Moers Hilfe für Flüchtlinge und Handwerk

Moers · "Integration durch Ausbildung, Arbeit und Sprachförderung für Flüchtlinge" heißt ein Projekt von SCI, Enni, Volksbank, der Grafschafter Lions und Moerser Rotarier. Es soll auch dem Nachwuchsmangel im Handwerk entgegenwirken.

 In der SCI-Werkstatt an der Barbarastraße (v.l.): Karl-Heinz Theußen (SCI), Elmar Welling (Rotarier), Lutz Hormes (Enni), Guido Lohmann (Volksbank), Roland Schaffer (Lions), Werkanleiter Thomas Tuttlies, André Bröcking (Stadt).

In der SCI-Werkstatt an der Barbarastraße (v.l.): Karl-Heinz Theußen (SCI), Elmar Welling (Rotarier), Lutz Hormes (Enni), Guido Lohmann (Volksbank), Roland Schaffer (Lions), Werkanleiter Thomas Tuttlies, André Bröcking (Stadt).

Foto: K. Dieker

Sich für Flüchtlinge zu engagieren, scheint fast schon zum guten Ton zu gehören. Zum Glück, denn angesichts der wachsenden Zahlen von Asylbewerbern ist jede Hilfe wichtig. Gestern stellten SCI Moers, Volksbank Niederrhein, Stadt, Enni, die Moerser Rotarier und der Grafschafter Lions Club vor, was sie gemeinsam entwickelt haben. "Integration durch Ausbildung, Arbeit und Sprachförderung für Flüchtlinge", kurz IdAAS, heißt das Projekt, das im September anläuft. Bis März werden 16 Flüchtlinge montags bis freitags unter Anleitung von VHS-Dozenten Deutsch lernen und danach jeden Tag vier Stunden lang verschiedene Arbeiten verrichten: Entweder im Bereich Holz, Metall, Maler- und Lackiererarbeiten in der SCI-Werkstatt an der Barbarastraße oder (unter Regie der Enni) im Bereich Grünpflege am Grafschafter Rad- und Wanderweg.

"Es handelt sich um sonst brachliegende gemeinnützige Beschäftigungsgelegenheiten", betonte gestern SCI-Geschäftsführer Karl-Heinz Theußen. "Keinem wird der Arbeitsplatz weggenommen." Als Aufwandsentschädigung erhalten die Teilnehmer entsprechend dem Asylbewerberleistungsgesetz 1,05 Euro je Stunde von der Stadt.

An die 24 IdAAS-Wochen soll sich für die Flüchtlinge ein dreimonatiges Betriebspraktikum anschließen. Langfristiges Ziel ist es, ihnen Ausbildungs- oder Arbeitsstellen zu vermitteln. Die Kreishandwerkerschaft habe diesbezüglich Offenheit signalisiert, sagte Theußen. Allerdings brauchten die Betriebe die Sicherheit, dass die von ihnen aufgenommenen Kräfte nicht später abgeschoben werden. Deshalb kommen für IdAAS nur solche Flüchtlinge infrage, deren Anerkennung als Asylbewerber gute Aussichten hat. Die Kooperationspartner vertrauen diesbezüglich auf die Einschätzung der städtischen Flüchtlingsbetreuer; sie dürfen die nach ihrer Meinung geeigneten Teilnehmer vorschlagen.

Mit IdAAS wollen die Initiatoren, so Theußen, "zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen": Zum einen fehle es im Handwerk an allen Ecken und Enden an Nachwuchskräften. Zum anderen gebe es unter Flüchtlingen ein großes Potenzial an Kenntnissen und Bereitschaft, zu lernen und zu arbeiten. "Sprache ist nicht alles, Integration erfolgt auch durch Beruf und Arbeit", sagte Theußen. Zudem sei Langeweile in Flüchtlingsunterkünften eine Quelle sozialen Unfriedens. "Ohne Tätigkeit kann es schnell Probleme geben."

Volksbank-Chef Guido Lohmann, der sich für die Ausbildung im Handwerk allgemein stark macht, unterstrich gestern den Modellcharakter von IdAAS für andere Städte und Initiativen. Die Bereitschaft, Flüchtlingen zu helfen, werde mit den zunehmenden Flüchtlingszahlen nachlassen, prophezeite er. "Dann beginnt die wirkliche Integrationsarbeit." Und dann könne IdAAS als Vorbild dienen. Einzigartig ist das Projekt allerdings nicht. Beim Bunten Tisch Moers gibt es bereits eine ähnliche Initiative: 15 Flüchtlinge werden in Zusammenarbeit mit der Kreishandwerkerschaft Duisburg auf die Umschulung im Bereich Anlagenmechaniker für Sanitär-Heizung-Klimatechnik vorbereitet (wir berichteten).

Ob "Integration durch Ausbildung, Arbeit und Sprachförderung für Flüchtlinge" weitere Auflagen erlebt, konnten die Partner gestern nicht mit Sicherheit sagen. Hotelier Elmar Welling äußerte sich als Vertreter der Rotarier allerdings zuversichtlich, dass die finanzielle Unterstützung (die Rotarier fördern den Deutsch-Unterricht mit 5000 Euro) weiter aufgeboten werden kann.

(RP)
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