Moers Integration Point hilft Flüchtlingen bei Jobsuche

Moers · Agentur für Arbeit, Jobcenter und Kommunen wollen Asylbewerber möglichst früh in den Arbeitsmarkt integrieren. Gestern informierte sich die Bundestagsabgeordnete Kerstin Radomski (CDU) in Moers über das Projekt.

Natürlich sind nicht nur Ärzte und Ingenieure unter den vielen Flüchtlingen, die nach Deutschland kommen. "Von Akademikern bis Analphabeten" reiche das Spektrum, sagte gestern Michael Müller, Geschäftsführer des Jobcenters Kreis Wesel. Zusammen mit Kollegen stellte er gestern der Bundestagsabgeordneten Kerstin Radomski in Moers die Arbeit des Integration Points vor. Seit Anfang des Jahres arbeiten Jobcenter, Arbeitsagentur und Kommunen in dieser Einrichtung gemeinsam daran, Flüchtlinge möglichst schnell auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren.

Der Hauptstandort des Integration Points ist Wesel, Dependancen gibt es in Moers, Kamp-Lintfort sowie Dinslaken. Insgesamt hat die Einrichtung 16 Mitarbeiter, in Moers arbeiten zwei Vermittler und ein Sachbearbeiter. Zudem gibt es regelmäßige Sprechtage weiterer Fachleute. Eine personelle Aufstockung sei im Laufe des Jahres geplant.

Das Augenmerk des Integration Points richte sich auf Flüchtlinge mit guter Bleibeperspektive. Als solche gelten Menschen aus Syrien, Iran, Irak und Eritrea. Der Kontakt entsteht zum Beispiel bei Besuchen in den Unterkünften oder über Institutionen wie den Bunten Tisch Moers. Die Motivation unter den Flüchtlingen, auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, sei groß, sagte Christian Parnitzke, Teamleiter des Integration Points bei der Agentur für Arbeit. Von den derzeit rund 6300 Flüchtlingen im Kreis lebenden Flüchtlingen hätten sich 400, davon ein Drittel in Moers, freiwillig in Obhut der Arbeitsagentur begeben. "Niemand ist verpflichtet zu kommen."

Die Mitarbeiter des Integration Points seien auch nach "Sprachaffinität" ausgesucht worden, sagte Müller. Englisch sei Standard, andere sprechen auch arabisch, französisch oder türkisch. Wo nötig, werden Dolmetscher hinzugezogen. Die Mitarbeiter stellen gemeinsam mit dem Flüchtling dessen Ausbildungsstand, Kenntnisse, Potenziale und Defizite fest und beraten über die Anerkennung von Abschlüssen. Oft sei diese schwierig, weil die entsprechend Dokumente nicht vorliegen. Auf die Bestandsaufnahme folgt die Einleitung sinnvoller Maßnahmen. In der Regel ist dies zu allererst die Vermittlung in einen Sprachkurs. 1200 Flüchtlinge im Kreis absolvierten derzeit durch die Arbeitsagentur geförderte Sprach-Einstiegskurse. Wünschenswert wäre es, den Spracherwerb an "öffentliche Arbeitsgelegenheiten" zum Beispiel in der Grünpflege zu koppeln, sagte Müller. "Acht Stunden am Tag nur die Schulbank zu drücken und deutsch zu pauken, ist fürchterlich schwierig."

Wie Reiner Schepers, Flüchtlingskoordinator beim Jobcenter, sagte, gebe es besondere Programme für junge Flüchtlinge im Alter bis 25 Jahren. Sie können sich in Maßnahmen bei ausgesuchten Trägern in verschiedenen Berufsfeldern erproben und qualifizieren. Michael Müller ergänzte, dass der Antritt einer Ausbildung derzeit laut Gesetz eigentlich nur bis zum 21. Lebensjahr möglich sei (wiewohl es viele Ausnahmen gibt), allerdings werde eine Gesetzesänderung vorbereitet. Bei 60 Prozent der Flüchtlinge handle es sich um junge Männer. "Das Wachstumspotenzial für Ausbildung ist riesig."

Ob und wie es gelingt, Flüchtlinge flott in den Arbeitsmarkt einzugliedern, werde man erst in einigen Jahren sehen können, sagte Michael Müller. Die Möglichkeiten seien bislang überschaubar. Der Erfolg der Bemühungen hänge von vielen Faktoren ab. So ziehe es viele Flüchtlinge in die Großstädte des Ruhrgebiets - weil dort Verwandte, Landsleute wohnen oder weil es mehr freie, bezahlbare Wohnungen gebe. "Das Ruhrgebiet hat genug Arbeitslose, in ländlichen Bereichen wäre die Integration einfacher."

Bei dem gestrigen Gespräch über den Integration Point war vor allem von Möglichkeiten, Zielen und Hoffnungen die Rede. Es gebe aber auch schon erste konkrete Erfolge. So habe ein Flüchtling in Wesel als Küchenhelfer, ein anderer im Metallbereich eine Beschäftigung gefunden.

(RP)
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