Moers In der Stadtkirche erklingt der Tango

Moers · "Five o'clock"-Premiere mit dem Ensemble "Siestango". Die neue Konzertreihe kommt beim Moerser Publikum gut an.

 Akkordeon-Spieler Jevgenijs Pastuhovs, Pianistin Sofia Vasheruk, Violinistin Ewa Zbyszynska und der Kontrabassist Knud Krautwig sind "Siestango". Am Sonntag spielen sie Tango in der Stadtkirche.

Akkordeon-Spieler Jevgenijs Pastuhovs, Pianistin Sofia Vasheruk, Violinistin Ewa Zbyszynska und der Kontrabassist Knud Krautwig sind "Siestango". Am Sonntag spielen sie Tango in der Stadtkirche.

Foto: Klaus Dieker

In Zukunft findet an jedem ersten Sonntag des Monats in der Evangelischen Stadtkirche in Moers um 17 Uhr ein einstündiges Konzert statt. Konrad Göke, der bis Ende letzten Jahres für das Kulturprogramm in der Dorfkirche in Repelen verantwortlich war, organisiert die neue Veranstaltungsreihe, die das Motto "Five o'clock" (fünf Uhr) trägt. Der Eintritt zu den Konzerten ist frei. Allerdings dürfen die Konzertbesucher am Ende der Veranstaltung einen Geldbetrag für die Musiker spenden.

Das erste "Five o'clock"-Konzert gestaltete am Sonntagabend die Gruppe "Siestango", deren Mitglieder aus unterschiedlichen Ländern Europas stammen. Die Pianistin Sofia Vasheruk kommt aus Russland, die Violinistin Ewa Zbyszynska ist Polin, der Akkordeon-Spieler Jevgenijs Pastuhovs ist gebürtiger Ukrainer, und der Kontrabassist Knud Krautwig kommt aus Xanten. Beim Konzert in der Stadtkirche wurde das Ensemble zudem musikalisch von der polnischen Sopranistin Dagmara Siuty unterstützt. Die Musiker präsentierten Ausschnitte aus ihrem aktuellen Konzertprogramm, mit dem sie vor wenigen Wochen im renommierten Helikon Opera Theater in Moskau aufgetreten sind. Neben traditionellem Tango und Tango Nuevo waren auch Lieder des Komponisten Kurt Weill zu hören.

Eröffnet wurde das Konzert mit der viersätzigen "Suite del Angel" von Astor Piazzolla. Der argentinische Komponist, der 1992 in Buenos Aires verstarb, gilt als Begründer des Tango Nuevo. Mit seinen starken Einflüssen aus dem Jazz und der klassischen Musik stellt der Tango Nuevo eine Weiterentwicklung des traditionellen Tango Argentino dar. In seiner Heimat wurde Astor Piazzolla für seinen Musikstil allerdings zunächst öffentlich angefeindet, da der Tango Nuevo weit weniger zum Tanzen geeignet ist als der traditionelle Tango. So wechseln auch in der "Suite del Angel" schwungvolle Passagen und langsame Abschnitte, die mit ihrer ruhigen Bassbegleitung und meditativem Klavierspiel deutliche Einflüsse des Jazz erkennen lassen.

Bei den Kompositionen "Undertango" und "Meditango"sowie dem Musikstück "Close your eyes and listen", das Astor Piazzolla gemeinsam mit dem amerikanischen Jazz-Saxofonisten Gerry Mulligan aufgenommen hat, waren diese gegensätzlichen Einflüsse ebenfalls nicht zu überhören. Der strenge Rhythmus des traditionellen Tango Argentino zeigte sich hingegen in den Musikstücken "Don Agustin Bardi" von Horacio Salgán, "Derecho Viejo" von Eduardo Arolas und "Toda mi vida" von Anibal Troilo.

Einen reizvollen Kontrast zu den unterschiedlichen Spielarten des Tango bildeten die drei Lieder des Komponisten Kurt Weill, die die Musiker der Gruppe "Siestango" gemeinsam mit der Sopranistin Dagmara Siuty vortrugen.

Während Kurt Weill, der zahlreiche Werke von Bertolt Brecht vertont hat, den "Berlin bei Licht-Song" 1928 noch in Deutschland komponieren konnte, schrieb er das Lied "Complainte de la Seine" 1934 bereits in Paris. Dorthin war er als jüdischer Komponist gemeinsam mit seiner Partnerin Lotte Lenya vor den Nationalsozialisten geflohen, die seine Werke im Mai 1933 öffentlich verbrannten.

(cas)
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