Moers Ein Riesenloch macht Bauherrn Mut

Moers · Entgegen anfänglichen Befürchtungen kommen die Arbeiten für das "Live Green"-Projekt am alten Neuen Rathaus gut voran. Die Grube für die Tiefgarage ist bereits fertig. Ende des Jahres kommt der Deckel drauf.

 Baustellenbesichtigung Wohnen im Park mit Peter Werle, Sandra von Lobenstein und Stephany Quarte. Foto: Dieker

Baustellenbesichtigung Wohnen im Park mit Peter Werle, Sandra von Lobenstein und Stephany Quarte. Foto: Dieker

Foto: Dieker Klaus

Bauunternehmen könnten sich günstigeres Gelände suchen als jene Fläche in der Nähe des Moerser Stadtparks, in der, hinter Bauzäunen versteckt, ein riesiges Loch klafft. In den vergangenen drei Monaten haben Spezialisten einer niederländischen Baufirma Spundwände bis auf 17 Meter Tiefe in den Boden gesenkt. Die Wände müssen das Wasser abhalten, das hier dicht unter der Oberfläche liegt. Bis ins 17. Jahrhundert hinein lag hier als Teil der Stadtbefestigung ein Weiher, der die Alt- und die Neustadt voneinander trennte. Erst die Oranier ließen ihn zuschütten. Diese Geschichte macht das Bauen schwierig. Deshalb ließ Bauherr Peter Werle wieder Niederländer anrücken, um am künftigen Eingang zum Moerser Stadtpark eine Betonwanne für die geplante Tiefgarage anzulegen.

Dort sollen die Bewohner des "Live-Green"-Projekts, das Werle gemeinsam mit Tecklenburg realisiert, einmal ihre Pkw abstellen. 96 Stellplätze wird es nach Baufertigstellung geben. Gerade sind die Ausschachtungsarbeiten abgeschlossen worden. Ende des Jahres kommt der Deckel drauf. Peter Werle ist guten Mutes: "Es klappt alles wie am Schnürchen", sagt er, als ob ihn die Feststellung selbst überrasche. Nicht an einem einzigen der umliegenden Häuser habe es einen Riss gegeben.

Auch das von manchen befürchtete Verkehrs-Chaos ist ausgeblieben, obwohl sich allein in diesem Jahr 3000 Lkw auf den Weg zur Baustelle durch das Nadelöhr Meerstraße zwingen mussten - egal ob Markt war oder nicht.

Auch jetzt hält gerade wieder ein Kieslaster neben dem rostbraunen Container, in dem sich bis vor kurzem Interessenten über den Stand des Projekts informieren konnten. Das Kunden-Büro wurde bereits ins "Weiße Haus" verlegt. Der Container wird demnächst abtransportiert. Der Standort ist für den Betonmischer reserviert.

Inzwischen sind auch die Entkernungsarbeiten am alten Neuen Rathaus weitgehend abgeschlossen. Jetzt wird auch von außen sichtbar, dass die meisten der künftigen Appartements sowohl nach Westen wie nach Osten Fensterfronten haben. Zurzeit sind Bauarbeiter damit beschäftigt, die gemauerten Brüstungen herauszuschlagen.

Auch die Vermarktung läuft laut Auskunft von Teckelenburg-Sprecherin Stephany Quarte nach Plan. Von den insgesamt 73 Wohneinheiten - neun davon im Neunbau "Haus am See", der über der Tiefgarage errichtet wird - sind 50 Prozent verkauft. Als eine der ersten Wohnungen ging das 157 Quadratmeter große Penthouse zu einem Preis von 670.000 Euro weg. Die noch verfügbaren Wohnungen, die meisten davon in den unteren Geschossen, sollen zwischen 3200 und 4200 Euro pro Quadratmeter kosten. Unter den bisherigen Käufern seien auch einige, die vormals in dem ehemaligen Kreis- und späteren Rathaus gearbeitet hätten. Es ist daher damit zu rechnen, dass es zu einigen emotionalen Momenten kommen wird, wenn bei der Grundsteinlegung im September auch eine "Bombe" mit zeitgeschichtlichen und persönlichen Dokumenten ins Fundament versenkt wird.

Weiter ungewiss bleibt das Schicksal des Weißen Hauses. "Ich bin weiter an dem Gebäude interessiert", sagt Werle. Er versteht nicht, warum die Stadt Moers immer noch keine Entscheidung getroffen hat, was mit dem Haus geschehen solle, "nach all dem, was mit dem Kreisständehaus geschehen ist." Dort hatte sich unmittelbar nach Beginn der Tiefbauarbeiten herausgestellt, dass der ursprünglich einkalkulierte Kostenrahmen nicht zu halten war. Werle: "So etwas hätten wir uns mal leisten sollen!"

(RP)
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