Moers Kinder erleben Oper zum Mitmachen

Moers · "Hänsel und Gretel" von Engelbert Humperdinck lockte 37 Kinder des offenen Jugendzentrums "Seestern" ins Bollwerk 107. Der Hilfsverein "Klartext für Kinder" machte das besondere Kultur-Erlebnis möglich.

 Da hielten die kleinen Zuschauer den Atem an: Die böse Hexe hat Hänsel und Gretel mit Zaubersprüchen willenlos gemacht.

Da hielten die kleinen Zuschauer den Atem an: Die böse Hexe hat Hänsel und Gretel mit Zaubersprüchen willenlos gemacht.

Foto: Klaus Dieker.

Der Moerser Hilfsverein "Klartext für Kinder" machte es möglich: 37 Kinder des offenen Jugendzentrums "Seestern" in Moers-Mattheck gingen in die Oper. Genauer gesagt in die von Engelbert Humperdinck 1893 geschriebene Märchenoper "Hänsel und Gretel". Die hatte der ehemalige stellvertretende Intendant des Moerser Schlosstheaters Konrad Göke im vergangenen Jahr neu inszeniert und kurz vor Weihnachten bereits zweimal in der Aula der Geschwister-Scholl-Gesamtschule auf die Bühne gebracht. Damals hatte "Klartext für Kinder" versprochen, zu jeder der dabei verkauften Karten eine weitere für bedürftige Familien zu spendieren, was jetzt mit gleich zwei Vorstellungen am Samstag und Sonntag im Moerser Jugendkulturzentrum "Bollwerk 107" in die Tat umgesetzt wurde.

Die Matthecker "Seestern"-Kinder waren am Samstag dran. Kurz vor elf Uhr trafen sie, angeführt von ihren Betreuern, vor dem "Bollwerk" ein. Der Bus der "mobilen Kindertafel", den der Moerser Kinderhilfeverein seit 2010 betreibt, war schon vorher angekommen. In ihm sollten die jungen Operngäste nach der Vorstellung einen kleinen Abschlussimbiss bekommen.

Doch jetzt war erst einmal Kultur angesagt. Nachdem alle ihre Sitzplätze im Saal gefunden und die aus einem riesigen, laubfreien Baum und mehreren grauen Felsen bestehende Bühnenkulisse ausreichend in Augenschein genommen hatten, ging es los. "Wo sind sie denn nur. Ich suche sie schon die ganze Zeit", war plötzlich eine laute Männerstimme aus dem hinteren Teil des Zuschauerraums zu hören. Ihr folgte ein mit Rucksack, Gehstock und Hut ausgestatteter Mann, der sich in einem anschließenden Gespräch mit dem Publikum als Vater von Hänsel und Gretel (dargestellt von Konrad Göke) vorstellte.

Die beiden, so erklärte er seinen Zuhörern sorgenvoll, seien von ihrer Mutter zum Beerenpflücken in den Wald geschickt worden, und nicht wieder zurückgekehrt. Einige Tiere in dem Wald seien ziemlich gefährlich. "Was meint ihr denn, was für Tiere es in so einem Wald alles gibt?" "Hasen", schlugen die Kinder vor, und: "Füchse". Konrad Göke nickte: "Jawohl, richtig." "Giraffen", meinte ein vorwitziger Junge in der ersten Reihe, doch die wurden nicht akzeptiert, wohl aber: "Bären". Von denen hatte der Vater tatsächlich am Eingang ein paar Spuren gesehen. Grund genug, sich sogleich wieder auf die Suche nach den zwei vermissten Kindern zu machen.

So verpasste er die beiden, als sie wenig später noch recht vergnüglich auf der Bühne erschienen. "Brüderchen, komm tanz' mit mir" forderte Gretel (Stella-Louise) ihren Bruder Hänsel (Adaliz von Goltz) zu einem gemeinsamen Tänzchen auf und zeigte ihm, wie es geht: "Mit dem Händchen klapp, klapp, klapp. Mit den Füßchen trap, trap, trap. Einmal hin, einmal her, rundherum das ist nicht schwer."

Doch als kurz danach die böse Hexe (Isabelle Razawi) erschien, wurde es gefährlich. Mit ein paar Zaubersprüchen machte sie das Geschwisterpaar zunächst willenlos und kündigte dann an, die beiden im Ofen zu Lebkuchen zu backen, was in den Zuschauerreihen eine deutliche Unruhe auslöste. Aber natürlich stieß Gretel auch in Humperdincks Oper die böse Hexe ins Feuer, so dass Vater Göke am Ende erleichtert singen konnte: "Wenn die Not am höchsten steigt, Gott der Herr sich gnädig zu uns neigt."

(lang)
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