Moers Erster Arbeitstag für Moerser Flüchtlinge

Moers · Von der Schulbank zur Arbeitsstelle: Acht Moerser Asylbewerber machten gestern einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Integration.

 Endlich arbeiten dürfen: Tobias Nienaber (SCI, links) und Axel König (Enni, hinten) zeigen Flüchtlingen ihr Einsatzgebiet am Grafschafter Radweg.

Endlich arbeiten dürfen: Tobias Nienaber (SCI, links) und Axel König (Enni, hinten) zeigen Flüchtlingen ihr Einsatzgebiet am Grafschafter Radweg.

Foto: Klaus Dieker

Unkrautjäten und Wege säubern zählt unter deutschen Jugendlichen nicht eben zu den bevorzugten Tätigkeiten. Aber die vier jungen Männer in den roten Latzhosen, die da das Begleitgrün des Grafschafter Rad- und Wanderwegs Schubkarre auf Schubkarre auslichten, strahlen über das ganze Gesicht. Alle vier sind Flüchtlinge und warten seit Monaten in Moerser Notunterkünften auf den Ausgang ihrer Asylverfahren. Arbeiten durften sie bislang in dieser Zeit nicht. Das erklärt vermutlich, warum Okafor Tochukwu aus Nigeria, Jaffari Sayed Ali Shah aus Afghanistan und die beiden Somalis Mohamoud Abdirahman und Muhumed Khadar Mahdi so froh sind, wieder Werkzeug in den Händen zu halten.

Die vier Männer gehören zu einem Projekt IdAAS (Integration durch Ausbildung, Arbeit und Sprachförderung für Flüchtlinge), das die Moerser Rotarier mit dem SCI initiiert hatten und dem sich rasch viele Mitwirkende angeschlossen haben: die Stadt Moers, die Kreishandwerkerschaft, die Volksbank, die Enni, die Volkshochschule und die Moerser Lions.

Ursprüngliches Ziel des Projektes, erinnert sich SCI-Geschäftsführer Karl-Heinz Theußen, sei es gewesen, jungen Asylbewerbern, denenen eine reguläre Arbeitsaufnahme verboten ist, eine Beschäftigungsmöglichkeit zu bieten. In zahlreichen Planungsrunden wurde schließlich ein Konzept entwickelt, das Beschäftigung, Spracherwerb und Ausbildung zusammenführt.

Fünf Tage in der Woche lernen insgesamt 16 junge Flüchtlinge bei einer Lehrerin der VHS Deutsch. Anschließend arbeitet die eine Hälfte der Gruppe in den SCI-Werkstätten, während die andere sich mit gespendeten Fahrrädern auf den Weg an ihrer Arbeitsstelle am Grafschafter Rad- und Wanderweg macht. Dort hat die Enni seit gestern einen Bauwagen und ein WC abgestellt. Zwei Mitarbeiter des Unternehmens sowie Projektleiter Torsten Nienaber vom SCI leiten die jungen Männer an ihrem ersten Arbeitstag in ihre Aufgabe ein. Zusätzlich haben sich mehrere Moerser mit langer Auslandserfahrung gemeldet, um bei möglichen Sprachproblemen zu helfen. Die Vier am Radweg sprechen indes alle Englisch und zum Teil ein wenig Deutsch.

Auch Motivationsprobleme gibt es bei den Flüchtlingen nicht. "Ich bin froh, endlich mal arbeiten zu können", sagt Jaffari Sayed Ali Shah, und der Nigerianer Okafor Tochukwu ergänzt: "Ich bin doch ein Mann und lebe nicht, um den ganzen Tag zu schlafen." Die Teilnehmer des Projekts erhalten 1,05 Euro pro Stunde durch die Stadt Moers. Das war indes für niemanden ein Grund zum Mitmachen: "Alle hatten sich schon gemeldet, bevor feststand, dass es dafür Geld geben würde", sagt Nienaber.

Die Aushilfsgärtnerei soll nur die erste Etappe auf dem Weg ins Berufsleben sein. Für die Zeit danach hat die Kreishandwerkerschaft Praktika in ihren Mitgliedbetrieben zugesagt, denen sich bei Eignung eine reguläre Ausbildung anschließen kann.

(RP)
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