"Frühstück mit Heimatlos" in Moers Flüchtlinge feiern Theaterpremiere beim Meerbecker Kulturfrühling

Moers · Beim Meerbecker Kulturfrühling feiern fünf syrische Flüchtlinge Premiere mit ihrem Stück "Frühstück mit Heimatlos" Premiere. Darin geben die fünf Musiker auch deutsche Volkslieder und Lieder aus ihrer Heimat zum Besten.

 Fünf Syrer singen am Frühstückstisch: Die Band "Heimatlos" hat viele Lieder in das Stück integriert.

Fünf Syrer singen am Frühstückstisch: Die Band "Heimatlos" hat viele Lieder in das Stück integriert.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Mit einer Fotoausstellung hatte die inzwischen schon traditionelle Veranstaltungsreihe "Meerbecker Kulturfrühling" am 8. April im Moerser SCI Jugendsozialzentrum ihren Auftakt. Jetzt ging es an gleicher Stelle mit einer Theateraufführung weiter.

"Frühstück mit Heimatlos" hieß das Stück, das dort zum ersten Mal öffentlich gezeigt wurde. Gut acht Wochen hatte die zurzeit in einem Neukirchen-Vluyner Asylbewerberheim beheimatete fünfköpfige syrische Flüchtlingsband "Heimatlos" das Stück mit dem Duisburger Regisseur Stefan Ey und seinem Kölner Schauspielerfreund Frederik Göke zusammen entwickelt und einstudiert. Eine "nicht immer ganz einfache, aber spannende Sache", wie Stefan Ey in einer kurzen Einführung erklärte: "Ich hoffe, dass wir das Stück noch öfter spielen und vielleicht sogar noch ausweiten können." Doch auch die derzeit erst knapp einstündige Version war schon recht sehenswert.

Und darum ging es in dem Stück: Ein junges deutsches Ehepaar will angesichts der großen Flüchtlingszahlen helfen und nimmt übergangsweise fünf junge syrische Musiker bei sich auf. Doch eigentlich weiß das Paar nur wenig über deren Herkunft, Religion und Kultur. Das zeigt sich eines Morgens auf dramatische Weise, als die fünf mal wieder in aller Frühe lautstark singend in der Küche ihr gewohntes, muslimisches Morgengebet verrichten. Während die Hausfrau (dargestellt von Stella-Louise Göke) den Klängen mit fast schon übertriebener Hingabe lauscht, ist ihr Mann (Frederik Göke) davon keineswegs begeistert. "Die haben mich schon wieder aus dem Bett gejohlt", beklagt er sich mit deutlichem Zorn. "Wir wollen doch gastfreundlich sein", versucht die Hausfrau verbindlich zu beschwichtigen, jedoch ohne Erfolg. Auch die Versuche der syrischen Musiker, ihn mit deutschen Schlagerklängen zu besänftigen, schlagen fehl. "Ich finde es ja gut, dass wir helfen, aber dafür müssen wir uns doch nicht gleich gänzlich aufgeben", tobt er zornig herum. "Ein bisschen deutsch darf man ja wohl noch bleiben." Inzwischen ist auch die Hausfrau auf achtzig: "Deutsch, was ist denn deutsch? Wiener Schnitzel? Ungarisches Gulasch? Oder vielleicht sogar das Essen vom Asia-Service?", schreit sie zurück, während die fünf jungen Syrer mit dem typisch deutschen Volkslied "Es waren zwei Königskinder"einen hilflosen Versöhnungsversuch unternehmen. Doch die Situation eskaliert weiter, bis die Hausfrau sich zum Schluss schließlich selber eingestehen muss, dass auch sie ihren syrischen Gästen gegenüber nicht gänzlich frei von Vorurteilen ist. Und was meinen die Musiker dazu? Sie beendeten das Stück auf ihre Weise mit einem Rap, in dem es heißt: "Deutschland ist jetzt mein Zuhause".

Für alle, die das "Frühstück mit Heimatlos" nicht sehen konnten, gibt es am 28. Mai noch einmal die Gelegenheit bei einem "Meerbecker Kulturspaziergang". Der beginnt um elf Uhr mit einer Finissage von Bettina Engel-Albustins Fotoausstellung "Gesichter gegen rechts" im SCI Jugendsozialzentrum, Barbarastraße 12. Anschließend folgt um 12 Uhr im sardischen Vereinsheim an der Bismarck-/Ecke Römerstraße die Aufführung. Um 14 Uhr geht es dann weiter in das Foto- und Maleratelier des Künstlerehepaares Elfriede und Werner Fassbender in der Elsterstraße 18, und ab 16 Uhr gibt es bei der Organisatorin des "Meerbecker Kulturfrühlings" Anja Reutlinger An der Beeke 17 ein Kammerkonzert mit Kaffee und Kuchen.

(lang)
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