Integration von Zuwanderern in Moers Handwerk will Kümmerer für Betriebe

Moers · "Wir schaffen das", war der Satz mit dem Bundeskanzlerin Angela Merkel vermutlich in die Geschichtsbücher eingehen wird. Doch dürfte es ein langer Weg werden, bis diese Zuversicht der Kanzlerin eingelöst sein wird.

Kreishandwerksmeister Günter Bode und Volksbank-Chef Guido Lohmann hatten Vertreter von Behörden, Hilfsorganisationen, Handwerkerschaft und Politik in die Räume der Volksbank an der Mühlenstraße eingeladen, um gemeinsam Wege zu finden, Flüchtlinge besser in den hiesigen Arbeitsmarkt zu integrieren.

Dabei scheint es neben vielen kleinen zwei große Hindernisse zu geben, die Menschen schnell in den deutschen Arbeitsmarkt einzugliedern. Da sind zum einen fundamentale Defizite in Sprachkompetenz und Mathematik, wie unter anderem Frank Bruxmeier, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Duisburg feststellt. Karin Heintel, die die Flüchtlingsarbeit in Neukirchen-Vluyn koordiniert, kann dem nur zustimmen: "Wir müssen leider die Realitäten anerkennen: Die Menschen haben nicht den Alphabetisierungshintergrund, wie wir ihn uns wünschen."

Auch Sprachkurse bringen oft nur mäßigen Erfolg. Die Handwerker, die Tausende Ausbildungsstellen unbesetzt haben und gerne Flüchtlinge aufnehmen würden, fordern mehr Unterstützung. "Ich kann doch nicht abends noch Deutschkurse geben", sagt Heike Marschmann, Chefin eines mittelständischen Moerser Malerbetriebs, der zum ersten August zwei Flüchtlinge als Auszubildende eingestellt hat.

Das zweite Groß-Problem benennt Handwerksmeister Bode: "Ein kleiner Betrieb kann sich gar nicht um die vielen bürokratischen Dinge kümmern, die bei der Einstellung eines Flüchtlings zu beachten sind." Seine Forderungen, der sich die Teilnehmer der Runde anschlossen: Das Land NRW möge ähnlich wie in Baden-Württemberg die Einrichtung einer Stelle für so genannte "Kümmerer" fördern. Jeder dieser "Kümmerer hätte einen Personenkreis von 15 bis 20 Flüchtlingen samt den zugehörigen Ausbildungsbetrieben zu unterstützen. Die Stellen sollten bei der Kreishandwerkerschaft oder bei der IHK angesiedelt sein. Allerdings, so räumt Bode ein, seien auch damit noch längst nicht alle Probleme vom Tisch: Viele Flüchtlinge wollten keine Ausbildung, weil sie schnell Geld benötigten, um Schlepper zu bezahlen oder Familienangehörige zu unterstützen. "Netzwerk"-Teilnehmer Ingo Brohl (CDU) zieht daraus den Schluss: ",,Wir schaffen das' ist kein Sprint. Dafür brauchen wir zehn bis 15 Jahre."

(RP)
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