Moers Hilfe für Eltern in schwieriger Situation

Moers · "Bunter Kreis" bietet Hilfen für Eltern von Frühchen oder kranken Säuglingen. Unterstützung durch "Bewegen hilft".

 2015 organisierte der Verein eine Ausstellung mit Kinderporträts.

2015 organisierte der Verein eine Ausstellung mit Kinderporträts.

Foto: Novitas

Helle Wände, große Fotos von Kindern auf Leinwand und bunte Deko: Der Sitz des Bunten Kreises in der Duisburger Innenstadt wirkt freundlich und einladend. Kein Ort, an dem einen direkt ernsthafte oder traurige Gedanken ereilen. "Wir haben nicht nur tragische Geschichten und Fälle", sagt Sassa von Roehl, Pressesprecherin des Bunten Kreises Duisburg e. V.. "Wir helfen auch Eltern von "Frühchen", und es ist immer eine große Freude, wenn die Kinder später gesund aufwachsen." Der Bunte Kreis ist ein Verein, der Familien hilft, deren Kinder geistig oder körperlich eingeschränkt sind - manchmal von Geburt an, oder als Folge von Unfällen oder Krankheiten.

Die Schicksale sind unterschiedlich, keins jedoch einfach und nicht alle stehen unter einem guten Stern. Erfolge und frohe Nachrichten werden begleitet von Trauerfällen und Geschichten, die nicht immer gut ausgehen, sagt die Sprecherin. Vor allem sei es aber für die Eltern immer eine Herausforderung, sich mit der neuen Lebenssituation zurechtzufinden. "Es geht uns hauptsächlich darum, die gesamte Familie in dieser Situation zu unterstützen", sagt die Sprecherin. "Oft sind die Eltern mit der Situation überfordert. Wir helfen, den Alltag zu gestalten, unsere Krankenschwestern unterstützen die Angehörigen dabei ebenfalls bei der Pflege der Kinder." Dabei sind im Verein zwar auch ehrenamtliche Helfer aktiv, zum Beispiel im Büro des Hauses, die professionelle Arbeit in den Familien übernehmen aber examinierte Kinderkrankenschwestern.

Mittlerweile bringen oft die Krankenhäuser selbst Betroffene und Helfer zusammen, es wenden sich jedoch immer noch Eltern unabhängig von den Kliniken an den Verein. Oft brechen die betroffenen Eltern nicht direkt nach den einschneidenden Ereignissen im Leben seelisch zusammen, sagt von Roehl. "Zu Beginn versucht man, alles zu schaffen, zu bewältigen - manche sehen anfangs auch nicht den Bedarf nach Unterstützung." Die erste Anspannung falle allerdings meist ab, wenn die Eltern glauben, das Wichtigste überstanden und geschafft zu haben, das Kind wieder zuhause ist, alltägliche Routine in das gemeinsame Leben einkehren soll. "In diesem Moment überwältigt es viele Betroffene," berichtet von Roehl.

Antje Bandemer, Kinderkrankenschwester und Case Managerin im Bunten Kreis, bestätigt die Erfahrungen: "Insbesondere gegenüber psychologischer Hilfe sind die Familien manchmal verschlossen, wenn die Krankenhäuser diese anbieten." Darüber reden - was solle das bringen, würden manche anfangs meinen. "Wenn ich jedoch an die Eltern herantrete, über die Pflege der Kleinen spreche und nachhake, kommen die Mütter und Väter schnell ins Gespräch." Auch über Dinge jenseits der Geräte, Medikamente und richtiger Pflege.

Erzählen, wo der Schuh drückt, dass man es an manchen Tagen kaum aushält und Ungewissheit herrscht sei wichtig, sagt Bandemer. Und schließlich dauere in manchen Familien der Zustand nicht lebenslang an: "Insbesondere bei Frühgeborenen ist es zwar eine schwere Zeit für die gesamte Familie. Aber die Säuglinge haben durch die heutigen Möglichkeiten in der Medizin gute Aussichten, zu völlig gesunden Kindern heranzuwachsen."

Neugeborene, die vor einigen Jahren noch keine Überlebenschance gehabt hätten oder Schäden an den inneren Organen davongetragen hätten, können heutzutage durch spezielle Behandlungen und Eingriffe gerettet werden. Die Arbeit des Bunten Kreises, der sich im gesamten Niederrhein und im westlichen Ruhrgebiet engagiert, wird durch Spenden finanziert, zum Teil übernehmen Krankenkassen die Leistungen. "In knapp einer Hälfte der Fälle können Kosten von der Krankenkasse übernommen werden", berichtet von Roehl. Jedoch sei alleine die spezifische Schulung der Krankenpfleger zu Case Managern ein finanzieller Kraftakt für den Verein: Etwa 3000 Euro kostet die Ausbildung. Case Manager werden geschult, nicht nur die Pflegebedürftigen im Blick zu haben, sondern sich ebenfalls um die sozialen Strukturen in einer Familie zu kümmern.

"Wir müssen darauf achten, ob Geschwister in der Familie besondere Zuwendung brauchen, die Eltern persönliche Unterstützung brauchen, oder vielleicht Hilfe im Haushalt benötigt wird", sagt Bandemer. Bei Bedarf nimmt der Verein auch Kontakt mit dem Jugendamt auf oder begleitet die Familie bei der Suche nach Unterstützung.

(RP)
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