Moers "Fachwerk" kümmert sich um das Stadttaubenhaus

Moers · Rennpferde des kleinen Mannes. So nannte man die Brieftauben. In den 1950er bis 1970er Jahren erlebte der Taubensport in Moers seine Blütezeit, insbesondere in den Bergbausiedlungen.

"Davon geblieben ist uns das Elend der Stadttauben in den Unterführungen oder auf den Dächern verlassener Häuser", sagt Martin Ostwald vom Fachwerk Kreis Wesel. Die verwahrlosten Tauben, die nach Abfällen von Imbiss-Ständen oder Bäckereien suchen, sind die Nachfahren verirrter oder ausgesetzter Brief- und Zuchttauben. Das Taubenproblem ist also hausgemacht. Eine Lösung, die sich seit 2005 bewährt hat, steht unweit des Moerser Bahnhofs: das Stadttaubenhaus. Die Sparkasse am Niederrhein sorgt mit einer Spende von 1500 Euro dafür, dass der Betrieb des Taubenschlags aufrechterhalten werden kann.

Ulrich Rauter, Geschäftsführer der gemeinnützigen Fachwerk-GmbH, nennt zwei Vorteile eines Taubenhauses: "Aktiver Schutz gegen Tierelend und deutlich weniger Tauben und deren Dreck im Umkreis von zwei bis drei Kilometern." Der Trick: Ehemals 350 gestresste und kranke Tiere bekommen ein Zuhause und Futter. Sie legen im Taubenhaus ihre Eier, die von Taubenwarten gegen Plastikeier ausgetauscht werden. "Damit dämmen wir die Population erheblich ein", sagt Martin Oswald, denn schließlich lege eine Taube sechsmal im Jahr zwei Eier. Für ihn ist das Taubenhaus nicht nur der humanste, sondern auch das wirksamste Mittel gegen die Taubenplage.

Beim Rundgang mit Sparkassenchef Giovanni Malaponti nennt Stefanie Metzner, Projektleiterin soziale Beschäftigung beim Fachwerk, einen weiteren Vorteil: "Das Taubenhaus hat sich als ein erfolgreiches Projekt zur Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen erwiesen." Denn der Umgang mit Tieren fördere das Verantwortungsgefühl ganz besonders. Aktuell arbeiten vier Vollzeit- und zwei Teilzeitkräfte im Stadttaubenhaus. Zum Abschied sagt Dr. Ulrich Rauter: "Ich wünsche mir, dass das Projekt bestehen bleiben kann."

(RP)
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