Moers "Erinnerung kennt keinen Schlussstrich"

Moers · 79 Jahre ist es her, dass unter dem Regime Hitlers in der Nacht vom 9. auf den 10. November in ganz Deutschland unzählige Synagogen brannten oder anderweitig geschändet wurden. Auch die in Moers.

 Mehr als 50 Gäste hatten sich zur Erinnerung an die Pogromnacht am Mahnmal versammelt.

Mehr als 50 Gäste hatten sich zur Erinnerung an die Pogromnacht am Mahnmal versammelt.

Foto: Klaus Dieker

Zur Erinnerung an die Pogromnacht und zur Mahnung, dass so etwas nie wieder geschehen darf, wurde auf Initiative der Moerser "Gesellschaft für christliche-jüdische Zusammenarbeit" vor 29 Jahren ein Mahnmal an der Dr. Hermann-Bär-Straße errichtet, an dem seither alljährlich eine Gedenkfeier zu dem als "Reichpogromnacht" in die Geschichtsbücher eingegangenen Ereignis stattfindet. Schon vor dem offiziellen Beginn um elf Uhr hatten dazu die Christlich-jüdische Gesellschaft, der Moerser Verein "Erinnern an die Zukunft", sowie Moerser Parteiorganisationen den Boden unter dem bogenförmigen Mahnmal mit Kränzen geschmückt. Wie immer beteiligten sich Schüler des Gymnasiums Adolfinum und der Heinrich-Pattberg-Realschule an der Gestaltung der Feier.

Annette Sommer, Vorstand der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, begrüßte die Gäste. Sie mahnte eine nicht nachlassende Erinnerung an die damaligen Ereignisse und den kurz darauf folgenden Holocaust: "In der letzten Zeit werden immer mehr Stimmen laut, die das Gedenken daran beenden wollen", beklagte sie. "Doch dieses Bekenntnis kennt keinen Schlussstrich, denn nur so können wir den Gefahren einer Neuauflage von Rassismus und Antisemitismus etwas entgegensetzen. Wir müssen durch Erinnerung stets wach für die Gegenwart bleiben." Das sah Bürgermeister Christoph Fleischhauer ähnlich. "Die Masse der Deutschen, auch die in Moers, war an der Judenverfolgung im Dritten Reich aktiv beteiligt oder schwieg entweder aus Angst, oft aber auch aus niederen Beweggründen", erklärte er und wandte sich an die rund 40 an diesem Vormittag anwesenden Schüler. "Angesichts dieses Mahnmals hier gibt es in dieser Sache keinen Spielraum für neuerliche Zweideutigkeiten. Ihr seid die Gegenwart und Zukunft, um Antisemitismus und Rassismus in diesem Land entgegenzutreten."

Eine Mahnung, die eher allgemein gemeint war, denn die so Angesprochenen sind für dieses Thema höchst sensibilisiert. So bereicherten einige Schüler des Adolfinums die Feier zum Beispiel mit dem Vorlesen eines Textes, in dem eine Zeitzeugin das schon vor der Pogromnacht herrschende "Klima jüdischer Diskriminierung und Erniedrigung in dem vermeintlich idyllischen Bad Harzburg beschreibt. Daneben berichteten zwei weitere Schüler über ihre Eindrücke bei einem durch ihre Schule organisierten Besuch im Konzentrationslager Auschwitz. Den Abschluss der Feier gestalteten die Schüler der Heinrich-Pattberg-Realschule mit dem bedrückenden Verlesen von unzähligen Namen damals in diversen Konzentrationslagern getöteter Moerser und deren Familien.

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