Moers Kleine Villa hängt am Haken

Moers · Die radiologische Gemeinschaftspraxis an der Uerdinger Straße hat einen neuen Computertomographen geliefert bekommen. Das tonnenschwere Gerät wurde mit einem Autokran ins Dachgeschoss gehievt.

Die weit ausgefahrenen Stabilisatoren des 100-Tonnen-Autokranes greifen wie riesenhafte Tentakel nach der regennassen Fahrbahndecke der Uerdinger Straße und haben sie halbseitig schon in Beschlag genommen. Vorsichtig schlängelt sich der Verkehr an der laut brummenden Maschine vorbei. Die Köpfe der Fahrer schnellen zur Seite und die Blicke suchen das Ende des hoch in die Luft ragenden Lastkranes. Am ausgestreckten Arm des Giganten hängt ein eiserner Korb, groß genug um bequem eine ganze Fußballmannschaft hinauf in den zweiten Stock der radiologischen Gemeinschaftspraxis zu hieven – überall herrscht geschäftige Unruhe. Doch statt der Fußballerbeine steht der rund eine Tonne schwere neue Computertomograph auf hölzernen Beinen im Freiluftlift.

Geringe Wartezeiten für Patienten

Dort, wo üblicherweise ein Fenster den Blick nach draußen freigibt, klafft jetzt ein riesiges Loch in der Fassade: Ein Stück Mauerwerk, ein zweiflügliges Fenster und eine komplette Dachgaube sind präzise entfernt worden und lagern in den Fluren vor dem Wartezimmer auf ihren Wiedereinbau. "Rechts, Stopp, weiter, weiter", dirigieren die oben wartenden Arbeiter unter den wachsamen Augen von Siemens Projektmanager Peter Hunz den Korb millimetergenau in das offene Stück Hauswand. Ein Stück weiße Bauplane flattert an der Hauswand im Wind und soll den Regen abhalten. Dr. Dieter Fröhling, der Nuklearmediziner der Gemeinschaftspraxis, schaut hinaus ins Freie und ist stolz: "Das ist ein hochmodernes Gerät". Die ansonsten hohen Wartezeiten für Termine in der im Juli unter neuer ärztlicher Leitung eröffneten Praxis würden sich wesentlich verkürzen: Denn die Untersuchungszeiten in dem hochmodernen Tomographen verringern sich fast um die Hälfte.

Selbst für Profi Hunz ist die Einbringung eines medizinischen Gerätes durch das geöffnete Dache nicht alltäglich: "In rund zehn Prozent aller Fälle liefern wir durch das Dach an", sagt er. Die ganze Nacht hat es noch gedauert, bis das neue Gerät in Einzelteilen durch das Dach hinein- und der alte Tomograph hinaustransportiert waren. Zwei Tage wird jetzt noch montiert und justiert bevor der erste Patient durch den "Scanner" fahren kann. "Vorsicht, langsam", ruft jemand aus dem Hintergrund. Immerhin hängt hier eine gut ausgestatte Kleinvilla in bevorzugter Wohnlage am Haken – soviel kostet das strahlenarme und patientenfreundliche High-Tech-Gerät, das mit Spezial-Lkw auf einer Luftfederung von Erlangen nach Moers geliefert worden ist.

(RP)
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