Moers GSC schuldet Stadt 240 443 Euro Miete

Moers · Der Stadt liegt ein Antrag des Vereins vor, ihm die Verbindlichkeiten zu erlassen, weil sonst die Pleite drohe.

Die Politiker der Stadt Moers rechnen mit jedem Eurocent. Da können sich dann auch mal Marathondebatten an relativ kleinen Summen entzünden. Doch von "Peanuts" kann im Falle des Grafschafter Schlittschuhclubs nun wahrhaftig nicht die Rede sein. Wie gestern in der nicht öffentlichen Sitzung des Schul- und Sportausschusses bekannt wurde, möchte der Verein, dass die Kommune ihm 240 443 Euro und zwölf Cent Hallenmiete für die Jahre 2011 und 2012 erstattet. Der Ausschuss wollte gestern über den Antrag noch nicht beschließen, weil Ratsmitglieder Beratungsbedarf anmeldeten.

Hans-Gerd Rötters, Erster Beigeordneter der Stadt, hatte zuvor empfohlen, dem Verein die Hallennutzungsgebühren zu erlassen. "Hier ging es um eine Güterabwägung", sagte er, betonte aber auch: "Das war jetzt ein Schuss vor den Bug. Ein zweites Mal werden wir das nicht durchgehen lassen."

Was mit "das" gemeint ist, haben Vorstand und Geschäftsführung des 272 Mitglieder, darunter 229 Jugendliche, zählenden Vereins, in herzerfrischender Offenheit geschildert. In einem Schreiben an die Stadt heißt es: "Auch wenn wir in Sachen Vereinssteuerrecht sicherlich als Laien anzusehen sind, müssen wir uns eingestehen, dass wir uns bei dieser Thematik mehr als dumm angestellt haben."

Der Verein hatte nämlich eine Frist versäumt, innerhalb derer er eine Bescheinigung über seine Gemeinnützigkeit beim Finanzamt hätte beantragen müssen. Entsprechende Warnhinweise der Behörde wurden schlicht ignoriert. Ohne Gemeinnützigkeit bestand aber auch kein Anspruch darauf, dass die Stadt dem Verein die Halle, die derzeit aufwendig renoviert wird, wie in den Jahren zuvor unentgeltlich zur Verfügung stellt. Entsprechende Nachforderungen waren daher unausweichlich.

In diese missliche Situation sei die Vereinsführung geraten, weil ein Steuerberater, der für den Verein seit Jahren ehrenamtlich tätig war, langfristig erkrankte und die fälligen Steuererklärungen 2014 nicht abgegeben wurde. Dadurch entfiel für den Verein nicht nur die Gemeinnützigkeit, sondern auch die Befreiung von der Körperschaftssteuer für die Jahre 2011 und 2012. Die dafür fälligen 375 Euro sind inzwischen nachentrichtet worden. Eine Nachzahlung des Hallentgelts, hätte dagegen, so der Vorstand, die Insolvenz des Vereins zur Folge.

"Wir fühlten uns anfangs als Ehrenamtler überfordert", sagte gestern nach der Sitzung Vereinspräsident Ralf Büttner. "Man macht die Arbeit ja nur weil man will, dass die Kinder ihren Sport treiben können." 2012 hatte der GSC durch die Sammlung von 6000 Unterschriften und intensive Lobbyarbeit erreicht, dass die baufällige Moerser Eissporthalle erhalten blieb und in den kommenden zwei Jahren saniert wird.

Büttner begrüßt, dass die Stadt künftig den Verantwortlichen in den Vereinen Schulungen in Vereinsrecht- und Steuerfragen anbieten wolle. Er uns seine Vorstandskollegen haben sich nach dem Desaster privat weitergebildet: "Inzwischen", so Büttner, "sind wir regelrechte Steuerexperten."

(RP)
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