Moers Kanalhaie unterwegs - im Notfall 110 wählen

Moers · Am Reitweg wurde eine Seniorin fast Opfer von Kanalhaien. Unsere Redaktion hakte nach.

Ein besonders dreister "Kanalhai" scheint im Moerser Norden unterwegs zu sein. Eine alte Dame, die am Reitweg an der Grenze zu Rheinberg wohnt, wäre fast auf ihn reingefallen. Der Mann hatte sie angerufen, sich als Mitarbeiter einer in Rheinberg ansässigen Firma ausgegeben und der 87 Jahre alten Moerserin angeboten, den Kanalanschluss ihres Hauses mit einem Kamerawagen auf Schäden zu untersuchen. Andere Anwohner des Reitwegs hätten ihn bereits beauftragt, sagte der Mann, dadurch werde die nach seinen Angaben ohnehin nötige Prüfung preisgünstiger.

"Meine Mutter ließ sich auf das Angebot ein", berichtet Elke Rumpf, die im gleichen Haus am Reitweg lebt und sich an unsere Redaktion wandte. Sie selbst war allerdings skeptisch, und als sie hörte, dass der Handwerker schon am nächsten Tag kommen wollte, griff sie ein. Sie erkundigte sich zunächst bei der Enni und bei ihrem "Hausklempner", ob die sogenannte Dichtheitsprüfung wirklich notwendig sei. "Die Antwort war nein, denn wir wohnen in keinem Wasserschutzgebiet." Dann rief sie die Rheinberger Telefonnummer zurück, unter der sich der Handwerker bei ihrer Mutter gemeldet hatte - die Nummer war noch im Telefon gespeichert. "Eine Computerstimme teilte mir aber mit, dass die Rufnummer gar nicht vergeben sei."

Als der dubiose Kanalprüfer am nächsten Tag tatsächlich zur verabredeten Zeit an der Haustür klingelte, konnte ihn Elke Rumpf zum Glück abwimmeln. Bei dem Mann habe es sich "eindeutig" um einen Deutschen gehandelt, sagt die Moerserin. Sein Auto war laut Kennzeichen in Paderborn (PB) zugelassen und trug keine Firmenaufschrift.

Die Enni warnt Hausbesitzer vor aufdringlichen Handwerkern, die Hausbesitzer dazu drängen, zu vermeintlich günstigen Konditionen die Hausanschlüsse überprüfen und dann sofort reparieren zu lassen. Grundsätzlich seien ausschließlich private Grundstückseigentümer in Wasserschutzgebieten zu der sogenannten Dichtheitsprüfung verpflichtet. Und auch diese Hauseigentümer können sich noch Zeit lassen, denn Enni und Stadt arbeiten noch an einem Konzept zur Umsetzung der Dichtheitsprüfung. Wer unsicher ist, ob er zu den Betroffenen gehört, sollte sich bei der Enni melden - oder einfach abwarten. Denn die Enni wird, wenn das Konzept steht, von sich aus jeden Hausbesitzer anschreiben, bei dem eine Reinigung, Zustands- und Funktionsprüfung des Hausanschlusses ansteht.

Auch die Verbraucherzentrale und die Polizei warnen vor "Kanalhaien", die Hausbesitzer überreden oder überrumpeln. Wer massiv an der Haustür bedrängt oder bedroht werde, sollte die Polizei über die Notrufnummer 110 rufen.

(RP)
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