Moers Ein preisgekröntes Konzerterlebnis

Moers · Olga Andryushchenko trat in der Evangelischen Stadtkirche Moers auf. Die russische Pianistin studierte am Moskauer Konservatorium. Ihre Karriere startete als Solistin bei der Moskauer Staatsphilharmonie.

 Olga Andryushchenko in der Stadtkirche beim Five o'Clock Konzert.

Olga Andryushchenko in der Stadtkirche beim Five o'Clock Konzert.

Foto: Klaus Dieker

Wer dem Trubel und dem Lärm der Kirmes am Sonntagnachmittag für einige Zeit entfliehen wollte, dem bot die Evangelische Stadtkirche Moers die Gelegenheit zu einem kulturellen Alternativprogramm. Im Rahmen der Konzertreihe "Five o'clock" trat dort Olga Andryushchenko, auf, die bereits im vergangenen Jahr in Moers zu Gast war und dabei den neuen Konzertflügel in der Stadtkirche einweihte.

Am Sonntag löste sie ihr damaliges Versprechen ein, schon bald erneut zu einem Konzert in die Evangelische Stadtkirche zurückzukehren. Begonnen hat Andryushchenko, die am Moskauer Konservatorium studiert hat, als Solistin der Moskauer Staatsphilharmonie. Neben zahlreichen Auftritten bei internationalen Festivals hat sie zuletzt für das traditionsreiche Plattenlabel Naxos das gesamte Klavierwerk von Alexander Mossolov eingespielt. Im Jahr 2008 war sie zudem Preisträgerin beim hoch angesehenen Rubinstein-Wettbewerb in Paris.

Am Sonntagnachmittag kam ein weiterer Preis hinzu, denn im Rahmen ihres Konzertes in Moers wurde Olga Andryushchenko mit dem Preis der Deutschen Schubert-Gesellschaft ausgezeichnet. Passend zum Anlass eröffnete die Pianistin das Konzert in der Stadtkirche mit der "Wanderer-Fantasie C-Dur op. 15" von Franz Schubert. Wie bei vielen anderen Werken Schuberts so wechseln sich auch in dieser Komposition volksliedhafte Passagen mit düsteren Abschnitten voller Melancholie ab.

Mit ihrem ungemein präzisen und griffigen Spiel gelang es Olga Andryushchenko überaus wirkungsvoll, diese reizvollen Gegensätze innerhalb der Klavier-Fantasie anschaulich darzustellen. Verträumt und gefühlvoll spielte sie anschließend das berühmte "Fantasie-Impromptu op. 66" von Frederic Chopin mit perlenden Läufen und weichen Melodiebögen, ehe dann zwei Klavierbearbeitungen von Franz Liszt auf dem Konzertprogramm standen.

Dabei handelte es sich zunächst um die Bearbeitung des Liebesliedes "Widmung" von Robert Schumann, das auf einem Gedicht von Friedrich Rückert basiert. War diese erste Bearbeitung von Franz Liszt noch sanft und schwärmerisch, so beeindruckte die "Rigoletto-Paraphrase" nach Giuseppe Verdi im Anschluss durch ihr hohes Maß an Tempo und Virtuosität. Die atemberaubend schnellen Läufe und Akkordabfolgen meisterte Olga Andryushchenko mit technischer Perfektion. Zwischen den einzelnen Musikstücken las Konrad Göke, der die Veranstaltungsreihe in der Stadtkirche organisiert, den Konzertbesuchern einige Auszüge aus Briefen Franz Schuberts vor.

Volkmar Hansen, der Vizepräsident der Schubert-Gesellschaft, übergab den diesjährigen Preis der Deutschen Schubert-Gesellschaft schließlich stellvertretend für die erkrankte Präsidentin Christiane Schumann unter dem stürmischen Beifall des Moerser Publikums an Olga Andryushchenko. Auf eine lange Dankesrede verzichtete die Preisträgerin allerdings. Stattdessen bedankte sie sich mit der kraftvollen "Ungarischen Rhapsodie Nr. 6" von Franz Liszt und der sehnsuchtsvollen "Meditation" von Peter Tschaikowsky bei den anwesenden Mitgliedern der Deutschen Schubert-Gesellschaft und den zahlreichen Konzertbesuchern in der Moerser Stadtkirche.

(cas)
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