins Gespräch und ins Nachdenken kommen. "Dabei ist es vollkommen in Ordnung, wenn jeder seine eigene Sicht auf das Kunstwerk hat. Denn jeder hat ja auch einen anderen Zugang zu solch einem schweren Thema", sagt die Künstlerin.

Am Samstag trudelten ab 15 Uhr die Künstler und ihre Gäste am Ort des zweiten Teils der Ausstellung, dem Seewerk-Gelände am Silbersee in Kapellen, ein. Hier konnte man in aller Ruhe die Werke aller neun ausstellenden Künstler auf sich wirken lassen, mit ihnen ins Gespräch kommen und sogar Kunstwerke erwerben. Viele Kunstinteressierte nutzten diese Gelegenheit, durch die Räume der ehemaligen Fabrik und auf dem weitläufigen Gelände am See auf Entdeckungsreise zu gehen.

Nadine Beinemann ist mit ihrer achtjährigen Tochter Emma gekommen. Sie schätze die besondere Atmosphäre dieses Ortes, die unkomplizierte Begegnung mit Kunst und den Facettenreichtum, den die Ausstellung biete.

Beeindrucken konnte auch die Vorführung der japanischen Taiko-Trommler. Ausstellungsmacherin Angelika Petri erklärt, dass sie ganz bewusst wieder eingeladen wurden als Zeichen, dass man die Japaner als Freunde betrachtet, trotz der Anklage der Kriegsverbrechen.

Ein besonderer Höhepunkt der Ausstellung ist die Installation des Bildhauers und Beuys-Schülers Anatol Herzfeld und des Seewerk-Künstlers Frank Merks. Ein mächtiger Baumstamm aus Walaba-Holz, der 55 Jahre lang auf der Insel Surinam in einem Stausee gelegen hatte, inspirierte die beiden zu Arbeit zum Thema "Demokratie". Die beiden freuen sich, dass das Kunstwerk "Reise nach Suriname" im kommenden März tatsächlich mit ihnen zusammen dorthin reisen wird. Zuvor wird es aber in Bochum und in Prag ausgestellt.

Die Ausstellungsmacherin Angelika Petri steckt jedes Jahr viel Herzblut in das Projekt. Das Seewerk betrachtet sie auch als einen tollen Ort, um einen niederschwelligen Zugang zu Kunst zu ermöglichen. Petri hat beobachtet, dass auch Menschen, die eigentlich nicht viel mit Kunst anfangen können, wiederkommen und zunehmend aufgeschlossener werden. Sie beginnt jetzt mit den Planungen für die die Ausstellung im kommenden Jahr.

(rauh)
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