Moers Ein Grab für Hund und Herrchen?

Moers · Helga Terporten, langjähriges Ratsmitglied der SPD, setzt sich dafür ein, dass in Moers künftig die gemeinsame Bestattung von Menschen und Tieren möglich wird. Der Wunsch wirft eine Reihe von Fragen auf.

 Helga Terporten und ihre Hundedame Paula auf dem Friedhof in Hülsdonk. Die Politikerin möchte, dass auf einem der Moerser Friedhöfe ein Teil für gemeinsame Bestattungen von Tier und Mensch reserviert wird.

Helga Terporten und ihre Hundedame Paula auf dem Friedhof in Hülsdonk. Die Politikerin möchte, dass auf einem der Moerser Friedhöfe ein Teil für gemeinsame Bestattungen von Tier und Mensch reserviert wird.

Foto: Klaus Dieker

Paula ist ein Wonneproppen von einem Hund. Der Havanneser mit der Anmutung eines wandelnden Wollknäuels hat es nicht schwer, die Herzen der Menschen, denen er begegnet, für sich zu gewinnen. Seit siebeneinhalb Jahren sind die Hundedame und ihr Frauchen, Helga Terporten (72) , ein unzertrennliches Paar.

Das soll auch nach ihrer beider Tod so bleiben, ginge es nach dem Willen der Ehrenring-Trägerin der Stadt Moers. Sie will jetzt eine Initiative starten zur gemeinsamen Bestattung von Tieren und Menschen auf Moerser Friedhöfen.

"Unser Verhältnis zu Haustieren hat sich in den vergangenen Jahren doch stark gewandelt", begründet die SPD-Ratsfrau ihr Anliegen. Viele Tiere seien ihren Besitzern so ans Herz gewachsen, dass viele Hund oder Katze nach deren Tod nicht einfach entsorgen lassen wollen.

Sie selbst habe ja früher nie einen Hund im Haus haben wollen, doch als ihr Mann plötzlich gestorben sei, hätten ihre Kinder ihr Paula geschenkt. "Schon als ich den acht Wochen alten Welpen zum ersten Mal sah", war es um mich geschehen", sagt Terporten. Seitdem sind die beiden unzertrennlich.

Auf ihren Spaziergängen lernte sie viele Hundehalter kennen, die ihren Vierbeiner ähnlich liebgewonnen hätten wie sie Paula. Viele hätten den Wunsch zu erkennen gegeben, gemeinsam mit dem Tier bestattet zu werden.

Terporten führt Beispiele in Essen und Brauweiler an, in denen auf einem Friedhof abgetrennte Bereiche für die Tier-Menschbestattung vorgesehen worden seien. Tiere würden dort verbrannt und eine Kapsel mit der Asche würde dem menschlichen Grab beigefügt. Diese Praxis sei durch einen Runderlass der Landesregierung ausdrücklich als zulässig eingestuft worden, berichtet Enni-Geschäftsführer Lutz Hormes. Er lässt gegenwertig Fakten zusammentragen. Daraus soll dann eine Vorlage erstellt werden, über die der Verwaltungsrat noch in diesem Jahr entscheiden wird. Ob sein Vorschlag im Sinne Helga Terportens oder eher dagegen ausfallen wird, kann Hormes derzeit noch nicht sagen: "Ich glaube, dass es dazu zahlreiche Fürs und Widers gibt." Dies habe ja schon die Diskussion gezeigt, die um die Zulassung lebender Hunde auf Friedhöfen entstanden sei.

Auch Vertreter der Kirchen sind sich alles andere als einig. So kann Pfarrer Torsten Maes (Hundebesitzer, evangelisch) sich eine gemeinsame Bestattung von Mensch und Tier sehr gut vorstellen: " Ich persönlich habe da eine große Offenheit. Alle Kreaturen zählen doch zu Gottes Schöpfung." Es seie Zeit, ein Weltbild hinter sich zu lassen, das allein den Mensch in den Mittelpunkt stelle.

Ganz anders dagegen Pastor Peter Bossmann (Nicht-Hundehalter, katholisch): "Zwar sind auch Tiere Geschöpfe Gottes, aber nicht alle Geschöpfe Gottes sind gleich. Wenn man Tier und Mensch gleichsetzt, habe ich damit ein Problem." Allein der Mensch sei fähig, ein höheres Wesen zu erkennen. "Selbst wenn mir ein Tier noch so ans Herz gewachsen ist, würde ich es doch nie mit einem Menschen gleichsetzen." Zudem sieht Bossmann auch ein praktisches Problem: "Ich wüsste gar nicht, nach welchem Ritus ich eine Bestattung vornehmen sollte."

(RP)
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