Landtagswahl 2017 Ingo Brohl - der Kandidat der CDU

Moers · Vielleicht wäre Ingo Brohl nicht CDU-Landtagskandidat geworden, wenn es da nicht diesen einen Tag in seiner Jugend gegeben hätte. Brohl war in der Schülervertretung aktiv. Er war Mitorganisator einer Demo auf dem Moerser Altmarkt gegen Nazis. "Eigentlich war ich damals politisch ein bisschen linker orientiert als heute", sagt Brohl.

Doch dann habe er erschrocken registriert, wie die Antifa-Szene den CDU-Redner Norbert Booms ausgepfiffen habe. Brohl, in einem konservativen Elternhaus groß geworden, wusste da plötzlich, wo er stehen will. Er engagierte sich später in der Jungen Union, wurde Fraktionschef der CDU im Moerser Rat. Position beziehen, auch mal ungewöhnliche Entscheidungen treffen - vielleicht wurde dem heute 41-jährigen Vater zweier Kinder diese Attitüde auf dem Altmarkt mit auf den Weg gegeben? Im Moerser Rat ist Brohl für seine klare Kante bekannt. So will er auch im Landtag Politik machen - für seine Heimat. Als "Ur-Moerser" bezeichnet sich Brohl: Geboren in Homberg, lebte er seitdem mit nur einer kurzen Unterbrechung in der Grafenstadt. "Ein paar Jahre habe ich mit meiner Frau in Mülheim an der Ruhr gewohnt, aber ich bin mit der Stadt nie warm geworden." Gemeinsam zogen sie nach Moers. Seine Frau arbeitet als Informatikerin in Düsseldorf, er ist Diplom-Wirtschaftsjurist und hat unter anderem einen Lehrauftrag an der Westfälischen Hochschule. Beide teilen sich die Erziehung der Kinder. Und auch wenn mit einem Landtagsmandat die Zeiten in Moers weniger würden, möchte Brohl auch weiter Papa sein können. "Es ist eine logische Konsequenz, dass ich jetzt versuche, in den Landtag einzuziehen", sagt Brohl. Von einem "schwierigen Wahlkreis" für die CDU spricht er. Dass er nicht auf einem Listenplatz abgesichert ist, störe ihn nicht. Er selbst habe keinen Wert auf die Liste gelegt. Weil er ohnehin keinen bekommen hätte? Brohl sagt: "Ich mache es in der Politik wie im Basketball. Ich spiele auf Sieg." Rückenwind verschaffe ihm die jüngste Bürgermeisterwahl mit dem CDU-Erfolg. "Die CDU ist Motor in dieser Stadt, das wissen die Leute", zeigt sich Brohl überzeugt. Er bezeichnet sich selbst als einen "modernen Konservativen" und bezieht sich in der Formulierung auf den CSU-Politiker Franz Josef Strauß, der sagte: "Konservativ heißt, (...) an der Spitze des Fortschritts marschieren." Wie denkt er als Konservativer über die Homo-Ehe? Brohl zögert, und man merkt, dass die Antwort differenzierter ausfallen wird. Er verlange auch eine Toleranz von gleichgeschlechtlichen Partnern gegenüber einer Institution wie der Ehe. Der Begriff sei dem Bündnis von Mann und Frau vorbehalten. Dann aber sagt Brohl, dass er bei Themen wie Adoptionsrecht durchaus offen sei. Es müsse jedoch zuvor ausgewertet werden, welche Entwicklung dies für ein Kind bedeutet. Da ist er wieder - der Pragmatiker. Bissig wird Brohl, wenn es um die Sozialdemokratie geht. Die würde immer nur für das Retten stehen - nicht aber für innovatives Denken. Das würde Brohl in sein neues Amt mitnehmen wollen: Um Arbeitsplätze für die Region kämpfen, die Wirtschaft voranbringen. Die Stadt Kamp-Lintfort -obwohl SPD-regiert - habe vorgemacht, wie erfolgreich Strukturpolitik gemacht wird: Landesgartenschau, Hochschule. "Das hätten wir alles auch hier haben können, aber die SPD hat solche Ideen blockiert und am Ende falsche Schwerpunkte gesetzt", zeigt sich Brohl überzeugt. Mit einem Landtagsmandat würde er dafür plädieren, mehr Verantwortung in die Kommunen zu bringen. Wichtige Themen seien ihm die Verkehrsinfrastruktur und die Entwicklung von Gewerbe- und Industrieflächen. "Bei Kohlenhuck zum Beispiel hat sich das Land einen schmalen Fuß gemacht." sep/Foto: sep

Ingo Brohl (41) +++ geboren in Homberg +++ gelernter Diplom-Wirtschaftsjurist +++ CDU-Mitglied seit 2003 (davor JU).

(RP)
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