Moers Hartmut Hohmann ab morgen im Ruhestand

Moers · Nach einem abwechslungsreichen Arbeitsleben hat Hartmut Hohmann, der scheidende Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, gestern Abend im Bollwerk Abschied gefeiert.

 Zahlreiche Freunde und Weggefährten nutzten den Abend, um Hartmut Hohmann (links) für seinen Einsatz zu danken.

Zahlreiche Freunde und Weggefährten nutzten den Abend, um Hartmut Hohmann (links) für seinen Einsatz zu danken.

Foto: Klaus Dieker

Wenn Hartmut Hohmann (65) einen seiner vielen Pläne, die er seit Jahren in der Schublade liegen hat, hervorzieht, dann wird in nicht allzuferner Zukunft ein Krimi erscheinen, auf dessen ersten Seiten ein Dackel auf der Pattberghalde ans Kreuz genagelt wird. Natürlich wäre die Geschichte frei erfunden, und Ähnlichkeiten mit Personen der Lokalen Zeitgeschichte, wären rein zufällig. Vielleicht schreibt Hohmann im Ruhestand, der morgen beginnt, auch nur das auf, was er in den vergangenen 31 Jahren erlebt hat: Möglicherweise käme auch dabei ein Krimi heraus.

Genau so lange nämlich ist Hartmut Hohmann, der gestern im Bollwerk seinen Abschied feierte, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes gewesen. Wenn er morgen aus dem Amt scheidet, endet ein Stück Lokalhistorie, die durchaus sinnbildhaft für den Epochenwandel der Bundesrepublik ist. "Als ich mein erstes Büro in der Landwehrstraße bezog, stand dort nur ein mit Farbe vollgekleckerter Stuhl", erinnert sich der Fast-Pensionär. Heute betreuen Hohmann und seine sieben Mitarbeiter in Moers, zu denen noch zwei in Kleve hinzukommen, 119 Mitgliedsorganisationen in den Kreisen Wesel und Kleve: von der Elterninitiativ-Kita bis zur Behinderten-Selbsthilfegruppe.

Hohlmann, der zuvor schon im Vorstand des Paritätischen (DPWV) gearbeitet hatte, wurde Geschäftsführer der Organisation in einer Zeit, als die Bürger merkten, dass sie sich auch in sozialen Dingen nicht allein darauf verlassen durften, dass Vater Staat es schon für sie richten werde. "Ausgelöst wurde das ja vor allem durch die friedlichen Bürgerproteste gegen den Kernkraftwerksbau in Whyl", sagt Hohmann. Elterninitiativ-Kitas , Ausländerorganisationen, Süchtigen-Selbsthilfegruppen: Lokale Initiativen, die wertvolle Arbeit leisteten, aber zu klein waren, um einen eigenen Verwaltungsapparat aufzubauen, fanden sich im DPWV zusammen. "Wir arbeiten nicht für, sondern mit jemandem", beschreibt Hohmann das Selbstverständnis seiner Organisation. "Für Fragen der Behinderung sind doch in der Regel die Behinderten selbst die besten Experten."

Ehe Hohmann 1984 DPWV-Geschäftsführer wurde, hatte er den Internationalen Kulturkreis Moers geleitet und sich einen Namen bei der Betreuung vietnamesischer Bootsflüchtlinge in Moers gemacht. Politisch kam der Sohn eines CDU-Ratsherrn aus einer extrem linken Ecke. Noch immer erzählt er gerne, wie er seinerzeit aus der maoistischen KPD herauskomplimentiert wurde.

Doch statt zu den Grünen, die sich in ihren Anfangsjahren auch als Auffangbecken linker Splittergruppen verstanden, verschlug es Hohmann zur SPD. Dabei war, wie er ohne weiteres zugibt, nicht so sehr seine Leidenschaft für sozialdemokratische Ideale ausschlaggebend, sondern eher seine Opposition zu einigen sozialdemokratischen Entscheidungsträgern - unter anderem auch zu dem eingangs genannten Dackelbesitzer.

Inzwischen ist Hohmann stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Moerser SPD und längst im politischen Mainstream seiner Partei angekommen. Parallel dazu hat sich der Paritätische zu einem der großen und anerkannten Wohlfahrtsverbände entwickelt. Allein im Kreis Wesel arbeiten 3500 Hauptamtliche im DPWV-Netzwerk - mehr als drei Mal so viel wie bei der Awo und kaum weniger als bei der Diakonie.

Aber stolz ist Hohmann nicht auf solche Zahlen, sondern auf das, wofür sie stehen: Bürgerschaftliches Engagement im Sozialbereich ist heute gesellschaftlich anerkannt und institutionell verankert. Augenscheinlich sichtbar ist das auch daran, dass der DPWV in Moers heute schicke Büroräume in der ehemaligen Südring-Schule mit Blick auf den Stadtpark bezogen hat.

Wenn er auf sein Arbeitsleben zurückblickt, dann ist er auf eine Leistung besonders stolz: "2003 haben Festival-Manager Burkhard Hennen und ich das Moers-Festival komplett behindertengerecht ausgestaltet." Dafür gab es sogar eine Auszeichnung vom ADAC. Hohmann: "Bis heute gilt das Moers-Festival in allen Fachbüchern als Vorzeigebeispiel für Barrierefreiheit."

(RP)
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