Rheurdt Gerd Hüsken: Bilder zum Sehen und Anfassen

Rheurdt · In seinem Atelier nahe den Rheurdter Kuhlengewässern arbeitet der 74-Jährige an seinen Bildern. Es sind eindrucksvolle Arbeiten in kräftigen Farben, die Freude am Leben ausdrücken sollen.

 Gerd Hüsken in seinem Atelier. Leuchtende Farben geben den Bildern eine unmittelbare Wirkung.

Gerd Hüsken in seinem Atelier. Leuchtende Farben geben den Bildern eine unmittelbare Wirkung.

Foto: Marcus Koopmann

Wer das Atelier von Gerd Hüsken besucht, der denkt unwillkürlich: "Also, hier kann man es aushalten." Ein flaches, 130 Jahre altes Backsteingebäude, ein großer Garten und Zugang zu einem der Rheurdter Kuhlengewässer - kein Wunder, dass der 74-Jährige von der Inspiration spricht, die diese Umgebung ihm schenkt. "Ich brauche die Natur", sagt er.

Drinnen warten Pinsel in allen Größen, Farbtuben, Stifte und andere Utensilien auf dem Tisch, ringsum sind Arbeiten von Hüsken zu bewundern. Die Bilder haben eine unmittelbare Wirkung auf den Betrachter. "Das höre ich oft", sagt der Maler. "Viele Menschen sagen mir, dass die Gemälde sie faszinieren." Ein Grund dafür sind zweifellos die leuchtenden Farbtöne, häufig Blau, Grün und Gelb. "Kräftige Farben sind für mich wichtig", meint Hüsken. Er male mit Öl- und Acrylfarben, mische beide auch manchmal. Die bevorzugte Unterlage ist ein spezielles Papier.

Zwischen den Bildern fällt eines auf: ein Gemälde nach Van Gogh, eine Zugbrücke. "Das habe ich für meine Frau gemalt, damals war ich noch im Studium", erinnert sich der Künstler. Für ihn, der sich immer schon für Kunst interessiert hatte, war das gewissermaßen der Einstieg in die ernsthafte Malerei. Beruflich hat er allerdings einen anderen Weg eingeschlagen. Der gebürtige Bremer war Geschäftsführer führender Unternehmen in der Bauindustrie, hat dabei auch manche interessante Projekte auf dem Gebiet des Denkmalschutzes umgesetzt. "In Österreich habe ich zwei historische Bauernhäuser abbauen und an einen neuen Standort versetzen lassen." Für diese und ähnliche Leistungen erhielt er in Kärnten den Ehrentitel eines "Burghauptmann". Nicht ohne Stolz zeigt Hüsken die gesiegelte Urkunde aus den 70er Jahren.

Befreundete Künstler hätten ihm wertvolle Ratschläge gegeben, erzählt er, beispielsweise die Neusser Malerin Gesine Krosch. Unter den Meistern der Vergangenheit ist Vincent van Gogh sein Favorit, dessen Gesichtszüge hat er als Hommage in einem seiner Gemälde verarbeitet. Unter den Künstlern der Gegenwart hebt er Gerhard Richter hervor. "Ich bewundere, wie minuziös er seine Arbeiten vorbereitet, beinahe schon bürokratisch."

Hüskens eigene Werke verbinden oft ein zentrales Motiv mit einem farbigen Hintergrund, der das Ganze auszudeuten scheint. Ein jüngeres Bild zeigt die Freiheitsstatue, mit verdrehten Augen - ein Kommentar zum gegenwärtigen US-Präsidenten. Aber auch Pinguine, Walrösser, Eichhörnchen und Hunde bevölkern die Bilder. "Man hat die Motive im Kopf, auf einmal ist das da", schildert er die Entstehung seiner Ideen.

Typisch für den Stil dieser Arbeiten ist die plastische Oberfläche. "Spüren Sie ruhig einmal", sagt Gerd Hüsken und reicht ein noch nicht gerahmtes Bild herüber. Die darüberstreichenden Finger ertasten ein Geflecht, das wie Adern wirkt. Auch das ist für den Maler ein Teil der Lebensfreude, die er mit seiner Kunst vermitteln möchte. "Adern transportieren Sauerstoff, verkörpern Dynamik", erklärt er. Im Gegensatz zu anderen Künstlern mache es ihm nichts aus, wenn Betrachter die Arbeiten anfassen, im Gegenteil.

Seit rund vier Jahrzehnten lebt Hüsken mit seiner Familie in Rheurdt. Obwohl von Geburt ein Hanseat, hat er niederrheinische Wurzeln. "Mein Vater stammt aus Rheinberg, der Name ist ja auch in der Region recht häufig." Dafür hat nicht zuletzt der Urgroßvater gesorgt, der, wie die Familiengeschichte vermeldet, 26 Nachkommen gezeugt habe - mit zwei Ehefrauen wohlgemerkt.

(s-g)
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