Moers Flüchtlinge wollen Tag und Nacht weiter demonstrieren

Moers · Bewohner der Unterkunft an der Rathausallee setzen ihren stillen Protest gegen die schleppende Bearbeitung von Asylanträgen fort.

 Die Flüchtlinge harren in der Kälte aus, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen.

Die Flüchtlinge harren in der Kälte aus, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen.

Foto: Klaus Dieker

Die erste Nacht haben sie überstanden. Eingelullt in Decken und Schlafsäcke haben die Männer bei Eiseskälte auf dem Steinpflaster vor der Flüchtlingsunterkunft an der Rathausallee ausgeharrt. Und sie wollen auch in den nächsten Tagen und Nächten weiter demonstrieren. "Wenn man etwas erreichen will, muss man dafür kämpfen", sagte gestern einer der Teilnehmer. Wofür sie kämpfen, ist in holprigem Deutsch auf einem kleinen Transparent neben dem Deckenlager zu lesen. "Wir wollen die Asylanträge schneller machen."

Seit Donnerstag Nachmittag demonstrieren Flüchtlinge an der Zufahrt zu der Containerunterkunft. 71 Männer im Alter von 18 bis 37 Jahren leben dort. Die meisten kommen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Das monatelange Warten auf eine Bearbeitung ihrer Asylanträge sei zermürbend, berichteten sie gestern. Deutschkurs, essen, rumsitzen - so sehe der Alltag aus. "Wir wollen normal leben, arbeiten, etwas Sinnvolles tun." Zum normalen Leben gehört auch die Familie. Viele der Flüchtlinge haben Frauen und Kinder in der Heimat zurückgelassen. "Sie leben in ständiger Gefahr." Die Lage im syrischen Bürgerkrieg hat sich verschärft. Derzeit toben Kämpfe um die Stadt Aleppo. Die Familien einiger der Flüchtlinge hängen offenbar an der türkisch-syrischen Grenze fest.

"Wir haben viel Verständnis für die Aktion", sagte gestern Silvia Rosendahl vom Netzwerk Nord. "Die Leute haben den Drang, etwas zu tun." Zum Netzwerk Nord gehören Vereine, Institutionen Kirchengemeinden und Privatleute, die den Flüchtlingen so gut es geht helfen. Die Demonstration sei völlig überraschend gekommen, berichtete Rosendahl.

Da sich die Flüchtlinge nicht von der Idee abbringen ließen, ihre Demo über Nacht fortzusetzen, versorgten Mitglieder des Netzwerks sie mit Decken und brachten eine Schale, in der ein Holzfeuer entzündet wurde. Am Donnerstagabend kam auch Bürgermeister Christoph Fleischhauer vorbei. "Er zeigte viel Mitgefühl", erzählten die Demonstranten gestern. Fleischhauer regte an, dass sich die Männer nach jeweils ein, zwei Stunden ablösen sollten, so dass man sich zwischendurch aufwärmen kann. Ein Vorschlag, der angenommen wurde.

Fleischhauer sagte gestern, dass er die Demonstranten gut verstehen, ihnen aber nicht helfen könne. "Auf das Asylverfahren haben wir keinen Einfluss." Die Stadt habe ein Schreiben des Städte- und Gemeindebundes mit unterzeichnet, in dem eine Beschleunigung von Asylverfahren gefordert wurde. "Mehr können wir nicht tun." Es sei das gute Recht der Flüchtlinge, ihren Unmut zu äußern, sagte Fleischhauer. Und erzeigte Sympathie für die friedliche und ruhige Art des Protests.

Ärger machen ist tatsächlich das Letzte, was die Flüchtlinge wollen. "Wir möchten den Deutschen keine Probleme bereiten", hieß es gestern in dem Deckenlager an der Rathausallee. Die freundliche Aufnahme nach teils langer, chaotischer Flucht wissen die Demonstranten zu schätzen, wie auch ein weiteres Transparent zeigt. "Danke Deutschland. Danke Moers", steht darauf.

(pogo)
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