Moers Fußball macht Fremde zu Freunden

Moers · Die Flüchtlingsmannschaft des Bunten Tisches spielte am Samstag gegen eine gemischte Mannschaft des SC Rheinkamp. Organisator Dennis Brandt ist jetzt offizieller Flüchtlingskoordinator des Vereins.

 Ein Freundschaftsspiel im besten Sinne trugen die Teams am Samstag aus. Am Ende gewannen die Gäste, doch das Ergebnis war zweitrangig.

Ein Freundschaftsspiel im besten Sinne trugen die Teams am Samstag aus. Am Ende gewannen die Gäste, doch das Ergebnis war zweitrangig.

Foto: KLaus Dieker

"All together" - wir gehören alle zusammen! Dieser Spruch ziert die T-Shirts, die der SC Rheinkamp extra für die Gäste dieses besonderen Freundschaftsspiels anfertigen ließ. Und das war am Samstagmittag nicht nur ein Spruch, sondern kam von Herzen. Beide Mannschaften lieferten sich einen spannenden und fairen Wettkampf, bei dem sich die Gäste schnell als das bessere Team zeigten. Bereits nach fünf Minuten schossen sie das 1:0 und gewannen am Ende mit 5:2. Bei allem Stolz und aller Freude über den Sieg standen jedoch die freundschaftliche Begegnung und die solidarische Geste im Mittelpunkt.

Innerhalb einer Woche hatte der Rheinkamper Dennis Brandt (28) das Event organisiert und den ganzen Verein von der Idee begeistert: Seine eigene Alte-Herren-Mannschaft wurde ergänzt von einigen Spielern aus der ersten Seniorenmannschaft, so dass ein motiviertes Team im Alter zwischen 25 und 48 Jahren auf den Platz auflief. Die Jungs der F-Jugend liefen zu Spielbeginn mit auf den Platz, während die Mütter ein Kuchenbüfett aufbauten und sich zu den Zuschauern gesellten. Auch für Würstchen vom Grill und Pommes hatten Brandts Vereinskumpel gesorgt. Einige waren spontan bereit, die Flüchtlinge von ihren Unterkünften mit dem Auto abzuholen.

Aufseiten des Bunten Tisches betreut und trainiert der 23-jährige Cihad Karabulut seine Jungs schon seit Anfang dieses Jahres. Aus verschiedenen Moerser Flüchtlingsheimen kommen die 16 bis 35 Jahre alten Spieler dreimal wöchentlich auf dem Platz des TV Asberg zusammen. Eine reine Flüchtlingstruppe sind sie aber nicht, sondern offen für alle Mitspieler. Das gemeinsame Hobby ist den Männern aus verschiedenen Herkunftsländern extrem wichtig geworden. "Wir sind eine Familie", fasst der junge Ehrenamtler die Bedeutung der Gemeinschaft zusammen. Alle seien motiviert, kämen pünktlich zum Training, könnten beim Sport ihre Sorgen vergessen. Und wenn dann noch solch ein Spiel anstünde, sei das für die Jungs "wie die Champions League - eine ganz große Sache!"

Bereits drei Turniere habe die Mannschaft bestritten - und gewonnen. "Das macht natürlich stolz und spornt an", sagt Karabulut. "Da werden Handyfotos verschickt und auch ausgedruckt und an die Zimmerwand geheftet." Solch ein sportlicher Wettbewerb zwischen Hobbyteams sei für viele eine ganz neue Erfahrung. "In ihren Heimatländern gibt es so etwas ja gar nicht. Wenn man kein Profi ist, bleibt einem nur das Kicken auf der Straße." Spaß, Gemeinschaft und Erfolgserlebnisse - das ist für die Männer in ungewissen Zeiten existenzielle Seelennahrung.

Dennis Brandt war nach dem Spiel sichtlich beeindruckt von den fußballerischen Fähigkeiten der Gastmannschaft, und auch von ihrer Fairness und Freundlichkeit. Er war so berührt von den Flüchtlingsschicksalen, dass er sich bei der Sportkonferenz des Moerser Stadtsportverbandes für die Zusammenarbeit mit dem Bunten Tisch eingesetzt hat und jetzt offiziell auch Flüchtlingskoordinator des SC Rheinkamp ist. "Eine gelungene Aktion, aus der sich hoffentlich weitere Kontakte und Aktionen entwickeln werden", resümierte er die Begegnung am Samstag. Das mit der Verständigung sei viel leichter als gedacht. "Man versteht sich einfach beim Sport", stellt er fest. Auch freut er sich sehr, dass der Hauptsponsor des Vereins, die Firma "Ballsport direkt" aus Moers, der Mannschaft des "Bunten Tisches" fünf nagelneue Bälle und 20 schwarze T-Shirts zur Verfügung stellt.

(rauh)
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