Moers Fachsimpeln bei der Pflanzentauschbörse

Moers · Am alten Vinner Friedhof geben Gartenbesitzer Pflanzen und Samen, um andere mitzunehmen.

 Ursula de la Motte mit ihren Enkelinnen Chantal (6) und Amelé (5) bei der Pflanzentauschbörse.

Ursula de la Motte mit ihren Enkelinnen Chantal (6) und Amelé (5) bei der Pflanzentauschbörse.

Foto: Reichwein

Ursula de la Motte kommt jedes Frühjahr zur Pflanzentauschbörse. Die Neukirchenerin liebt die Atmosphäre, die vor dem Biogarten am einstigen Vinner Friedhof herrscht, wenn Gartenfreunde unter ihresgleichen sind. Jedes Mal hat sie etwas dabei, an diesem Freitagnachmittag waren es einige Blumenknollen. "Die haben wir im Herbst ausgemacht", erzählte sie. "Die Pflanzen blühen weiß." Außerdem brachte sie ihre Enkeltöchter mit, Chantal (6) und Amelé (5). Sie rochen an den verschiedenen Pflanzen, was neben dem Fachsimpeln und Tauschen für die Gartenfreunde der besondere Reiz der Tauschbörse ist.

Zweimal im Jahr lädt die Gruppe Biogarten der Volkshochschule zu dieser Börse ein, einmal im April und einmal im September. Sie ist etabliert wie die anderen Börsen im Umkreis, zum Beispiel die in Neukirchen-Vluyn oder die im Naturforum Bislicher Insel am Altrheinarm bei Xanten. Viele Gartenfreunde haben den Besuch fest in ihren gärtnerischen Terminkalendern vermerkt, diesmal waren es 100. Sie kennen die Spielregeln, an die sich alle halten, obwohl es keine Schiedsrichter gibt. Sie bringen Pflanzen mit, beispielsweise Töpfchen mit Wildkohl, von dem sie zu viel ausgesät haben, Erdbeerpflanzen, die sie vereinzelt haben, oder Rhabarber, von dessen Knolle sie ein Stück abgestochen haben.

Dafür nehmen sie andere Dinge mit, etwa Blutampfer und Knoblauch als Pflanzen oder Tagetes und Nachtkerze als Samen. "Wir kontrollieren nicht, wie viel jeder mitbringt und mitnimmt", sagt Maria Madani als Mitorganisatorin und Leiterin des Biogartens an der Vinner Straße. "Es funktioniert von alleine. Die Gartenfreunde tauschen beim Pflanzentauschen ihre Erfahrungen aus. Diese Gespräche sind genauso wichtig wie der Tausch."

Ein Thema dieser Gespräche war am Freitag der Buchsbaumzünsler. "Den Zünsler absammeln", erläuterte die Leiterin des Biogartens, wie Gartenfreunde erfolgreich gegen Raupen dieses ostasiatischen Kleinschmetterlings vorgehen können, die so gerne Buchsbaumblätter verzehren. "Dann den Buchsbaum zurückschneiden und bei über 15 Grad den Bacillus Thuringiensis aufsprühen. Anschließend mit Neembaumpulver bestreuen, das den Geruch des Buchsbaums bindet. Dann kommen keinen neuen Zünsler mehr."

Im nächsten Jahr könnte in der Region eine neue Pflanzentauschbörse hinzukommen. Behnaaz Jansen würde sie gerne in Kamp-Lintfort ins Leben rufen, wo sie die Arbeitsgruppe "Altsiedlung blüht bunt" zur Landesgartenschau 2020 leitet. Am Freitagnachmittag informierte sie sich in Vinn. "Es hat vor Jahren schon einmal in Kamp-Lintfort den Versuch gegeben", hörte sie von Maria Madani. "Damals sind aber nur zehn Personen gekommen. Das war zu wenig. Aber vielleicht ist es jetzt mit der Laga anders."

(got)
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