Moers Flic Flac reißt Moerser von den Sitzen

Moers · Eine mitreißende Show - diesem Anspruch kann der Zirkus Flic Flac bei seiner Premiere in Moers gerecht werden. Das Programm zum 25-jährigen Jubiläum bietet beste Unterhaltung, Spannung und Nervenkitzel.

 Atemberaubende Akrobatik (li.), Spiel mit dem Feuer (re.) und gefährliche Motorrad-Stunts - der Zirkus Flic Flac sorgte immer wieder dafür, dass den Zuschauern der Atem stockte.

Atemberaubende Akrobatik (li.), Spiel mit dem Feuer (re.) und gefährliche Motorrad-Stunts - der Zirkus Flic Flac sorgte immer wieder dafür, dass den Zuschauern der Atem stockte.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Vom ersten Moment an ging das Publikum im ausverkauften Zelt des Zirkus Flic Flac mit. Der Applaus und die Begeisterungsrufe steigerten sich bis zum furiosen Finale und mündeten in Standig Ovations und lauten Jubel wie bei einem Rockkonzert. Durch die trichterförmig um die Manege angeordneten Plätze hatte jeder der 1300 Gäste das Gefühl, ganz nah am Geschehen zu sein, das buchstäblich alle Elemente nutzte und alle Sinne ansprach.

Man ließ sich gerne hineinziehen in die emotionale und vielfältige Show, die von Jonglage über Comedy und Bodenartistik bis zu Akrobatik in schwindelnder Höhe und atemberaubenden Motorradstunts reichte. Auch träumerische und romantische Elemente kamen nicht zu kurz, wie beispielsweise bei Larissa Kasteins elegantem und anmutigem Tanz an der Stange. Sie zeichnet zusammen mit ihrem Vater Benno Kastein verantwortlich für die Choreographie und Regie der Show.

Anders als bei einem klassischen Varieté werden bei Flic Flac die Nummern nicht einzeln anmoderiert, sondern sie fügen sich alle in eine übergreifende Geschichte ein und gehen fließend ineinander über. So wähnt man sich tatsächlich in einem Gefängnishof, auf dem die Künstler als Gefangene ihren Gefühlen von Angst und Wut bis zu Sehnsucht nach Freiheit und Liebe Ausdruck verleihen. Das Eingangstor wird von mehreren Gitterzellen umspannt, in denen die Insassen in ihren Strafanzügen an den Gittern rütteln oder im Takt der rockigen Musik dagegen schlagen.

In den obersten Zellen steht die Band. Sängerin Caro Kunde begleitet mit ihrer rauen und rotzigen Stimme die einzelnen Darbietungen. An vielen Stellen sind die Bewegungen des Artisten und die Musik perfekt aufeinander abgestimmt, vom Rhythmus bis zum Textinhalt.

So schwingt sich die Ukrainerin Julia Galenchyk an ihren roten Netzen hoch in die Manege, nachdem sie im ärmlichen Gefängnisbett die Briefe ihres Liebsten zerrissen hat. Dazu erklingt die rauchige Stimme der Sängerin, die klagt: "Wo bist du, wenn ich dich brauche?" Die 27-jährige Galenchyk ist eines der herausragenden Talente der Show. Sie zeigt eine perfekte Leistung und überzeugt auch als Duo mit Dmytro Tukeiev. Neben der Faszination ihrer Körperbeherrschung schafft sie es mit ihrer besonderen Ausdruckskraft, das Publikum zu berühren. Zweimal tritt auch Steve Eleky als komischer Jongleur und Zauberer auf. Wenn er sich über sich selbst und die Banalität seiner Nummern kaputtlacht, wird das Publikum unvermittelt angesteckt und rollt sich einfach nur ab über diesen Blödsinn. Wie er schafft es auch der komische "Master of Hellfire" mit Irokesenschnitt und ostdeutschem Akzent, mit seiner selbstironischen Art Nähe zum Publikum zu erzeugen.

Am Schluss aber wird es dann wieder ernst und gefährlich. Der "Globe of Speed" wird hereingerollt: Eine Stahlkugel mit 6,50 Meter Durchmesser, in den nun nacheinander mehrere Motocross-Fahrer mit lautem Motorengeheul hineinfahren. Faszinierend, wenn die Fahrer zu fünft kreuz und quer und kopfüber mit bis zu 70 Stundenkilometer durch die Kugel rasen. Dann kommen weitere hinzu und man hält den Atem an, wenn acht Fahrer aneinander vorbei flitzen. Dann, nach einer Verschnaufpause, in der das Eingangstor zur Rampe hochgeklappt wird, kommt wie aus dem Nichts ein Motoradfahrer angeflogen, fliegt über die Kugel und landet mit lautem Rums auf der Rampe.

Nach dem spektakulären Finale hält die Moerser nichts mehr auf ihren Stühlen. "Vom ersten bis zum letzten Moment das Publikum so mitgehen zu sehen - mehr können wir uns nicht wünschen", sagt Sprecher Rudi Bauer über die Premiere.

(rauh)
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