Moers Firmen müssen sich auf ältere Auszubildende einstellen

Moers · Häufig merken junge Studenten nach einigen Semestern, dass ein Studium doch nichts für sie ist. Also entscheiden sie sich für eine Ausbildung. Doch Azubis mit Mitte 20 stellen Unternehmen und Gewerkschaften vor neue Aufgaben. Das wurde beim Arbeitnehmerempfang deutlich.

 Bürgermeister Christoph Fleischhauer (rechts) im Gespräch mit Jugend- und Ausbildungsvertretungen im neuen "Alten Rathaus".

Bürgermeister Christoph Fleischhauer (rechts) im Gespräch mit Jugend- und Ausbildungsvertretungen im neuen "Alten Rathaus".

Foto: Dieker

Der Moerser Bürgermeister Christoph Fleischhauer hatte es nicht leicht gehabt, Unternehmen zu finden, in denen es Jugend- und Ausbildungsvertretungen (JAV) gibt. Sie sollten beim Arbeitnehmerempfang über ihr Engagement in den JAV berichten, das mit dem von Betriebsräten zu vergleichen ist. Doch sind solche Vertretungen rar, weil es sie fast nur in großen Industrieunternehmen gibt, in denen viele Mitarbeiter gewerkschaftlich organisiert sind. Am Niederrhein sind das vor allem Unternehmen aus der Chemieindustrie.

So lud der Bürgermeister die zwei Jugendvertreter von Ineos - früher Sasol - in Moers-Meerbeck ein, Alissia Gertz und Nils van Schingen, sowie die Vorsitzenden des Jugendausschusses der IGBCE Bezirk Moers, Vanessa Helgers und Niklas Förster. Ferner begrüßte er beim Arbeitnehmerempfang mit Maxi Wollnick eine Personalentwicklerin und mit Jonas Köster einen Auszubildenden der Edeka Rhein-Ruhr GmbH, die ihre Zentrale in der Grafenstadt hat. "Wir haben einen Auszubildenden im ersten Lehrjahr, der zwei Jahre älter ist als ich", erzählte Niklas Förster bei der Talkrunde vor 70 Personen, die vom Bürgermeister im Sitzungssaal des Alten Rathauses moderiert wurde. "Dabei bin ich schon 25. Die Auszubildenden werden immer älter." Wie er seien es oft junge Menschen, die nach einigen Semestern festgestellt hätten, dass sie an der Hochschule nicht glücklich würden. Dann würden sie eine Ausbildung starten.

Förster fing beim Chemieunternehmen Currenta in Krefeld-Uerdingen an, das die einstigen Dampf- und Energieanlagen von Bayer Uerdingen betreibt. Mittlerweile ist er beim Gesamtkonzern Currenta JAV-Vorsitzender. Ferner trat er in die Industriegewerkschaft Bergbau-Chemie-Energie ein, um stellvertretender Jugendausschussvorsitzender im Bezirk Moers zu werden. Am Sonntagmorgen sprach er sich dafür aus, Unternehmen und Gewerkschaften sollten sich stärker auf diese Gruppe einstellen. So dürfe eine Person über 25 Jahren nicht in die JAV gewählt werden, also gar nicht, wenn sie erst mit Mitte 20 eine Ausbildung beginne. Auch regte er an, bei Älteren über ein erhöhtes Entgelt nachzudenken.

Vanessa Helgers berichtete über einen Erfolg, an dem sie als JAV-Vorsitzende des Chemieunternehmens Huntsman - früher Sachtleben - in Krefeld-Uerdingen mitgewirkt hat. Mit anderen hatte sie sich für das Umkleidewegegeld stark gemacht, das jetzt dort für die Zeit bezahlt wird, die auf dem Weg von der Umkleidekabine zum Einsatzort vergeht. Die Erfahrung, die sie als JAV-Vorsitzende und als Jugendausschussvorsitzende des IGBCE Bezirks Moers gesammelt habe, wolle sie später im Betriebsrat einbringen, sagte sie, wie die anderen JAV-Vertreter.

(got)
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