Moers Im Berufsleben voll integriert

Moers · Ingo Hofman hat bei einem Unfall den rechten Unterarm verloren. Dank eines speziellen Schweißtisches kann er heute bei der Kurt Schuhmacher KG in Neukirchen-Vluyn in seinem erlernten Beruf arbeiten.

 Der neue Schweißtisch hat für Ingo Hofman viele Vorteile. Die Zwingen lassen sich mit einer Hand leicht fixieren.

Der neue Schweißtisch hat für Ingo Hofman viele Vorteile. Die Zwingen lassen sich mit einer Hand leicht fixieren.

Foto: Heike Fischer / LVR

Ingo Hofman hat Glück gehabt. Als er mit elf Jahren auf einem Bahngelände spielt, passiert es: Er gerät zu nah an eine Stromleitung - die elektrische Spannung schießt durch seine rechte Körperhälfte über den Arm bis runter zum Fuß und verletzt ihn schwer. Sein rechter Unterarm muss amputiert werden, genau wie ein Zeh am rechten Fuß. Trotzdem ist Hofman froh: "Wäre die Herzseite, also die linke Körperhälfte betroffen gewesen, hätte ich wohl nicht überlebt."

Seinen Ehrgeiz hat ihm der Unfall nicht geraubt: "Ich wollte immer selber klarkommen und nicht von anderen abhängig sein", betont er. "Mein Vater und mein Bruder waren Schweißer, diesen Beruf wollte auch ich unbedingt erlernen." Trotz einiger Schwierigkeiten ist es Hofman gelungen, seine Ausbildung mit 17 Jahren abzuschließen. Heute ist der 45-Jährige bei dem Industriemontageunternehmen Kurt Schuhmacher KG in Neukirchen-Vluyn als Schweißer beschäftigt. "Es ist das erste Unternehmen, das mich so intensiv unterstützt. Vorher bin ich vielen Vorurteilen über Menschen mit Behinderung begegnet. Wenn einer bei der Bewerbung sah, dass ich mit einer Behinderung lebe: Schon war ich raus."

Projektleiter Willi Heiligers ist froh, dass er Hofman als Mitarbeiter gewinnen konnte: "Ich kannte ihn schon vorher und war von seiner Arbeitsleistung und seinen Fähigkeiten absolut überzeugt. Er passt perfekt in unseren Betrieb und ist hier zu 100 Prozent integriert." Um die Schweißarbeiten ausführen zu können, musste sich Hofman lange Zeit mit selbst erstellten Schablonen behelfen, die zur Fixierungen der verschiedenen Teile dienten. "Die Schablonen sind jedoch sehr schwer. Außerdem fehlt mir die Genauigkeit beim Schweißen."Die Kurt Schuhmacher KG hat Kontakt mit der Fürsorgestelle für schwerbehinderte Menschen des Kreises und dem Technischen Beratungsdienst des LVR-Integrationsamtes aufgenommen und zusammen mit Hofman nach besseren Lösungen gesucht. Seit einem halben Jahr verfügt er an seinem Arbeitsplatz über einen hochmodernen, elektrisch höhenverstellbaren Schweißtisch. Er erlaubt ihm, die zu schweißenden Teile perfekt zu fixieren. Alle Zwingen und ein umfangreiches Zubehör lassen sich leicht mit einer Hand bedienen. "Durch den flexibel einstellbaren Schweißtisch spare ich gegenüber der Arbeit mit den alten Schablonen circa zwei bis drei Stunden am Tag ein und kann deutlich präziser schweißen", erklärt Hofman. Außerdem wird die linke Hand durch die neue Lösung stark entlastet.

Erika Morsch von der Fürsorgestelle für schwerbehinderte Menschen ist zufrieden, dass Ingo Hofman eine Stelle auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt hat: "Ein Grad der Behinderung von 100 heißt noch lange nicht, dass jemand auch zu 100 Prozent nicht arbeiten kann." Michael Henkel vom Technischen Beratungsdienst des LVR-Integrationsamtes betont: "Uns ist eine dauerhafte Begleitung und Beratung wichtig. Um Ingo Hofman weiter die Arbeit zu erleichtern, ist als nächster Schritt die Anschaffung eines neuen, leichteren Handbrenners mit einer Fußsteuerung geplant. Wir schauen also immer einzelfallbezogen. Außerdem suchen wir natürlich auch nach Lösungen, die betriebswirtschaftlich Sinn machen und auf den Erhalt oder Neuschaffung eines Arbeitsplatzes für Menschen mit Behinderung abzielen."

Beratung und Unterstützung rund um die Einrichtung und Ausstattung von Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderungen - das bietet der Technische Beratungsdienst des LVR-Integrationsamtes. Das Angebot ist für Arbeitgeber, das betriebliche Integrationsteam und schwerbehinderte Beschäftigte kostenlos. Sie können die Ingenieure zum Beispiel bei der Beurteilung des konkreten Arbeitsplatzes und der Arbeitssituation vor Ort im Hinblick auf die Behinderung oder bei der Suche nach technischen Hilfsmitteln und geeigneter Arbeitsplatz-Ausstattung zu Rate ziehen.

Informationen: www.kreis-wesel.de/de/themen/hilfen-im-arbeitsleben www.integrationsamt.lvr.de

(RP)
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