Moers "In der Kirche geht es oft zu ernst zu"

Moers · Humor und Christentum ergänzen sich gut, meint Pfarrer Heinrich Bücker. Zu diesem Thema hat er nun ein Buch veröffentlicht. Auch einer seiner protestantischen Amtsbrüder ist der Meinung, dass das Lachen zur Kirche gehört.

Moers: "In der Kirche geht es oft zu ernst zu"
Foto: Bücker

Auf die Frage, ob er einen guten Pfarrer-Witz kennt, hat Jürgen Kunellis diesen hier parat: "Herr Schmitz steht in seinem Garten und ist kräftig am Arbeiten, als plötzlich der Pfarrer zu Fuß vorbeikommt. Der Geistliche bleibt am Gartenzaun stehen und spricht Herrn Schmitz an. Er lobt die Schönheit der Anlage des Gartens. Dann fügt der Pastor noch anerkennend hinzu: ,Da haben Gott und Sie gemeinsam etwas Gutes geschaffen.' Darauf der Angesprochene: ,Das ist wahr. Aber Sie, Herr Pfarrer, hätten den Garten mal sehen sollen, als Gott hier noch alleine gearbeitet hat.'"

Wie man sieht: Für den Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Rheurdt-Sevelen-Hoerstgen sind Humor und Christentum gut vereinbar. Auch in der Bibel, die nicht eben als Lektüre zum Schenkelklopfen gilt, wird Kunellis in dieser Hinsicht fündig. "Zum Humor in der Bibel lohnt es sich, das Buch Jona zu lesen, das ja kein Tatsachenbericht, sondern eine pädagogische Erzählung ist. Vor allem die Geschichte mit Jona und dem Strauch, der erst wächst und dann über Nacht verdorrt, ist humorvoll." Und auch die Geschichte mit Bileam und dem Esel stecke voller Humor. Wer die nicht kennt, findet sie im 4. Buch Mose, 22-24. Das Fazit des Pastors: "Für mich hat Humor viel damit zu tun, dass man über sich selbst lachen kann."

Einer seiner katholischen Amtskollegen sieht es ebenso. Heinrich Bücker, ehemaliger Pfarrer in Moers und der Grafenstadt immer noch eng verbunden, hat diesem Thema sogar sein neues Buch gewidmet: "Das Lachen der Christen". Darin spannt der emeritierte Geistliche einen Bogen von heiteren Geschichten, Karnevalspredigten, Witzen rund um die Kirche und Liedern. "Ich bin humoristisch veranlagt", sagt der Pfarrer von sich selbst. Und so hat er unter anderem über Predigten im gereimten Stil einer Büttenrede verfasst, die zunächst in dem Buch "Halleluja und Helau" veröffentlicht wurden. Diese Reihe hat er nun ergänzt. "Früher, als ich Pfarrer in Marl war, bin ich häufig zu Karneval als ,Don Camillo' aufgetreten", erinnert sich der Pastor. Der Bürgermeister gab dann entsprechen den "Peppone".

"Mir geht es in der Kirche oft zu ernst zu", bekennt Heinrich Bücker. "Dabei verkünden wir doch Sonntag für Sonntag das Evangelium, also die frohe Botschaft." In früheren Jahrhunderten sei das anders gewesen. "Da gab es zu Ostern noch den so genannten ,risus paschalis', zu deutsch das ,Ostergelächter'." Nach der langen, ernsten Fastenzeit war es damals üblich, dass der Pfarrer in der Ostermesse seine Gemeinde mit einem Scherz zum Lachen brachte. Da diese Pointen manchmal recht deftig waren, wurden sie durch die Reformation aus der Kirche verbannt, auch bei den Katholiken wurden sie unüblich.

Natürlich kennt Heinrich Bücker auch eine ganze Reihe von Pfarrer-Witzen. Hier eine Kostprobe: "Einige Pfarrer unterhalten sich und beklagen, dass immer weniger Menschen in die Kirche kommen und dass die Jugend kaum noch etwas über das Christentum weiß. ,Neulich habe ich einen Jugendlichen nach den Namen der vier Evangelisten gefragt', erzählt einer der Pfarrer. ,Und er hat geantwortet: Petrus und Paulus.' Darauf einer seiner Amtskollegen: ,Sei doch froh, dass er wenigsten die zwei kennt.'"

Wer die Pointe dieses Witzes nicht verstanden haben, der sollte vielleicht häufiger in die Kirche gehen.

Das neue Buch von Heinrich Bücker "Das Lachen der Christen" erscheint im Dialog-Verlag Münster und kostet 9,80 Euro. Der Pfarrer plant auch eine Lesung in Moers.

(s-g)
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