Moers Erstkommunion - damals und heute

Moers · Der "Weiße Sonntag" gilt traditionell als Tag, an dem katholische Kinder zum ersten Mal an der Eucharistie teilnehmen. Die äußeren Formen haben sich wenig geändert. Doch bringen viele Kommunionkinder heute kaum Vorwissen mit.

Morgen feiert die katholische Kirche den "Weißen Sonntag", den Sonntag nach Ostern. Traditionell wird er mit dem Fest der Erstkommunion in Verbindung gebracht, obwohl in vielen Kirchengemeinden dieses Sakrament erst an den folgenden Sonntagen gefeiert wird. Die Mädchen und Jungen, meist im Alter von acht bis neun Jahren, nehmen dann zum ersten Mal an der Eucharistie teil.

"Der Zuspruch ist immer noch groß", sagt Norbert Derrix, Pfarrer der Kirchengemeinde St. Martinus, zu der Rheurdt, Schaephuysen und Tönisberg gehören. Auch an den äußeren Formen der Feier habe sich wenig geändert. "Noch immer tragen die Jungen schöne Anzüge und die Mädchen weiße Kleider", sagt Derrix. Es habe in manchen Gemeinden die Überlegung gegeben, die Kinder in Kutten zur Erstkommunion gehen zu lassen. "Aber in den Pfarreien, in denen ich war, hat sich das nie durchgesetzt", sagt der Geistliche im Rückblick.

"Wir machen den Eltern und Kindern keine Vorschriften, was die Kleidung angeht", sagt Stephanie Dormann, Pastoralreferentin in der Kirchengemeinde St. Josef. "Das heißt, nicht jedes Mädchen muss ein Kleid tragen." Bei Kindern, die aus einem Elternhaus mit süd- oder osteuropäischer Herkunft stammen, gebe es oft auch noch eigene Traditionen.

Geändert habe sich in der Gemeinde die Art des Kommunionsunterrichts, der den Kindern in den Wochen vor dem Ereignis religiöses Wissen vermittelt. "Viele Elternteile sind heute beide berufstätig, daher sind wir davon abgekommen, den Unterricht in Kleingruppen zu organisieren, die dann von Eltern geleitet werden", berichtet Dormann. Stattdessen gebe es nun vier Gruppen in Klassengröße. "Wenn Eltern Zeit haben, können sie gerne dabei sein", sagt die Pastoralreferentin. "Manche sagen später, sie hätten selber noch einiges gelernt."

Generell könne man bei den Kindern heute ein religiöses Vorwissen, das noch frühere Generationen mitgebracht hätten, nicht mehr erwarten. "Bestimmte Gebete oder die zehn Gebote kennen die Kinder oft nicht." Auch die Eltern seien auf diesem Gebiet oft unsicher. Vermittelt würde im Kommunionunterricht heute vor allem die Gestalt Jesu Christi und grundlegendes Wissen über den katholischen Gottesdienst.

Viele betrachten die Erstkommunion als ein Familienfest, oft wird anschließend mit der Verwandtschaft noch groß gefeiert, es gibt Geschenke (oder Geld) und so fort. Und natürlich möchten viele Eltern und Verwandte die Momente vor dem Altar auf Foto und Film festhalten. In diesem Punkt ist Pfarrer Norbert Derrix konsequent: Ein allgemeines Herumgefuchtel und Geknipse mit Handys wird es in der Gemeinde St. Martinus nicht geben: "Ein Fotograf macht die Bilder für alle."

Der Fokus auf das bloße Familienereignis, meint Derrix, sei eigentlich nicht korrekt. "Die Erstkommunion ist ein Fest der ganzen Gemeinde." Mit der Bindung an die eigene Pfarrei ist es allerdings oft nicht weit her: Denn den größten Teil der Erstkommunikanten sieht der Pfarrer nie wieder in der Kirche.

(s-g)
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