Moers Isfort schlägt Angebot für Festivalleitung aus

Moers · Der Moerser Musiker will nun doch nicht die künstlerische Leitung für das Moers Festival übernehmen. Die Aufsichtsratsvorsitzenden der Kultur Gmbh, Carmen Weist, distanziert sich in einem Schreiben von Geschäftsführer Dirk Hohensträter. Der Aufsichtsrat steht vor einem Scherbenhaufen.

Die Findungskommission für das Moers Festival hat sich, wie gestern bekannt wurde, auf einen neuen künstlerischen Leiter verständigt - und ihn sofort wieder verloren. Demnach hatte sich die vom Aufsichtsrat der Kultur GmbH eingesetzte Kommission nach einem Gespräch mit zuletzt zwei Kandidaten auf den Moerser Bandleader Tim Isfort geeinigt. Der 49-Jährige hatte unter anderem in Duisburg das Traumzeit-Festival organisiert. Doch inzwischen ist es mehr als fraglich, ob Isfort Nachfolger des Kölners Reiner Michalke wird, der die künstlerische Leitung für das Moers Festivals vor wenigen Wochen abgegeben hat.

Anlass für Michalkes Weggang waren letztlich Differenzen mit Geschäftsführer Dirk Hohensträter. Der ist offenbar auch verantwortlich dafür, dass Isfort erst gar nicht kommen möchte. In einer Mail an den Aufsichtsrat, die unserer Redaktion vorliegt, schreibt Isfort mit Datum vom 20. Oktober: "Die gestrigen Informationen bezüglich Finanzen und Personal (...) haben mir eine schlaflose Nacht beschert, an deren Ende die Entscheidung steht, es unter den aktuellen Bedingungen nicht zu tun."

Zur Begründung führt Isfort zwei Dinge an, "die mir nicht mehr realisierbar erscheinen: die vertragliche Zusicherung eines dem Renommée des Festivals angemessenen zeitgemäßen Gagenbudgets und die meises Erachtens unabdingbare Verstärkung durch professionelle mir vertraute Mitarbeiter/innen und Honorarkräfte".

Unter anderem hatte Isfort Anstoß daran genommen, dass Hohensträter ohne Rücksprache die beiden Tontechniker Hannes Koch und Benjamin Schaschek eingestellt hatten. Beide sind mit einem musikalischen Bootstrip von Australien nach Europa als "Sailing Conductors" bekannt geworden. Sie sollten Hohensträter in organisatorischen Fragen unterstützen. Mit den Honoraren für die beiden, so Isfort, seien aber bereits 80 Prozent des noch möglichen Personalbudgets im Bereich Organisation und Planung vergeben. "Mit den übrig bleibenden 20 000 Euro an möglichem Personalbudget lässt sich aus meiner Sicht kein erfahrenes und professionelles Team mehr installieren, um das Festival bis Pfingsten 2017 seriös vorzubereiten." Aus dem Schreiben geht auch hervor, dass Isfort eine Erhöhung des Gagenbudgets von 180 000 auf 200 000 Euro für unverzichtbar hält. Durch Hohensträters Personalentscheidungen seien Fakten geschaffen worden, die "in letzter Konsequenz bedeuten, dass ich die Qualität für die ich mit meinem Namen stünde, nicht liefern kann."

Als Reaktion auf Isforts Schreiben ist die Aufsichtsratsvorsitzende Carmen Weist (SPD) inzwischen auf Distanz zu Hohensträter gegangen. Sie weist darauf hin, dass der Geschäftsführer Arbeits- und Dienstverträge nur mit vorheriger Zustimmung des Aufsichtsrates hätte vornehmen dürfen. Das aber habe Hohensträter unterlassen. "Damit", schreibt sie, "hat der Geschäftsführer den Gesellschaftsvertrag nicht eingehalten und einen objektiven, den Willen des Gesellschafters missachtenden Dienstvertragsverstoß begangen".

Die juristische Formulierung lässt den Schluss zu, dass sich die Aufsichtsratsvorsitzende dienstliche Schritte gegenüber dem Geschäftsführer vorbehält. Möglicherweise muss sich der Aufsichtsrat heute also nicht nur mit der Frage auseinandersetzen, ob es eine Möglichkeit gibt, Isfort doch noch irgendwie entgegenzukommen und so die künstlerische Leitung des Festivals 2017 zu sichern, sondern auch mit der Frage, ob Hohensträter als Geschäftsführer gehalten werden soll. Isfort jedenfalls hat in seinem Schreiben angedeutet, dass er zu weiteren Gesprächen bereit sei. Und Hohensträter hatte schon bei einem Zwist mit Michalke erklärt, dass er nicht an seinem Stuhl klebe.

Hohensträter kann immerhin ein gewichtiges Argument für sich in die Waagschale werfen. Dem Vernehmen nach bestätigt die von einem Wirtschaftsprüfer abgesegnete Bilanz in vollem Umfang die Prognosen, die er in der Vergangenheit abgegeben hatte und die zu zusätzlichen Garantieerklärungen durch die Stadt Moers in Höhe von mehr als 700 000 Euro führten.

(RP)
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