Moers Kaninchen drohen Problem zu werden

Moers · Im Freizeitpark, aber auch auf Friedhöfen und anderen Grünflächen wimmelt es von den Nagetieren. Ihr Wühlen verursacht Schäden an Spielgeräten, Wegen und auf Gräbern. Die Stadt sucht mit Jägern nach einer Strategie.

 Im Schlosspark vermehren sich die Kaninchen so stark, dass nun über Strategien nachgedacht wird, die Population zu verkleinern.

Im Schlosspark vermehren sich die Kaninchen so stark, dass nun über Strategien nachgedacht wird, die Population zu verkleinern.

Foto: dpa, jst kde

Wer abends auf der Krefelder Straße unterwegs ist, sieht sie an den Böschungen des Freizeitparks sitzen und mümmeln: Kaninchen über Kaninchen, gerade so, als sei Moers ein Teil des Teletubbie-Landes. Eigentlich ein niedlicher Anblick, aber im Moerser Rathaus machen die Langohren den zuständigen Stellen immer wieder Sorgen. Denn Kaninchen vermehren sich - nun ja, wie die Karnickel eben.

"Wir beobachten diese Entwicklung schon seit einiger Zeit", sagt Thorsten Schröder, Sprecher der Stadt Moers. In gewissen Bereichen, nicht nur im Freizeitpark, ist die Population der Kaninchen hoch. Betroffen seien auch einige Friedhöfe und das Gelände des Freizeitbads Kapellen.

"Noch ist das kein Mega-Problem", sagt Schröder. "Aber wir sind in Gesprächen mit der Jägerschaft und überlegen, wie wir eine Strategie für das nächste Jahr entwickeln können." Natürlich soll im Freizeitpark nicht scharf geschossen werden. Angedacht ist beispielsweise die Jagd mit Greifvögeln oder mit Frettchen. Sicher sei, dass man in diesem Bereich behutsam vorgehen müsse, schließlich seien oft Familien mit Kindern im Freizeitpark unterwegs.

Nun könnte man als Tierfreund meinen, so furchtbar sei ein gelegentlicher Überschuss an den Nagern doch nicht. Bei der Enni sieht man das anders. Kaninchen leben in Kolonien und graben oft weitläufige Tunnelsysteme. Das kann zu Problemen führen. "Die Kaninchen verursachen Schäden im Untergrund von Spielgeräten und unter der Pflasterung im Freizeitpark", sagt Enni-Sprecher Herbert Hornung. Als Dienstleiter für die Stadt bessert die Enni diese Schäden aus, damit keine Unglücke durch mangelnde Standsicherheit passieren.

Im Falle der Moerser Friedhöfe ist die Enni selbst Eigentümer, auch dort gibt es viele Kaninchen. Sie profitieren unter anderem von den Trends bei der Bepflanzung der Gräber. "Früher wurden eher Pflanzen gewählt, die Kaninchen nicht mögen", sagt Hornung. Das sei heute anders. Einmal im Jahr beauftrage die Enni die Jägerschaft, den Bestand der Tiere zu reduzieren. Das finde allerdings nur in den gesetzlich erlaubten Jagdzeiten statt.

"Die Jagd auf Friedhöfen ist streng reguliert", sagt Tim Schulz, Vorsitzender des Hegerings Moers. Es gebe regelrechte Experten, die auf die Pirsch zwischen den Grabsteinen spezialisiert seien. Natürlich werde auf den Anlagen nur außerhalb der Öffnungszeiten gejagt, und wenn, dann beispielsweise mit Kleinkaliber oder per Falknerei. "Im Sommer ist die Jagd mit Falken wegen der dichten Vegetation allerdings nicht unproblematisch", sagt Schulz.

Von einer "Kaninchenplage" will Enni-Sprecher Herbert Hornung nicht sprechen. Zwar gebe es eine Menge der Nagetiere, "aber wir haben eher den Eindruck, es sind in den vergangenen Jahren weniger geworden."

"Die Population entwickelt sich in Wellenbewegungen", sagt Jäger Tim Schulz. Im Sommer sei der Bestand meist hoch, gegen Herbst und Winter befallen viele Tiere eine tödliche Krankheit, die Myxomatose, die durch kühles und feuchtes Wetter begünstigt wird.

"Daran gehen die Tiere jämmerlich zugrunde", erklärt Schulz. Augenlider, Mund, Ohren, Lippen und andere Körperteile schwellen an, nach ein bis zwei Wochen verendet das Kaninchen. Durch diese Krankheitswellen gibt es eine gewisse Selbstregulierung der Tierpopulation - wenn auch auf eine traurige Weise.

(s-g)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort