Rheurdt Hoher Nitrat-Wert auch in Rheurdt entdeckt

Rheurdt · Eine aktuelle Auswertung durch die Umweltschützer des VSR-Gewässerschutzes ergibt Auffälligkeiten. Der Kreislandwirt Wilhelm Hellmanns übt dagegen Kritik an der "Angstmache".

Auch in der Gemeinde Rheurdt haben die jüngst ausgewerteten Proben des VSR-Gewässerschutzes hohe Nitrat-Werte im Grundwasser ergeben. Die Wassertester waren im Oktober mit ihrem Labormobil in Neukirchen-Vluyn und sammelten Proben von Bürgern ein, die etwa ihr Brunnenwasser prüfen lassen wollten.

Der VSR (Verein zum Schutz des Rheins) ist ein Umweltschutzverband, der in vielen deutschen Regionen regelmäßig Wasser überprüft. Er hat seinen Sitz in Geldern. Bei den Proben aus der Region fanden die Tester nun im Wasser eines privat genutzten Brunnens in Rheurdt 92 Milligramm Nitrat pro Liter. Laut Trinkwasserverordnung liegt der Grenzwert bei 50 Milligramm pro Liter. Dieses Wasser sollte nicht getrunken werden, erklären die Tester, und auch zur Befüllung von Fischteichen sei es nicht geeignet.

Als wesentlicher Verursacher des hohen Nitratgehaltes im Wasser gilt für die Umweltaktivisten die Landwirtschaft, doch auch Betreiber von Biogasanlagen sind in ihrem Visier. Sie kritisieren, dass diese Anlagen durch den Gesetzgeber von der Pflicht befreit werden, Ein- und Ausgänge der Nährstoffe im Betrieb zu protokollieren, was ab 2018 Landwirten vorgeschrieben wird.

Für Wilhelm Hellmanns, Landwirt aus Kengen, ist die Sicht des Vereins zu einseitig. "Die Bauern sind ja mittlerweile die Prügelknaben der Nation; wo immer Umweltprobleme auftauchen, heißt es: Es waren die Landwirte, Schluss", ärgert sich der Kreislandwirt für den Bereich Geldern und Umgebung. Dabei hätten die Bauern ebenso wenig Interesse an belastetem Wasser wie andere Bürger, und es habe bereits gute und erfolgreiche Ansätze gegeben, die Nitratwerte zu senken. "Ich denke da an eine Kooperation der Landwirtschaftskammer, mit der in einem Naturschutzbereich in Issum der Nitratwert von 50 Milligramm auf 20 Milligramm pro Liter gesenkt wurde."

Kreislandwirt Hellmanns verweist außerdem auf die Tatsache, dass so manche Lebensmittel viel Nitrat enthalten, worüber sich die Konsumenten jedoch keine Sorgen machten. "Ein Kopf Salat enthält rund 4500 Milligramm Nitrat", erklärt er. Daher sieht der Mann aus Kengen in den Aktivitäten des VSR-Gewässerschutzes auch ein Stück "Angstmache".

Das wiederum kann Harald Gülzow vom VSR so nicht stehen lassen. "Es ist nun einmal so, dass ein Teil der Landwirte - wohlgemerkt, ein Teil davon - in nicht akzeptabler Weise mit der Umwelt umgeht", erklärt der Diplom-Physiker. Das heiße aber nicht, dass sein Verein grundsätzlich den Ruf der Bauernschaft angreifen wolle. "Das wäre auch seltsam, denn mein Sohn ist selber Landwirt", sagt der Mann aus Geldern.

Gülzow räumt ein, dass es beim Thema Düngung für die Bauern nicht immer einfach sei, denn was in den Boden und ins Grundwasser kommt, hänge auch vom Wetter ab. "Deswegen fordern wir auch gar nicht, dass der Nitratwert bei Null liegen soll." Der Verein ist schwerpunktmäßig in Regionen aktiv, in denen die Wasserwerte kritisch sind. "Wir analysieren 5000 bis 6000 Proben pro Jahr", berichtet Harald Gülzow. Mehr über die Arbeit des Vereins erfahren Interessierte unter

www.vsr-gewässerschutz.de

(s-g)
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