Moers Ein Sicherheitstraining für Pedelec-Fahrer

Moers · Die Zahl der Pedelecs steigt, die der Unfälle mit den Elektro-Rädern leider auch. Mit einem Training sensibilisieren Kreispolizei und Verkehrswacht für die größte Gefahr: die Unterschätzung des Tempos.

 Mit einem Training werden Pedelec-Fahrer auf unerwartete Situationen und das richtige Verhalten in ihnen aufmerksam gemacht.

Mit einem Training werden Pedelec-Fahrer auf unerwartete Situationen und das richtige Verhalten in ihnen aufmerksam gemacht.

Foto: Klaus Dieker

Im Jahr 2014 verunglückten im Kreis Wesel 38 Fahrer von Elektrofahrrädern, zwei davon tödlich. 34 waren älter als 60 Jahre. Um die Zahl der Unfälle zu reduzieren und für die Gefahren der Pedelecs zu sensibilisieren, sind seit Mitte Mai Kreispolizei und Kreisverkehrswacht in allen Städten und Gemeinden des Kreises unterwegs, wo sie Pedelec-Trainings für Senioren anbieten. Gestern luden sie zu einem Elektrofahrrad-Training in und vor die Mensa der Anne-Frank-Gesamtschule in Rheinkamp ein.

Jörg Nitschke und Jürgen Lantermann, die als Polizeihauptkommissare das Training organisierten, sahen zwei Ursachen für die steigenden Unfallzahlen mit Pedelecs (kurz für: Pedal-Electro-Cycles). "Die Zahl der Pedelecs nimmt jedes Jahr zu", nannte Jürgen Lantermann einen Grund. "Die ersten kamen 2008 auf den Markt. Seit 2014 werden Pedelec-Unfälle in der Statistik gesondert geführt."

Den zweiten Grund sieht er im Alter einiger Pedelec-Fahrer. "Manchmal werden aus Nicht-Mehr-Radfahrer schnelle Radfahrer", sagte Jürgen Lantermann. "Sie sind mit 25 Kilometern pro Stunde unterwegs. Einige unterschätzen die hohe Geschwindigkeit wie einige Autofahrer." Deshalb stiegen gestern zehn Kursteilnehmer auch auf ihre Pedelecs, um nach einer Stunde Theorie in der Mensa auf dem Schulhof zu üben, wie sie richtig bremsen und im Slalom Hindernissen ausweichen müssen. "Vorder- und Rückbremse sind gleichzeitig zu ziehen", sagte Jörg Nitschke.

Vom Trainingsgelände aus fuhren die Kursteilnehmer, von denen die meisten um die 60 Jahre alt waren, mit den beiden Polizisten in den realen Verkehr. Mehrfach machten diese auf zwei Grundsätze aufmerksam, die vor allem für Pedelec-Fahrer und andere schnelle Radfahrer gelten würden. "Man muss mit den Fehlern der anderen rechnen", sagte Jürgen Lantermann. Beispielsweise werde oft die Zeit unterschätzt, in dem ein Pedelec an einer Kreuzung ankomme, weil eine zu niedrige Geschwindigkeit vermutet werde.

"Man soll nicht auf sein Recht pochen", formulierte Jörg Nitschke einen zweiten Grundsatz. Im Theorieblock hatte er zudem gezeigt, wie schwierig und zum Teil wenig bekannt dieses Recht ist, beispielsweise bei den Geh- und Radwegschilder.

Bei welchen Schildern haben Radfahrer einen Streifen neben der Straße zu benutzen? Wann dürfen sie diesen Streifen nicht benutzen? Und wann können sie zwischen Straße sowie Streifen wählen? "Selbst wenn ein Radweg ausgeschildert ist, kann die Benutzung nicht zumutbar sein, zum Beispiel wenn er vereist ist und die Straße geräumt", erläuterte der Polizeihauptkommissar.

Manchmal könne sich der Weg von Tag zu Tag ändern, auf dem Radfahrer zu fahren hätten, erläuterte der Experte Jürgen Lantermann. Wenn ein Radweg durch Mülltonnen oder Lieferfahrzeuge versperrt sei, hätten die Radfahrer auf die Fahrbahn auszuweichen, selbst wenn nicht alle Autofahrer das wüssten.

(got)
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